Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist im Verlauf des Dienstagvormittags etwas tiefer in die Verlustzone gefallen, und der Leitindex SMI notiert nun klar unter der Marke von 10'200 Punkten. Die Euphorie vom Vortag sei verflogen, meinen Händler. Und diese sei bei genauer Betrachtung wohl auch übertrieben gewesen. Als Hauptauslöser für die gute Stimmung vom Wochenstart galt, dass die chinesische Regierung via die staatlichen Medien Aufbruchstimmung verbreitete.

Nun aber rücken die Corona-Folgen wieder in den Vordergrund. Zwar gehe das Gros der Investoren nach wie vor davon aus, dass die Pandemie "beherrschbar" bleibe, so ein Händler. "Ansonsten wären die aktuell hohen Bewertungen auch nicht zu erklären." Gleichwohl werde jedoch wieder verstärkt über "Themen" nachgedacht, die die Märkte in den nächsten Monaten aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Die Stichworte dazu lauten: 2. Welle, US-Wahlen und Schuldenwirtschaft.

Der SMI notiert um 11.00 Uhr 0,78 Prozent tiefer bei 10'173,84 Punkten, nachdem er am Vortag um 1,26 Prozent zugelegt hatte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 0,74 Prozent auf 1'534,19 und der breite SPI 0,74 Prozent auf 12'581,57 Zähler ein. 24 der 30 SLI-Titel weisen ein negatives Vorzeichen auf.

Aktuell büssen fast die Hälfte der Blue Chips mehr als 1 Prozent ein, wobei aber kein klares Muster erkennbar ist. Angeführt wird das Verliererfeld von Temenos (-2,3%), dahinter folgen unter anderem Alcon (-1,9%) und Logitech (-1,5%).

Einen schweren Stand haben auch Sonova (-2,1%), die damit einen schönen Teil der Gewinne vom Vortag einbüssen. Am Montag hatten die Papiere des Hörgeräteherstellers nach der Vorlage von Zahlen um über 5 Prozent zugelegt.

Klar abwärts geht es auch mit den Credit-Suisse-Papieren (-1,7%), die am Vortag ebenfalls noch zu den grössten Gewinnern gezählt hatten. Hier belaste, dass die UBS-Analysten ihre Kaufempfehlung zurückgenommen hätten, heisst es im Handel. Das sei vor allem auf symbolischer Ebene ein bedeutsamer Schritt. Denn die Kaufempfehlung habe seit vielen Jahren bestanden. UBS büssen derweil nur 0,5 Prozent ein.

Bei LafargeHolcim (-1,4%) belasten derweil Nachrichten des Konkurrenten HeidelbergCement, der einen Milliarden-Abschreiber vornahm. Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, könnte auch LafargeHolcim im Hinblick auf die Halbjahresergebnisveröffentlichung von Ende Juli zu solchen Bilanzkorrekturen gezwungen sein.

Mehr als 1 Prozent geben aber auch die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-1,2%) und Roche (-1,1%) nach. Dabei lagen für Novartis eigentlich positive Nachrichten vor. Der Konzern hat von der Europäischen Kommission grünes Licht für die Asthma-Therapie Enerzair Breezhaler erhalten. Das dritte Schwergewicht Nestlé hält sich derweil mit Abgaben von nur -0,6 Prozent deutlich besser.

Das kleine Gewinnerfeld wird von den Schindler-Papieren (+2,0%) angeführt. Der Titel erhält Auftrieb von gleich zwei Aufstufungen, nämlich durch die UBS und durch Berenberg. Beide Institute empfehlen die Aktien neu zum Kauf.

Klare Gewinne verzeichnen auch Geberit (+1,2%). Damit bauen die Titel ihre Kursgewinne des Vortags aus, die nach der Veröffentlichung von Semesterresultaten eingesetzt hatten. Mehrere Analysten haben ihre Kursziele nach oben angepasst, bleiben aber für die Zukunft vorsichtig eingestellt.

Relativ klar nach oben geht es ausserdem mit Richemont (+0,7%).

Am breiten Markt fallen unter anderem Zur Rose (+1,2%) auf. Das Papier markierte im Handelsverlauf ein neuerliches Rekordhoch. Eine deutliche Kursziel-Erhöhung von Barclays verlieh dem Highflyer weiteren Schub. Seit Anfang Jahr haben sich die Titel damit im Wert beinahe verdreifacht.

Auffällig im Plus sind ausserdem Obseva (+9,1%). Sie machen damit aber nur einen kleinen Teil der Vortagesverluste von gut 40 Prozent wett.

Klar abwärts geht es auf der anderen Seite mit Investis (-4,0%) oder Lalique (-3,8%).

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