^

Original-Research: MS Industrie AG - von Montega AG

Einstufung von Montega AG zu MS Industrie AG

Unternehmen: MS Industrie AG
ISIN: DE0005855183

Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Kaufen
seit: 22.04.2020
Kursziel: 2,20
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Patrick Speck

Geringe Visibilität, aber viel Value - Bewertung signifikant unter Buchwert
trotz Krisenjahr 2020 nicht gerechtfertigt
 
Die Aktie von MS Industrie ist im März angesichts der schwerwiegenden
Folgen der 'Corona-Krise' für den übergeordneten Automotive-Sektor in einen
Abwärtssog geraten. Wenngleich ausgehend von den Tiefstständen mittlerweile
eine gewisse Erholung stattfand, rangiert der Kurs nach wie vor rund 50%
unter Buchwert. Wir haben vor diesem Hintergrund einen virtuellen Round
Table mit dem Vorstand und ausgewählten Investoren veranstaltet.
 
Schwierige Lage der Automobilindustrie betrifft beide Segmente: Mitte März
mussten Großkunde Daimler sowie andere wichtige Abnehmer wie MAN, ZF, Magna
oder Liebherr mit kurzfristigen Produktionsstops auf die drastische
Verschärfung der Corona-Pandemie reagieren. Infolge dessen reduzierte auch
MS Industrie an den beiden deutschen Powertrain-Standorten Trossingen und
Zittau die Tätigkeit auf Minimalbetrieb und meldete für rund 90% der
Powertrain-Belegschaft Kurzarbeit an. Der Auslastungsgrad der Fertigung
belief sich in dieser Phase auf lediglich ca. 5%. Den Umsatzausfall
bezifferte der Vorstand auf rund 2 Mio. Euro pro Woche, so dass ausgehend
von einer teilweisen Wiederaufnahme der kundenseitigen Produktion seit 20.
April für 2020 mit Umsatzeinbußen i.H.v. insgesamt rund 15 Mio. Euro
gerechnet wird. Die Stillstandszeiten nutzt das Unternehmen für Maßnahmen
zur Prozessoptimierung sowie Schulungen und Instandhaltungen.
 
Auch im Segment Ultrasonic liegt die Auslastung am Standort Spaichingen mit
etwa 60% derzeit deutlich unter Normalniveau. Die Fertigung in Webberville
(USA) wurde sogar bis 30. April per Dekret gänzlich geschlossen, allerdings
stellte die US-Regierung gewisse Kompensationszuschüsse in Aussicht
('Paycheck Protection Program'). Abgesehen von den derzeitigen
Corona-bedingten Verzögerungen im Auftragseingang weist der Absatz der
Ultraschall-Sondermaschinen normalerweise keinen direkten Bezug zu den
Automobil-Produktionszahlen auf und erfolgt vielmehr antizyklisch. Dies
erscheint angesichts der vielfältigen Problemstellungen der OEMs
(kurzfristig akute Absatzschwäche, evolutionärer Umstieg auf
Elektromobilität, drohende EU-Strafzahlungen durch Flottengrenzwertverstöße
etc.) im diesjährigen Marktumfeld aber nicht mehr gegeben.
 
In 2020 dürften die Erlöse im Bereich Powertrain (2019: ca. 140 Mio. Euro
exkl. USA) wie auch im Sondermaschinenbau (2019: ca. 55 Mio. Euro) daher
deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen. Da durch die gedrosselte
Produktion auch ein Großteil der variablen Kosten (u.a. Material, Energie)
entfällt, sollte die Rohertragsmarge jedoch lediglich moderat sinken und
der operative Verlust in erster Linie aus den Abschreibungen resultieren.
Die Visibilität für das laufende Geschäftsjahr halten wir jedoch noch für
sehr gering.
 
Anorganische Wachstumspläne von Krise unberührt: Der sehr gut ins Jahr
gestartete Teilbereich der Ultraschall-Serienmaschinen (Auftragseingang bis
Februar ca. 1 Mio. Euro) wird gegenwärtig durch die deutliche Einschränkung
der Vertriebstätigkeit sowie die Absage oder Verschiebung von Fachmessen
ausgebremst. Eine Unterschreitung des Umsatzziels von 5+ Mio. Euro
erscheint nach Angaben des Vorstands daher möglich, so dass auch der
avisierte Break-Even im laufenden Jahr nicht sicher erreicht werden kann.
Dennoch treibt MS Industrie die Stärkung dieses u.E. äußerst
zukunftsträchtigen Geschäftsbereichs nach wie vor unbeirrt voran, was auch
anorganisches Wachstum mit einbezieht. Hierbei berichtete der Vorstand über
Gespräche mit einzelnen potenziellen Targets.
 
Markterholung und Neuaufträge sollten Umsatz ab 2021 wieder treiben: Für
2021 gehen wir zwar von einer spürbaren Erholung in beiden Segmenten aus,
in Summe dürften die Umsätze trotz des u.E. planmäßigen Anlaufens des
Scania-Auftrags ab Mitte nächsten Jahres (MONe: Umsatzbeitrag 2021 ca. 6
Mio. Euro) aber noch leicht unter dem (organischen) Vorkrisenniveau liegen.
Da wir die Diesel-Antriebstechnologie im Schwerlast Fernverkehr auf der
Straße perspektivisch für weitgehend alternativlos halten, sehen wir die
mittelfristigen Wachstumstreiber aber nach wie vor als intakt an. Die
Umbauten ganzer Modellpaletten durch die Automotive-OEMs (sowie folgende
Face-Lifts) sollten zudem notwendigerweise mit strukturellen Investitionen
in neue Fertigungskapazitäten einhergehen.
 
Restrukturierung führt zu nachhaltiger Kosteneinsparung: Das von uns
avisierte Wachstum sollte ab 2021 ff. wieder in einer spürbaren
Margenerholung münden. So dürften die Prozessoptimierungen in Trossingen
und Zittau sowie der damit verbundene Mitarbeiterabbau zu nachhaltigen
Personalkosteneinsparungen von knapp 6 Mio. Euro p.a. führen. Durch die nun
für Ende April geplante Installation einer neuen Rundtakter-Maschine
(Standort Trossingen) wird MS Industrie zudem den Automatisierungsgrad
deutlich erhöhen, so dass wir für 2021 eine Erholung der Konzern-EBIT-Marge
auf >3% bzw. bis 2025 eine Steigerung des Margenniveaus auf >6%
erwarten. Dazu sollten die Serienmaschinen und der Bereich Systeme &
Komponenten mit einer Zielmarge von >20% überproportional beitragen.
 
Niedriger Aktienkurs überzeichnet Schwächephase deutlich: Wenngleich
aufgrund der 'Corona-Krise' von einem operativen Verlustjahr ausgegangen
werden muss, halten wir die mittel- und langfristigen Ertragsperspektiven
für vielversprechend und können die aktuelle Marktbewertung signifikant
unter Buchwert (KBV 2020e: 0,5x) daher nicht nachvollziehen. Die auf den
ersten Blick hohe Nettofinanzverschuldung i.H.v. rund 46 Mio. Euro (per
30.06.2019) dürfte sich allein aufgrund der bis 2022 fälligen
Restforderungen gegenüber Gnutti über insgesamt rund 15 Mio. Euro (aus der
Veräußerung des US Weltmotorgeschäfts in 2019) auf etwa 30 Mio. Euro
reduzieren. Dabei ist laut Vorstand die Zahlung einer Tranche über
umgerechnet rund 5,5 Mio. Euro jüngst bereits pünktlich erfolgt.
 
Großteil des Aktienrückkaufprogramms steht noch aus: Neben dem fundamental
u.E. überzogenen Abverkauf der Aktie sollte sich auch aus der
Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms nach Veröffentlichung des
Geschäftsberichts 2019 eine gewisse Kursbelebung ergeben. Zwar war dieses
mit dem geplanten Erwerb von bis zu 250.000 Aktien (entspricht rund 0,8%
des Grundkapitals) bis zum 31. Dezember 2020 von Beginn an überschaubar
angelegt, jedoch steht mit ca. 185.000 Stücken immerhin das Gros noch aus.
 
Fazit: Der Aktie von MS Industrie scheint im Zuge der 'Corona-Panik'
derzeit jegliche Phantasie abhanden gekommen, die noch bis vor kurzem
insbesondere vom Segment Ultrasonic und den (anorganischen) Wachstumsplänen
in diesem Bereich ausging. In einem schwierigen Marktumfeld dürfte 2020 zu
einem Krisenjahr werden, dies rechtfertigt u.E. aber nicht die signifikant
unter Buchwert rangierende Bewertung. Nach Anpassung unserer Prognosen
reduzieren wir das Kursziel auf 2,20 Euro (zuvor: 2,70 Euro), halten die
Aktie unter Value-Gesichtspunkten aber für klar unterbewertet.
 
 
 
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /
HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++
 
Über Montega:
 
Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser
mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum
umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und
wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht
sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und
fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die
Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden
zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und
Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die
Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum
Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der
Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/20597.pdf

Kontakt für Rückfragen
Montega AG - Equity Research
Tel.: +49 (0)40 41111 37-80
Web: www.montega.de
E-Mail: research@montega.de

-------------------übermittelt durch die EQS Group AG.-------------------


Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw. 
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

°