MONTABAUR (dpa-AFX) - Den Telekomanbieter und Internetdienstleister United Internet hat es Ende Oktober an der Börse schwer gebeutelt. Grund dafür war ein Schiedsspruch im Streit der Mobilfunktochter 1&1 Drillisch mit dem Netzbetreiber Telefonica Deutschland (O2). Zwar hat sich die Situation aus Anlegersicht zuletzt etwas entspannt, die landläufige Kritik an United Internet und dem noch diffusen künftigen Geschäftsmodell aber nicht zum Schweigen gebracht. Die jüngsten Entwicklungen beim Unternehmen, was die Experten sagen und was die Aktie macht:

DAS IST LOS BEI UNITED INTERNET:

Neben dem abgelehnten Antrag auf rückwirkende Preissenkungen für den Zugang von 1&1 zum Telefonica-Deutschland-Netz machen United Internet derzeit auch höhere Regulierungsentgelte und eine Milliardeninvestition für den neuen Mobilfunkstandard 5G zu schaffen.

In den ersten neun Monaten des Jahres erzielte das Unternehmen auch wegen des schleppenden Hardware-Geschäfts nur ein moderates Umsatzplus von 1,7 Prozent. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg um knapp 8 Prozent. An den zuvor gesenkten Jahreszielen hielt das Management fest. So soll das Ebitda 2019 rund 1,25 Milliarden Euro erreichen. Der Umsatz soll um rund 2 Prozent steigen.

Mitte November teilte die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet mit, sich mit einem größeren Aktienpaket an United Internet beteiligt zu haben. Die Stimmrechtsanteile beliefen sich zuletzt auf rund 5,5 Prozent.

United Internet ist seit langem selbst bei Rocket Internet beteiligt und hielt nach jüngsten Angaben rund 9 Prozent an dem Unternehmen. United Internet hält auch knapp 29 Prozent am Kabelkonzern Tele Columbus, bei dem im Oktober auch Rocket Internet mit gut 12 Prozent eingestiegen war.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Nach der jüngsten Gewinnwarnung kürzten einige Analysten ihre Kursziele für die Aktie. An ihren Einschätzungen für die Papiere hielten die meisten aber fest. Insgesamt sind die Analysten immer noch mehrheitlich positiv für United Internet gestimmt.

Von 14 der im dpa-AFX Analyser erfassten Investmenthäuser empfehlen sieben die Aktie zum Kauf, sechs zum Halten und eins zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 38 Euro und damit deutlich über dem aktuellen Kurs von gut 31 Euro.

Das Analysehaus Jefferies gehörte zu denen, die ihre Kaufempfehlung für die Aktien strichen. Für Analyst Ulrich Rathe hat das Management an Glaubwürdigkeit stark eingebüßt.

Warburg Research ist das einzige Analysehaus, das seit dem eingetrübten Jahresausblick das Kursziel für United Internet erhöht hat. Analyst Jonas Blum lobte die zuletzt attraktive Geschäftsentwicklung des Telekomdienstleisters und hielt an seiner Kaufempfehlung fest.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Nach der Gewinnwarnung wegen des Rückschlags im Schiedsverfahren mit Telefonica Deutschland am Abend des 24. Oktober hatten die Papiere von United Internet innerhalb von sechs Handelstagen mehr als ein Viertel verloren. Seitdem befinden sie sich aber auf Erholungskurs und haben um rund 15 Prozent zugelegt.

2019 ist die Kursbilanz mit minus 19 Prozent aber immer noch klar negativ. Damit gehören die United-Internet-Titel zu den sechs schwächsten MDax-Papieren im laufenden Jahr. Der Index, der die Aktien mittelgroßer Unternehmen repräsentiert, stieg im laufenden Jahr um rund 27 Prozent.

Die Anteilsscheine des Unternehmens befinden sich schon seit fast zwei Jahren auf Talfahrt. Seit ihrem Rekordhoch im Januar 2018 bei 59,80 Euro sind sie aktuell nur noch fast die Hälfte wert. Der Börsenwert des Konzerns, an dem Firmengründer und Unternehmenschef Ralph Dommermuth rund 40 Prozent hält, schrumpfte auf nur noch etwas mehr als sechs Milliarden Euro zusammen./edh/kro/he/zb