Zürich (awp) - Der weltweite Aufwärtstrend an den Börsen geht am Mittwoch weiter. Die Anleger hoffen, dass sich die Wirtschaft dank der immer umfangreicher werdenden Lockerungen bei den Pandemiemassnahmen und dank verschiedener Konjunkturprogramme rasch erholt. "Die Börse nimmt eine V-förmige Erholung vorweg", sagt ein Händler. Die Euphorie der Anleger sei sehr gross. Aus Angst, sie könnten etwas verpassen, griffen sie einfach zu. Auch negative Faktoren wie etwa schlechter als erwartet ausgefallene Konjunkturzahlen oder politische Spannungen würden derzeit ausgeblendet.

Manche Händler warnen nun aber auch vor zu viel Euphorie. So stellten der Konflikt der USA mit China, die sozialen Unruhen in den USA und die Möglichkeit einer zweiten Pandemie-Welle durchaus Risikofaktoren dar, die den Optimismus plötzlich wieder verschwinden lassen könnten. Impulse dürften von den US-Arbeitslosenzahlen ausgehen. Heute steht der Bericht der privaten US-Arbeitsagentur ADP und am Freitag der offizielle Bericht der US-Regierung an.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 1,20 Prozent höher bei 10'070,60 Punkten und damit erstemals seit Anfang März wieder über dieser wichtigen Marke (Tageshoch 10'093 Punkten), der breite SPI avanciert 0,95 Prozent auf 12'474,58 Zähler. Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die defensiven Schwergewichte nicht mit ihrem ganzen Gewicht enthalten sind, gewinnt gar 1,68 Prozent auf 1'510,87. Dabei tendieren 27 Titel fester und nur drei schwächer.

Möglicherweise sei kurzfristig nun aber der Höhepunkt erreicht, sagt ein Händler. Es sei Zeit für eine Atempause. Er rechne mit einer Korrektur von maximal fünf Prozent, bevor der SMI dann im weiteren Verlauf des Juni wieder einen Angriff auf die 10'000 Punkte-Marke starte. Danach sei dann aber mit einer stärkeren Reaktion nach unten zu rechnen, weil die Anleger sich wieder auf die zahlreichen fundamentalen Probleme besinnen dürften.

Doch derzeit setzen die Investoren weiter auf die Karte Hoffnung und kaufen Zykliker und Finanzwerte, die sich zuletzt schwächer als der Gesamtmarkt entwickelt hätten. In der oberen Hälfte der Kurstafel stehen die Anteile des Senosrenherstellers Ams (+5,4%), die den Höhenflug fortsetzen.

Ebenfalls gesucht sind die Anteile des Zementkonzerns LafargeHolcim (+3,6%), der Luxusgüterhersteller Richemont (+2,7%) und Swatch (+3,0%), des Personalvermittlers Adecco (+2,9%) und des Automationskonzens ABB (+2,8%).

In den vorderen Rängen stehen zudem die Versicherer Swiss Re (+5,0%), Swiss Life (+4,1%) und Zurich (+4,1%) sowie die Banken Credit Suisse (+4,8%), UBS (+2,7%) und Julius Bär (+2,8%). Sie zählen zu den Blue Chips mit der schlechtesten Performance im laufenden Jahr.

Weniger gefragt sind Akten von Unternehmungen mit einem defensiven Geschäftsmodell. So bilden der Pharmakonzern Novartis (-0,4%), der Riechchstoffhersteller Givaudan (-0,3%), der und der Pharmazulieferer Lonza (+0,04%) zusammen mit Logitech (-0,3%), die unter Gewinnmitnahmen nach der Aufnahme in den MSCI Switzerland Index leiden würden, das Schlusslicht. Auch Nestlé (+0,2%) und Roche (+0,5%) hinken dem Markt hinterher.

Am breiten Markt stehen Autoneum (-3,4%) im Fokus. Der Autozulieferer hat wegen der Covid-19-Krise für das erste Halbjahr eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Implenia sinken um 3,0 Prozent. Heute beginnt die Bezugsfrist für die Aktien der Immobiliengesellschaft Ina Invest, die vom Baukonzern abgespalten wird.

BCV büssen 5,1 Prozent ein. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktie im Vorfeld der Aufnahme in den MSCI Switzerland und den Stoxx Europe 600 Index stark gestiegen war.

Auf der anderen Seite setzen Dufry (+11%) laut Händlern nach einer Kaufempfehlung von Santander den Aufwärtstrend vom Vortag fort. Die Hoffnung auf baldige Belebung im Tourismus sowie spekulative Käufe würden den arg gebeutelten Titel antreiben, heisst es.

Um 15 Prozent zulegen können Leclanché. Die Aktien profitierten weiter davon, dass der angeschlagenen Energiespeicherhersteller von der aus Polen operierenden Eneris Group eine Finanzspritze erhält.

pre/uh