Zürich (awp) - Das Geschäft des Bankensoftwareanbieters Temenos bleibt gemäss CEO Max Chuard auch im zweiten Quartal schwierig, nachdem im März waren wegen der Coronakrise viele IT-Projekte bei den Banken verschoben wurden. Die Projekte seien aber nicht annulliert worden, betonte Chuard in einem Interview: "Wir rechnen mit einer Erholung im zweiten Semester."

Das Geschäft von Temenos sei vorhersehbar, erklärte Chuard gegenüber der "Finanz und Wirtschaft" (Onlinepublikation vom Dienstag). Mehr als 50 Prozent des Umsatzes, nämlich das Wartungs- und das Subskriptionsgeschäft (Software as a Service SaaS) seien "wiederkehrend und hoch profitabel".

Der wiederkehrende Umsatz werde im laufenden Jahr deshalb "mindestens 13 Prozent" wachsen und der Gewinn werde sich "mindestens 7 Prozent" vergrössern, bekräftigte Chuard die bereits im April abgegebenen Prognosen. "Unsere Guidance steht."

Kürzungen für Management

Einige Projekte aus dem ersten Quartal hätten bereits jetzt im zweiten abgeschlossen werden können, sagte Chuard. Der Ausgang von Vertragsverhandlungen sei in diesem Umfeld aber schwierig vorherzusagen, räumte er ein. "Deshalb haben wir keine Ziele für das Lizenzwachstum definiert und geben auch keine Guidance auf Quartalsbasis ab."

Gleichzeitig sei die Kostenbasis von Temenos "flexibel". So habe das Unternehmen einen "Solidaritätsplan" eingeführt, der für das Management Salärkürzungen vorsehe. Die Belegschaft werde dieses Jahr aber wachsen, besonders im Bereich Forschung und Entwicklung, beteuerte Chuard. "Wir wollen gestärkt aus der Krise heraus kommen und werden bereit sein, wenn die Nachfrage wieder anzieht."

Banken wollen weiter digitalisieren

Kürzungen von IT-Budgets der Banken fürchtet Chuard aber nicht: Seine Gespräche mit Banken-CEO handelten von Investitionen, sagte er. Einige Bankinstitute hätten grosse Mühe mit der Covid-Situation gehabt: "Sie konnten nicht kommunizieren oder hatten Mühe bei der Einführung dezentralen Arbeitens. Auch die Helpdesks waren oft überfordert."

Temenos-Kunden hätten nicht mit solchen Problemen zu kämpfen gehabt, sagte der CEO des Softwareunternehmens. Zudem wirke sich der Regulierungs- und der Kostendruck sowie Wettbewerb seitens der Tech-Giganten weiterhin auf die Banken aus. "Dies alles bestärkt sie in ihren Plänen, weiter in die Digitalisierung zu investieren."

Komfortable Cash-Situation

Mit der Cash-Situation fühle er sich "wohl", sagte Chuard. Sogar im ersten Quartal, als Temenos "voll von der Krise erfasst wurde", sei der operative Cashflow um 9 Prozent gesteigert worden. Dank unserem starken Cashflow werde Temenos bis Ende Jahr den Verschuldungsgrad von 2,6 im Verhältnis zum Ebitda auf ungefähr 2 reduzieren können. "Aufgrund unserer starken Bilanz haben wir auch unsere Dividende planmässig ausgezahlt."

Auch an Akquisitionen bleibe das Unternehmen interessiert. "Das aktuelle Umfeld bietet Gelegenheiten. Wir bleiben aber finanziell diszipliniert", sagte der CEO. Die Objekte müssten strategisch Sinn ergeben, wie etwa das 2019 übernommene US-Unternehmen Kony.

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