Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt verteidigt am Dienstag die starken Avancen vom Vortag nicht nur, sondern legt erneut zu. Mittlerweile befindet sich der Leitindex SMI bei seiner Aufholjagd nach dem Corona-bedingten Einbruch und dem Einpreisen einer globalen Rezession wieder im Bereich von gegen 9'600 Punkten und damit beinahe 2'000 Punkte über dem Zwischentief von Mitte März. Getragen wird die freundliche Börsenstimmung - der Dow Jones hatte am Montag über 7 Prozent angezogen - weiterhin von Hoffnungen im Hinblick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie.

Dass sich die Anzahl neuer Fälle in "Hotspots" wie New York, Spanien, Italien oder Frankreich stabilisiere, bedeute zwar noch nicht das Ende der einschränkenden Massnahmen, heisst es in Marktkreisen. Es gebe den Investoren aber zumindest den Eindruck von etwas Licht am Ende des Tunnels. Neue Konjunkturdaten aus Deutschland scheinen die Märkte eher kalt zu lassen: Die dortige Industrieproduktion ist zwar im Januar und Februar besser ausgefallen als erwartet, das hilft bei der Überwindung der Coronakrise aber nicht mehr viel. Laut dem Ifo-Institut wird wegen dieser Krise in den kommenden drei Monaten ein massiver Rückgang der Produktion erwartet, was auch die Schweizer Zulieferer betrifft.

Der SMI notiert gegen 11.10 Uhr um 1,03 Prozent höher bei 9'560,25 Punkten. Der SLI, in dem die 30 grössten Werte enthalten sind, steigt um 2,00 Prozent auf 1'391,28 Punkte und der breite SPI um 1,03 Prozent auf 11'663,56 Punkte. Innerhalb des SLI legen 26 Titel zu und vier geben nach.

Von der für den Moment etwas besseren Stimmung profitieren konjunkturabhängige Aktie wie Adecco (+7,7%), LafargeHolcim (+5,5%) oder die beiden Luxusgüter-Titel Swatch (+5,2%) und Richemont (+5,1%) deutlich. Mit Blick auf Richemont ist im Markt unter anderem von einer noch immer attraktiven Bewertung trotz der jüngsten Aufwärtsbewegung die Rede.

Weit oben sind auch AMS (+6,4%) zu finden. Nach der rasanten Talfahrt seit Februar bis auf den Mehrjahrestiefststand von 7,79 Franken am Vortag, knüpft der Titel an die gestrige Erholungsbewegung an und legt erneut massiv zu. In Marktkreisen wird die Gruppenbildung zwischen den Aktionären UBS und HSBC als Zeichen dafür verstanden, dass sich die beiden Banken nicht so schnell wieder von ihren Aktien trennen werden.

Über 5 Prozent teurer werden am Berichtstag zudem Julius Bär, Clariant, CS oder Temenos.

Weniger gesucht sind angesichts der wieder mutiger werdenden Investoren defensive Werte wie Novartis mit einem nur moderaten Plus von 0,5 Prozent, oder Nestlé (-0,4%) und Roche (-1,4%), welche gar nachgeben.

Gegen den Trend fallen auch Alcon (-1,8%) klar zurück. Der Spezialist für Augenheilkunde hat wegen der Corona-bedingten Flaute die ursprünglich für das Geschäftsjahr 2019 vorgesehene Dividende gestrichen, ebenso den Ausblick. Dass das Management von Alcon den Ausblick 2020 aussetzt, kommt für die Analysten nicht überraschend, die Streichung der Dividende dagegen schon eher.

Im breiten Markt fallen Ascom mit einem satten Plus von 5,0 Prozent auf, wobei der Titel damit deutlich unter dem Tageshoch notiert. Getragen wird die Aktie von einem neuen Auftrag für ein Spitalnetzwerk in den USA.

Schmolz+Bickenbach klettern gar um gut 10 Prozent in die Höhe. Das Unternehmen hat einen Umbau des Verwaltungsrats angekündigt und den Aktionären insgesamt sechs neue Mitglieder zur Wahl vorgeschlagen. So tritt etwa Grossaktionär Martin Haefner ab und lässt sich neu vertreten. Der Konzern hole sich ausgewiesene Fachleute in den Verwaltungsrat, hiess es dazu unter anderem in Marktkreisen.

Der Wert der Aktien von Relief Therapeutics steigert sich im Morgenhandel gleich um über einen Fünftel. Das Biotechnologieunternehmen hat über den Start einer Studie mit dem Mittel Aviptadil berichtet, welches auf seine Tauglichkeit zur Behandlung von Covid-19 beziehungsweise den damit verbundenen Atembeschwerden (ARDS) getestet werden soll.

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