In der durch die Corona-Krise gebeutelten Automobilindustrie kommt der befürchtete Jobabbau ins Rollen.

Nach dem japanischen Hersteller Nissan kündigte am Freitag dessen französischer Allianz-Partner Renault wegen des weltweiten Absatzeinbruchs die Kürzung tausender Stellen an. 15.000 Arbeitsplätze sollen in den nächsten drei Jahren weltweit verloren gehen. Verhandlungen mit den Gewerkschaften darüber sowie über eine Reorganisation der Werke hätten begonnen. Nissan will seine Fabrik in Barcelona mit rund 3000 Mitarbeitern dichtmachen.

Auch andernorts regiert der Rotstift: Beim deutschen Zulieferer ZF Friedrichshafen sollen in den kommenden Jahren bis zu 15.000 Jobs wegfallen, weil die Autobauer wegen der äußerst schwachen Pkw-Nachfrage kaum Teile abrufen. BMW bestätigte Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Personalabbau. Dieser soll einem Medienbericht zufolge bei rund 6000 Stellen liegen.

Die gesamte Branche ächzt unter der Pandemie. Der Absatz ist weltweit eingebrochen, die Werke sind kaum ausgelastet. Die Kosten schlagen auf die Bilanzen durch, weil die Unternehmen nur wenig Einnahmen haben. Tausende Autos werden auf Halde gebaut, damit wenigstens ein Teil der Belegschaft beschäftigt ist. Über kurz oder lang müssen sich nach Meinung von Experten auch andere Konzerne Gedanken über die hohen Überkapazitäten machen. Vor allem in Europa sei nach der Finanzkrise vor gut zehn Jahren versäumt worden, Werke zu schließen, mahnen Analysten. Ein Grund dafür ist, dass an der Automobilindustrie viele Arbeitsplätze hängen und die Staaten daher viel tun, damit die Branche nicht unter die Räder kommt. Frankreich hat im Kampf gegen die Corona-Krise ein milliardenschweres Rettungspaket für die Autoindustrie angekündigt, in Deutschland wird noch darüber diskutiert.

RENAULT WILL PRODUKTION UM FAST EIN FÜNFTEL DROSSELN

Die französische Regierung macht einen für Renault in Aussicht gestellten Hilfskredit über fünf Milliarden Euro davon abhängig, dass sich der Konzern mit den Gewerkschaften über die Zukunft der Arbeitsplätze in dem Land einigt. Nach Gewerkschaftsangaben sind 4500 Arbeitsplätze in Frankreich von den Sparplänen betroffen. Renault, an dem der französische Staat mit 15 Prozent beteiligt ist, will durch den Umbau in den kommenden drei Jahren zwei Milliarden Euro einsparen. Nach Unternehmensangaben sollen insgesamt sechs Standorte überprüft werden, darunter ein Komponentenwerk in der Bretagne und das Werk in Dieppe, in dem Sportwagen der Marke Alpine vom Band rollen. Gewerkschafter befürchten, dass es im Falle von Schließungen wie in Spanien zu massiven Protesten kommen könnte.

Weltweit will Renault die Produktion bis 2024 um fast ein Fünftel drosseln und sich auf profitablere Modelle konzentrieren. Einschließlich des Personalabbaus, Versetzungen von Mitarbeitern sowie Pensionsplänen, die insgesamt zehn Prozent der weltweiten Belegschaft betreffen, rechnet das Management mit Kosten von 1,2 Milliarden Euro.

Die kriselnde Allianz von Renault und Nissan, zu der auch der japanische Autobauer Mitsubishi gehört, will enger zusammenrücken, um die Krise zu überstehen. Dazu hatten die Partner jüngst angekündigt, ihre Zusammenarbeit weltweit untereinander aufzuteilen und sich besser abzustimmen. Demnach soll je ein Partner in einer Region und bei der Entwicklung eines Fahrzeugtyps oder einer Technologie die Führung übernehmen und die anderen ihm folgen. Auch dadurch sollen die Kosten sinken.

Die "Passauer Neue Presse" berichtete, BMW wolle den Stellenabbau im Konzern beschleunigen. Der Vorstand verhandle mit dem Betriebsrat darüber, wie er ohne betriebsbedingte Kündigungen möglichst bald rund 6000 der weltweit 126.000 Arbeitsplätze streichen könne. "Die bisher getroffenen Entscheidungen reichen nicht aus, um die BMW Group bestmöglich durch diese enorm schwierige Situation zu steuern", zitierte die Zeitung BMW-Finanzchef Nicolas Peter.