FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat in der Corona-Krise noch keine ernsthaften Sorgen um die hiesigen Lebensversicherer. "Die Lage ist für die Branche nicht existenzbedrohend, die Situation scheint insgesamt beherrschbar zu sein", sagte der oberste Versicherungsaufseher, Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund, der "Börsen-Zeitung" (Dienstag). Dies liege an den Maßnahmen, die die Branche bereits vor der Krise getroffen habe, aber auch an den flexiblen Mechanismen des Aufsichts- und Kapitalregelwerks "Solvency II", das für die Branche seit Anfang 2016 gilt.

So rechnet Grund zwar damit, dass die Solvenzquoten der Lebensversicherer durch die Einbrüche an den Finanzmärkten mindestens um einen unteren bis mittleren zweistelligen Prozentsatz sinken. Allerdings führe dies bei keinem der von der Behörde befragten Unternehmen, die zusammen einen hohen Marktanteil abbilden, zu einer Unterdeckung. Grund forderte die Branche auf, die in dem Regelwerk eingebauten Puffer zu nutzen.

Unter "Solvency II" müssen Versicherer über so viel Kapital verfügen, dass sie selbst Krisen und Schadenereignisse überstehen, die statistisch betrachtet nur einmal in 200 Jahren auftreten. Dazu zählen etwa Großschäden durch Naturkatastrophen, aber auch extreme Verwerfungen an Aktien- und Anleihemärkten.

Dem Einbruch am Aktienmarkt seien die Lebensversicherer aber nur in einem überschaubaren Maß ausgesetzt, sagte Grund. Die bisherigen Wertverluste im Aktienbereich würden bei Unternehmen der Branche durch steigende Anleihekurse weitgehend aufgefangen. Unterdessen hat die Bafin auch die Liquiditätslage der Assekuranzen im Blick, die etwa durch wegbrechendes Neugeschäft belastet werden könnte - oder dadurch, dass Kunden mit finanziellen Engpässen eine Stundung der Beiträge in Anspruch nehmen./stw/jkr/mis