FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach gekappten Zielen für das laufende Jahr von United Internet und 1&1 Drillisch haben sich die Anleger am Donnerstag von den beiden Telekom-Aktien verabschiedet. Die Kurse der Mutter United Internet und der Tochter 1&1 Drillisch sackten auf mehrjährige Tiefstände ab. Mit herben Verlusten hielten sie abgeschlagen die roten Laternen im MDax der mittelgroßen Börsentitel.

Bei United Internet wird der Umsatz in diesem Jahr voraussichtlich nur halb so stark steigen wie ursprünglich angenommen: um zwei statt vier Prozent. Grund ist unter anderem ein schwächer laufendes Hardware-Geschäft. Auch der operative Gewinn dürfte weniger stark steigen. Bei 1&1 Drillisch fragten Kunden zuletzt verstärkt nach ermäßigten LTE-Mobilfunktarifen. Die Maintaler kürzten daher die Wachstumsziele für den Service-Umsatz und das operative Ergebnis (Ebitda).

Anleger reagierten entnervt: Papiere von United Internet büßten zuletzt 8,6 Prozent auf 24,45 Euro ein, der niedrigste Stand seit Anfang 2014. Allein seit Jahresbeginn beläuft sich der Einbruch auf 36 Prozent. Auch ein Aktienrückkaufprogramm für bis zu 192 Millionen Euro konnte die Anleger nicht gnädig stimmen. Aktien von 1&1 Drillisch brachen sogar um fast 12 Prozent auf 22,16 Euro ein, ebenfalls auf das tiefste Niveau seit Anfang 2014. Seit Jahresbeginn steht ein Verlust von 50 Prozent zu Buche.

Angesichts dieser herben Einbußen und mehrjähriger Tiefstkurse reagierten Analysten erstaunlich gelassen. Für Ulrich Rathe vom US-Investmenthaus Jefferies waren die gekürzten Umsatzprognosen beider Unternehmen "keine große Sache". Bei 1&1 Drillisch seien die gekürzten Ziele unter anderem regulatorischen Einflüssen geschuldet sowie Planungskosten für das neue 5G-Mobilfunknetz. "Das zeigt, dass 1&1 Drillisch und United Internet dort vorankommen, wo es zählt", lautete Rathes Schluss. Der Aktienrückkauf von United Internet sei zudem ein "starkes Statement" des Unternehmens mit Blick auf den schwachen Aktienkurs.

Jonas Blum von Warburg Research kommentierte die reduzierten Geschäftsprognosen beider Unternehmen erst gar nicht, sondern hob stattdessen den Anstieg der Zahl der Neukunden bei 1&1 Drillisch positiv hervor. Bei United Internet habe das Segment Business Applications ein solides Wachstum gezeigt. Beides belege die Attraktivität der Geschäfte. Und mit einem neuen Preismodell von 1&1 Drillisch im Herbst sowie einem überzeugenden Plan für ein neues Geschäftsmodell stünden die wahren Kurstreiber erst noch bevor.

Maurice Patrick von der Investmentbank Barclays prognostizierte in einer vorbörslichen Einschätzung eine "verhaltene Kursreaktion" beider Aktien - und lag damit weit daneben. Das Ausmaß der Senkung der Prognosen beider Unternehmen sei "moderat". Das zweite Quartal belege vielmehr die anhaltende geschäftliche Dynamik. Alle drei zitierten Experten bekräftigten die Kaufempfehlungen für United Internet, Barclays-Analyst Patrick auch die für 1&1 Drillisch./bek/ajx