Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Freitagmittag tief im roten Bereich. Seit einer bereits sehr schwachen Eröffnung bewegt sich der Leitindex SMI mehr oder weniger seitwärts. Nach drei Tagen mit steigenden Kursen und dem Feiertag am Donnerstag wird damit ein guter Teil der Gewinne vom Wochenbeginn wieder mitgenommen. An anderen Orten in Europa und auch in den USA wurde an Auffahrt gehandelt, wobei die Börsen mehrheitlich Abschläge verzeichneten, welche die Schweizer Aktien nun nachzeichnen müssen. Die Stimmung hat sich mit dem Aufkommen neuer politischer Spannungen zwischen den USA und China aber auch grundsätzlich wieder etwas verschlechtert.

US-Präsident Donald Trump hatte dem chinesischen Premierminister Xi Jinping vorgeworfen, dass dieser persönlich hinter Attacken von Desinformation und Propaganda in den USA und Europa stehe. Trumps Angriff richtet sich gegen Chinas Versuch, mit sauberer Weste aus der Corona-Krise zu kommen, samt entsprechenden Aussagen zur Pandemie. In Marktkreisen hiess es dazu, die neuerliche Zuspitzung der Lage sorge unter den Investoren für eine gewisse Nervosität. Am Nachmittag erwarten die Börsianer mit einer gewissen Spannung noch die Publikation des Protokolls der letzten EZB-Sitzung.

Der SMI steht um 11.30 Uhr 1,40 Prozent tiefer bei 9'653,53 Punkten. Der die 30 wichtigsten Aktien umfassende SLI fällt um 1,35 Prozent auf 1'420,46 Punkte zurück und der breite SPI um 1,44 Prozent auf 12'037,91 Punkte. Gewinner gibt es unter den Blue Chips derzeit bis auf Zurich (+0,8%) keine.

Am stärksten unter Druck stehen derzeit Sonova (-3,4%). Eine geringe Kurszielerhöhung durch Berenberg vermag den Titel kaum zu stützen, zumal das Institut die Einstufung auf "Hold" belassen hat.

Auch die Aktien der Luxusgüter-Konzerne Richemont (-3,1%) und Swatch (-1,3%) geben klar nach. Die neue Sorgen um den Handelsstreit zwischen der USA und China sowie auch die Möglichkeit erneuter politischen Unruhen in Hongkong belasten diese Titel besonders. Gerade für die Luxusgüterhersteller sind dies angesichts der grossen Abhängigkeit vom chinesischen Markt keine guten Nachrichten.

Weitere Aktien mit überdurchschnittlichen Verlusten sind etwa AMS (-3,3%), Kühne+Nagel (-2,8%) oder Nestlé (-2,6%). Auch die beiden Pharmaschwergewichte Roche (-1,0%) und Novartis (-1,2%) entziehen sich dem negativen Trend nicht, stabilisieren aber immerhin den Gesamtmarkt nach unten. Roche hat am Morgen neue Studienresultate vorgelegt und über eine kleinere Akquisition berichtet, welche in Marktkreisen wohlwollend kommentiert wurde.

Gar nicht gefragt sind auch die Grossbanken, von denen UBS (-2,0%) noch etwas mehr abgeben als CS (-1,8%). Für diese beiden hat Goldman Sachs jeweils das Kursziel etwas gesenkt, die Einstufung "Buy" allerdings beibehalten.

Zu den am wenigsten verkauften Aktien gehören SGS (-0,3%). Die Wasserstandsmeldung eines Konkurrenten lasse hoffen, dass die Auswirkungen der Corona-Krise in diesem Sektor nicht so schlimm seien wie befürchtet, hiess es dazu am Markt.

Im breiten Markt fallen Stadler Rail nach dem Abgang des CEO mit einem Minus von 3,0 Prozent auf. Für Analysten kam der abrupte Abgang des Unternehmenschefs wegen strategischer Differenzen überraschend. Die Mischung aus Chef-Abgang und Aussetzen der Guidance erhöhe die Unsicherheit über die Umsetzung des Auftragsbestands und die strategische Richtung.

Sulzer (-1,1%) halten sich nach einem Interview des CEO mit AWP etwas besser als der Gesamtmarkt. Nach Ansicht von CEO Greg Poux-Guillaume überschätzt der Markt die Abhängigkeit Sulzers vom Ölpreis. Ausserdem laufe es in diesem Sektor "in einigen Märkten noch recht gut".

cf/ra