Zürich (awp) - Nachdem auch der Schweizer Aktienmarkt in den letzten Wochen seine Erholung vom Corona-Einbruch kurzzeitig nochmals verstärkt hatte, setzt nun angesichts einer Vielzahl ernüchternder Halbjahresberichte und Konjunkturdaten eine Konsolidierung ein. Dabei hatte die US-Notenbank Fed am Vorabend noch die Gemüter der Marktteilnehmer insoweit beruhigt, als dass sie ihren aktuellen Kurs bestätigt hatte. Allerdings warnte Fed-Chef Jerome Powell, dass die weitere wirtschaftliche Entwicklung hauptsächlich von der Entwicklung der Pandemie abhänge. Und auch das erhoffte US-Konjunkturpaket lässt auf sich warten.

Derweil hat die Wirtschaftsleistung in Deutschland einen historischen Einbruch erlebt. Das BIP schrumpfte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 10,1 Prozent, der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970. Vor diesem Hintergrund dürften Investoren umso nervöser auf die BIP-Daten aus den USA warten, die im weiteren Handelsverlauf anstehen. Am Abend nach Handelsschluss in den USA folgen dann noch die drei US-Schwergewichte Apple, Amazon und Alphabet mit Zahlen. Laut Händlern warten Investoren diese Zahlen ab, bevor sie sich weiter positionieren, da alle drei einen starken Einfluss auf den Gesamtmarkt haben.

Der SMI fällt gegen 11.05 Uhr um 1,0 Prozent zurück auf 10'170,07 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, sinkt um 1,21 Prozent auf 1'540,81 und der breit gefasste SPI um 0,84 Prozent auf 12'617,29 Zähler. Von den 30 SLI-Werten fallen 25 zurück, während fünf ein Kursplus aufweisen.

Dass Investoren sich etwas schwer mit der Bewertung der vorgelegten Zahlen tun, zeigt auch ein Blick auf die vier Blue Chips, die an diesem Morgen Zahlen vorgelegt haben. Mittlerweile rangieren nämliche die Aktien von Nestlé mit +0,7 Prozent unter den grössten Gewinnern. Im frühen Handel waren sie noch unter den grösseren Verlieren und damit massgeblich für den schwächeren Handelsstart verantwortlich. Laut Händlern sind die Zahlen zum zweiten Quartal teilweise besser als erwartet ausgefallen. Es war vor allem die leicht gesenkte Wachstumsguidance für das Gesamtjahr, die tendenziell weniger gut aufgenommen wurde.

Auch der Spezialchemiekonzern Clariant (+1,3%) gehört mittlerweile zu den wenigen Gewinnern. Hier hatten Analysten, etwa von Goldman Sachs, in einem Kommentar vor allem den EBITDA hervorgehoben, der die Erwartungen übertroffen habe.

Dagegen haben die Anteilsscheine der Credit Suisse (-0,5%) an Zugkraft verloren. Die Grossbank hat im zweiten Quartal trotz Coronakrise mehr verdient und auch die Markterwartungen deutlich übertroffen. Der seit Februar amtierende Konzernchef Thomas Gottstein hat indes eine Reorganisation der Bank angekündigt.

Auch die Aktien von LafargeHolcim (-1,1%) sind mittlerweile in die Verlustzone gerutscht. Dabei fallen die Kommentare unter dem Strich eher positiv aus. Vor allem dass der Konzern den Tiefpunkt durchschritten sieht, wird von den Experten wohlwollend quittiert. Allerdings hat Konkurrent HeidelbergCement im gleichen Zeitraum schlechter als erwartet abgeschnitten, was den Sektor belaste.

Auch andere Werte leiden unter den Aussagen ihrer ausländischen Konkurrenten. Beispielsweise können die Aktien von Julius Bär (-3,4%) und der UBS (-2,7%) nicht von den Zahlen der CS profitieren. Vielmehr spüren sie, dass die britische Grossbank Lloyds stärker als bislang erwartet von den Folgen der Coronakrise betroffen ist.

Die Versicherer Zurich, Swiss Life und Swiss Re wiederum werden durch den Gewinneinbruch beim grössten italienischen Versicherer Generali belastet, wie die Abgaben von mehr als 3 Prozent zeigen. Gerade mit den am morgigen Freitag anstehenden Zahlen der Swiss Re werde dies als schlechtes Omen gesehen. Wobei der Rückversicherer bereits mitgeteilt hat, dass er einen Verlust eingefahren hat.

Schwache Vorgaben liefert auch der Luxusgüterkonzern Hermes, bei dem der Umsatz im zweiten Quartal um 40 Prozent eingebrochen ist. Das lässt Investoren vorsichtig agieren. Richemont verlieren 1,4 Prozent. Swatch geben mit -0,7 Prozent nicht ganz so deutlich nach.

Neben den Blue Chips haben sich am Morgen auch verschiedene Unternehmen aus den hinteren Reihen zu Wort gemeldet. Während Kardex (-1,8%) vor allem mit dem Ausblick für schlechte Stimmung sorgt, hat Komax (-2,1%) eine Gewinnwarnung ausgesprochen.

Dagegen ziehen Bucher nach Halbjahreszahlen um 2,0 Prozent an.

hr/kw