Die Biotechfirma BioNTech will ihr Corona-Impfstoffprojekt nach positiven ersten Studiendaten in die nächste größere Phase der Entwicklung bringen.

Das Mainzer Unternehmen und sein Partner Pfizer planen, mit dem vielversprechendsten ihrer Impfstoffkandidaten eine klinische Wirksamkeitsstudie mit bis zu 30.000 Teilnehmern, die Ende Juli starten soll, wie BioNTech am Mittwoch mitteilte. "Wir sind aktuell im Zeitplan so wie andere auch. Dass auch unsere Mitstreiter im Kampf gegen Corona weiterkommen, ist wichtig für uns alle", sagte Vorstandschef Ugur Sahin der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf das Rennen um einen Covid-19-Impfstoff.

Weltweit forscht die Pharmaindustrie fieberhaft an Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus. BioNTech hatte im April als erstes Unternehmen in Deutschland die Genehmigung für eine klinische Studie mit einem möglichen Covid-19-Impfstoff erhalten. Insgesamt geht es um vier Impfstoffkandidaten, die hierzulande an rund 200 gesunden Freiwilligen erprobt werden sollten und in den USA an mehr als 300. Von einem der vier Impfstoffe liegen nun erste Ergebnisse vor, die nach Angaben von BioNTech positiv ausfielen. "Diese ersten Studienergebnisse zeigen, dass der Impfstoff eine Immunaktivität aufweist und eine starke Immunantwort auslöst", sagte Sahin. Die Immunantwort sei in der Gruppe der Teilnehmer, die die niedrigste Dosierung erhielt, 1,8 Mal höher als die durchschnittliche Immunantwort bei genesenen Covid-19-Patienten.

In der Phase-1/2-Studie wurde der Impfstoff in verschiedenen Dosierungen an zunächst 45 Erwachsenen getestet, von denen neun ein Placebo erhielten. Der Impfstoff habe eine gute Verträglichkeit gezeigt und eine dosisabhängige Immunogenität erzeugt. Die höchste von drei Dosierungen wurde wegen Nebenwirkungen in dieser Gruppe nicht fortgesetzt. Die Daten sollen noch in einem wissenschaftlichen Fachmagazin veröffentlicht werden. Weitere erste Ergebnisse mit seinen übrigen drei Impfstoffkandidaten erwartet BioNTech in den nächsten Wochen.

In der ab Ende Juli geplanten Phase 2b/3-Studie mit bis zu 30.000 Teilnehmern, die vor allem in den USA stattfinden soll, soll dann die Entwicklung des vielversprechendsten der Impfstoffkandidaten vorangetrieben werden. Wenn die Studien erfolgreich sind und der Impfstoff die behördliche Zulassung erhält, rechnen die Unternehmen damit, bis Ende 2020 bis zu 100 Millionen Dosen und bis Ende 2021 möglicherweise mehr als 1,2 Milliarden herstellen zu können. In diesem Fall arbeiten BionTech und Pfizer zusammen, um den Impfstoff weltweit zu vertreiben. Ausnahme ist China, wo die Mainzer mit Fosun Pharma bei der Entwicklung kooperieren.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO werden gegenwärtig 17 Impfstoffprojekte am Menschen getestet. Erste frühe Studiendaten mit ihren Covid-19-Impfstoffkandidaten haben bereits Moderna, die chinesische CanSino Biologics und Inovio Pharmaceuticals veröffentlicht. Der US-Biotechkonzern Moderna, der Mitte März die erste klinische Studie in den USA startete, hat sich wie Biontech und der Tübinger Rivale CureVac, der diesen Monat seine klinische Studie startete, auf Impfstoffe auf Basis der so genannten Boten-RNA (mRNA) spezialisiert. Sie soll den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Proteinen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln.