NEW YORK (dpa-AFX) - Das Analysehaus Jefferies ist nach einem für 1&1 Drillisch negativen Schiedsspruch in einem Preisanpassungsverfahren vorsichtiger für die Aktien des Mobilfunkbetreibers und die der Mutter United Internet geworden. Nach dem Gutachter-Spruch im Oktober habe das Management an Glaubwürdigkeit stark eingebüßt, schrieb Analyst Ulrich Rathe und strich seine Kaufempfehlung für beide Aktien. Die Unsicherheit sei nun erst einmal hoch.

Rathe senkte aber nicht nur sein Anlageurteil jeweils von "Buy" auf "Hold", sondern kappte zugleich auch die Kursziele kräftig. 1&1 Drillisch sieht er auf Sicht von zwölf Monaten nur noch bei 24 Euro nach bislang 63 Euro. Das Kursziel für United Internet kappte er auf 29 von 55 Euro, womit er bei beiden kaum noch Kurspotenzial sieht. 1&1 werden derzeit zu 23 Euro gehandelt, die Papiere des Mutterkonzerns zu knapp 27 Euro.

Nach dem ersten Gutachter-Spruch seien positive Nachrichten zu 1&1 Drillisch nötig, die es aber vor April 2020 kaum geben dürfte, schrieb Rathe. Auslöser des Schiedsspruchs im Oktober war ein Streit mit Telefonica Deutschland über rückwirkende Preissenkungen im Großhandel für den Zugang von 1&1 zu deren Netz. Drillisch hatte deshalb einen externen Gutachter beauftragt, der den Preissenkungsanspruch von 1&1 Drillisch dann abschlägig beschieden hatte. Daraufhin hatten 1&1 Drillisch und United Internet am 25. Oktober ihre Gewinnziele für das laufende Jahr kräftig zusammengestrichen. Nun stehen noch drei weitere gutachterliche Prüfungen aus.

Der Ausgang des ersten der vier Schiedssprüche sei für Drillisch schlechtestmöglichst gewesen. Leider sei der Vertrag mit Telefonica Deutschland nicht öffentlich, so dass wesentliche Informationen über die Natur der Verträge für Investoren nicht zugänglich seien.

Seine neuen Schätzungen für 1&1 Drillisch implizierten einen Kostenanstieg im Großkundenbereich, der deutlich über den Angaben des Managements liege. Dadurch ergäben sich für einen typischen Reseller - ähnlich wie Freenet einer ist - langfristige Ebitda-Margen von um die 15 Prozent. Zuvor sei er noch von 18 bis 20 Prozent ausgegangen. Entsprechend habe er seine Schätzungen für das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) im Jahr 2021 um 30 Prozent reduziert.

Entsprechend der Einstufung "Hold" erwarten die Analysten von Jefferies, dass die Aktien auf Zwölfmonatssicht eine Gesamtrendite (Kursgewinn + Dividende) von bis zu 15 Prozent, aber auch einen Kursverlust (abzüglich Dividende) von bis zu 10 Prozent verbuchen können./ck/tih/jha/

Analysierendes Institut Jefferies.

Veröffentlichung der Original-Studie: 01.11.2019 / 15:22 / ET

Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 03.11.2019 / 19:00 / ET