Europas Anleger setzen weiter auf eine rasche Wirtschaftserholung und treiben den Dax weiter Richtung 12.000 Punkte.

Europas Börsen legten am Donnerstag den vierten Tag in Folge zu: der deutsche Leitindex gewann 1,1 Prozent auf 11.781 Punkte, der EuroStoxx50 stieg um 1,4 Prozent. Die US-Börsen lagen rund ein halbes Prozent höher.

"Die aktuelle Rally basiert vor allem auf der Hoffnung, dass die Pandemie bereits unter Kontrolle gebracht wurde und die wirtschaftliche Erholung dank der Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken weltweit beschleunigt werden kann", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Es entstehe eine gefährliche Sorglosigkeit, warnte dagegen Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die große Gefahr bestehe darin, dass eben nicht wie erwartet alles zügig wieder zum alten Normalzustand zurückkehren werde.

Auch die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China würden verdrängt, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Wegen des Streits um das chinesische Sicherheitsgesetz für Hongkong erwägen die USA Insidern zufolge, der Sonderverwaltungszone den bevorzugten Zollstatus zu entziehen. "China wird Vergeltung üben und die USA mit ähnlichen Sanktionen belegen", fügte Aslam hinzu. "Das wird das Wirtschaftswachstum zusätzlich belasten." Diese Sorgen spiegelten sich im Goldpreis wider. Die "Antikrisen-Währung" verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1722 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Die Aussicht auf weitere EU-Konjunkturhilfen gaben dem Euro Rückenwind. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1,1058 Dollar. Auch bei südeuropäischen Anleihen griffen die Investoren zu, was die Renditen von den besonders von den EU-Geldern profitierenden Ländern wie Italien und Spanien drückte.

INNOGY-AUFTRAG BEFLÜGELT NORDEX - EASYJET HEBEN AB

Bei den deutschen Aktienwerten heimsten Nordex Kursgewinne von zwei Prozent ein. Der Windkraftanlagen-Bauer erhielt vom Versorger Innogy einen Auftrag zum Bau eines Windparks mit einer Leistung von 27 Megawatt.

In Paris stiegen die Papiere von Safran um 2,2 Prozent. Der französische Konzern, der gemeinsam mit General Electric (GE) Triebwerke produziert, profitierte von der Ankündigung des US-Flugzeugbauers Boeing, die Produktion des Unglücksfliegers 737 MAX wieder aufzunehmen.

In London gewannen die Titel von EasyJet 4,4 Prozent. Der Billig-Flieger will wegen der Virus-Krise etwa 30 Prozent der Stellen streichen. Der skandinavischen Fluggesellschaft SAS brockte die Pandemie-Restriktionen einen Quartalsverlust von umgerechnet 352 Millionen Euro ein - rund drei Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. SAS-Papiere rutschten daraufhin in Stockholm um 11,2 Prozent ab.

Vor der geplanten Wiedereröffnung der Kinos im Juli waren die Aktien des angeschlagenen Betreibers Cineworld gefragt. Sie schnellten um mehr als 21 Prozent nach oben.

Die zuletzt gut gelaufenen Autowerte notierten hingegen überwiegend schwächer. Größter Dax-Verlierer waren VW mit einem Minus von rund zwei Prozent auf 137,22 Euro. Die Kritik an Konzernchef Herbert Diess von seiten der Arbeitnehmervertreter nimmt zu.