LONDON/NEW YORK (awp international) - Die Ölpreise haben am Dienstag etwas zugelegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostete zuletzt 33,18 US-Dollar und damit 13 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI mit Lieferung im Mai stieg um 14 Cent auf 26,22 Dollar. Der Ölpreis war noch am Montag im Zuge der stockenden Entwicklung im Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland deutlich abgerutscht.

Der Ölmarkt wird zur Zeit durch einen Doppelschock belastet. Neben dem massiven Nachfrageausfall infolge der Corona-Pandemie liefern sich führende Ölnationen seit März einen Preiskrieg. Ein zum Wochenstart geplantes Treffen von Ölförderländern, die sich in der sogenannten "Opec+" zusammengeschlossen haben, war auf diesen Donnerstag verschoben worden. Ein Treffen der Energie-Minister der G20-Gruppe unter Vorsitz von Saudi-Arabien wird am Freitag stattfinden. Derweil gehen die informellen Gespräche auf diplomatischer Ebene weiter: Ein wirksames Abkommen zur Förderkürzung müsste laut Ansicht von Marktbeobachtern Saudi-Arabien, Russland und die USA mit einschliessen.

"Sie kürzen bereits und sie kürzen sehr signifikant", gab US-Präsident Donald Trump am Montag zu verstehen. "Ich glaube das passiert ganz automatisch." Darauf angesprochen, ob sich die USA auf eine Vereinbarung im Rahmen der Opec einlassen werden sagte Trump: "Niemand hat mich gefragt, wenn sie mich fragen, werde ich eine Entscheidung fällen. Ich werde Sie es am Donnerstagabend wissen lassen."

Auch Russland stellt sich aus Sicht von Beobachtern auf eine länger andauernde Periode niedriger Ölpreise ein. Im Vergleich zur Finanzkrise 2008 bis 2009 habe das Land bisher nur zwei statt zehn Prozent seiner Wirtschaftsleistung zur Unterstützung der Wirtschaft aufgebracht. Die Ölpreise seien aber mittlerweile auf ein Niveau gefallen, das man zuvor nicht für möglich gehalten habe, hiess es von einer Expertin eines Moskauer Thinktanks. "Sie müssen die Reserven daher mit Bedacht einsetzen, denn das ist alles was sie haben."

Trotz der anhaltend schwierigen Lage hatten sich die Ölpreise in der vergangenen Woche ein wenig erholt. Aussagen von Trump, die Hoffnung auf eine Einigung der Opec+ und eine Kürzung der weltweiten Fördermengen andeuteten, hatten Auftrieb verliehen. Während der Brent-Preis zwischenzeitlich bis an die Marke von 35 Dollar vorrücken konnte, kostete US-Öl vor den jüngsten Verlusten mehr als 29 Dollar./jsl/he