MONTABAUR (awp international) - Der Telekommunikations- und Internetdienstleister United Internet tastet sich weiter an die eigene Jahresprognose heran. Den Ausblick bestätigte Vorstandschef und Mitgründer Ralph Dommermuth, der 40 Prozent der Aktien hält. Bei den neuen Vertragskunden muss sich das Unternehmen wegen des Preiskampfs im Billigsegment des Mobilfunkmarkts aber weiter strecken. In den ersten neun Monaten schmolz zudem der Gewinn deutlich zusammen, weil Sondereffekte und höhere Minderheitsanteile auf das Ergebnis drückten, wie der MDax -Konzern am Dienstag in Montabaur mitteilte. Im dritten Quartal stand deswegen sogar ein Verlust unter dem Strich.

Die vergangenes Jahr übernommene Drillisch, bei der Dommermuth das Telekommunikationsgeschäft unter dem Namen 1&1 Drillisch gebündelt hat, gewinnt weiter Kunden hinzu. Im Sommer hatte United Internet die Kundenprognose auf netto eine Million neue Verträge stutzen müssen. Nach neun Monaten stehen 690 000 Kunden mehr als am Jahresanfang zu Buche. Nun muss die Telekom-Sparte im Schlussquartal 310 000 Verträge hinzugewinnen - kein einfaches Unterfangen, wie Commerzbank-Analystin Heike Pauls schrieb. 1&1 Drillisch will schliesslich den insbesondere im Frühjahr von Telefonica Deutschland ausgelösten Preiskampf im Mobilfunk-Billigsegment nicht bis zum letzten Cent mitmachen.

Das Unternehmen habe aber schon einen starken Oktober hingelegt, schrieb Jefferies-Analyst Ulrich Rathe. Das sollte am Markt die Sorgen etwas dämpfen. Dass das Management um Dommermuth bei den seit Monaten andauernden Preisverhandlungen mit einem Anbieter nach eigener Auskunft bald mit einem Abschluss rechnet, sei ein positives Zeichen auch für das operative Ergebnis. Rund 750 Millionen Euro des bei der Konzernmutter United Internet eingeplanten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,2 Milliarden Euro sollen schliesslich von Drillisch kommen.

Die United-Internet-Aktien lagen am Vormittag rund ein Prozent im Plus, die Papiere von 1&1 Drillisch ebenso. Bei United Internet selbst habe die Sparte mit Geschäftsanwendungen für eine kleine positive Überraschung gesorgt, schrieb Commerzbank-Expertin Pauls.

Der Umsatz bei United Internet kletterte in den ersten neun Monaten auf 3,82 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von 10,2 Prozent, wenn der Konzern in dieser Form schon vor einem Jahr bestanden hätte. Das operative Ergebnis stieg nach dieser Rechnung um 10,5 Prozent auf 874,6 Millionen Euro. Dabei schnitt der Konzern im dritten Quartal mit 309 Millionen Euro etwas besser ab als in den vom Unternehmen in Auftrag gegebenen Konsensschätzungen.

Dagegen verbuchte der Konzern mit den Marken 1&1 Drillisch, GMX und Web.de in den ersten neun Monaten wegen verschiedener Sondereffekte einen scharfen Gewinneinbruch. Von Januar bis September stand für die eigenen Aktionäre nur noch 57,1 Millionen Euro Gewinn zu Buche und damit nur noch rund ein Zehntel so viel wie ein Jahr zuvor. Im dritten Quartal hagelte es sogar einen Verlust von rechnerisch 125,6 Millionen Euro, nach dem ersten Halbjahr hatte United Internet noch einen Gewinn von 182,7 Millionen Euro ausgewiesen.

Das lag unter anderem daran, dass United Internet sich vor einem Jahr über 300 Millionen Euro Sonderertrag aus der Drillisch-Übernahme gutschreiben konnte, in diesem Jahr aber eine Wertminderung auf die Beteiligung an der Kabelgesellschaft Tele Columbus von 216 Millionen Euro anfiel. United Internet hält 25 Prozent an dem Anbieter, dessen Aktienkurs in diesem Jahr stark abgestürzt war. In den vergangenen Jahren hat der Konzern des öfteren Wertminderungen auf seine Investments hinnehmen müssen, unter anderem bei dem Start-up-Investor Rocket Internet .

Auch bereinigt um solche Sonderbelastungen und -erträge ging der Gewinn je Aktie um 9 Cent auf 1,37 Euro zurück, weil United Internet deutlich mehr Gewinn an den Finanzinvestor und Minderheitsgesellschafter Warburg Pincus sowie an Drillisch-Aktionäre abführen muss.

"Wir sind für die nächsten Schritte unserer Unternehmensentwicklung sehr gut aufgestellt und blicken optimistisch auf das restliche Geschäftsjahr", bestätigte Konzernchef Dommermuth die Prognose./men/she/fba