Trotz langsamer Erholung der Werbemärkte wirft die Corona-Krise den europäischen Fernsehkonzern RTL beim Wachstum um bis zu fünf Jahre zurück.

Umsatz und Betriebsgewinn (Ebita) dürften im Gesamtjahr "signifikant unter dem Niveau von 2019 und anderen früheren Jahren liegen", sagte Vorstandschef Thomas Rabe am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahresbilanz. "Das wäre niedriger, als was wir in den letzten vier, fünf Jahren erreicht haben, sowohl Umsatz als auch Ebita", erläuterte Rabe, der auch den RTL-Mutterkonzern Bertelsmann leitet. In den vergangenen fünf Jahren war der RTL-Umsatz von gut sechs Milliarden Euro im Jahr 2015 auf zuletzt knapp 6,7 Milliarden Euro gewachsen.

Weil nun in der Wirtschaftskrise wichtige Kunden wie Konsumgüterkonzerne, Reiseanbieter und Autohersteller ihre Werbeausgaben zurückfuhren, brachen Erlöse und Betriebsgewinn von RTL im zweiten Quartal ein. Der Umsatz schrumpfte um 28 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis sackte um 69 Prozent auf 105 Millionen Euro ab. Allerdings verlor die RTL Group nach eigenen Angaben in ihren wichtigsten Werbemärkten in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden weniger stark als ihre Konkurrenten und gewann deshalb Marktanteile hinzu. Dem deutschen Rivalen ProSiebenSat.1 macht die Krise ebenfalls schwer zu schaffen.

Die Werbeerlöse, die bei vielen privaten Fernsehsendern einen Großteil der Einnahmen ausmachen, brachen bei RTL im zweiten Quartal europaweit um 40 Prozent ein. Im laufenden dritten Quartal erwartet Vorstandschef Rabe einen Rückgang um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nachdem das Geschäft im ersten Quartal noch stabil geblieben war, dürften die Werbeeinnahmen damit auf Neunmonatssicht um rund 20 Prozent zurückgehen, sagte der Manager. Die Entwicklung im vierten Quartal, das für die Branche traditionell das stärkste im Gesamtjahr ist, sei hingegen noch völlig offen, betonte Rabe.