FRANKFURT/PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Vor dem Hintergrund der grassierenden Corona-Krise haben Aktien europäischer Banken am Mittwoch erneut zu den Schlusslichtern an den Börsen gezählt. Die Aussicht auf wegfallende Dividenden und Aktienrückkäufe belastete ebenso die Stimmung der Anleger wie Sorgen vor Kreditausfällen. Immerhin ist die Branche bereits schwer belastet durch die jahrelange Niedrigzinsphase. Zusätzliche Probleme verschärfen die bereits schwierige Situation entsprechend weiter.

Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks gab um 4,5 Prozent nach und knüpfte damit an seine Verlust der vergangenen drei Handelstage an. Damit näherte sich der Sektor wieder seinem vor rund zwei Wochen erreichten historischen Tief.

Hierzulande büßten gegen Mittag die Anteile der Deutschen Bank im Vergleich zum Gesamtmarkt überdurchschnittliche 5,7 Prozent auf 5,629 Euro ein und die der Commerzbank verloren 5,3 Prozent auf 3,134 Euro.

Im Leitindex der Eurozone, dem EuroStoxx 50, gaben die Papiere der französischen Societe Generale um 6,7 Prozent nach und die der spanischen BBVA sanken um 5,6 Prozent. In London sackten die Papiere der britischen Bank HSBC um 8 Prozent ab. Die Anteilsscheine der Banken Barclays und Standard Chartered büßten jeweils etwas mehr als 6 Prozent ein.

Am Markt wurde darauf verwiesen, dass Europas Banken unter anderem der Aufforderung der Notenbanken folgten und die Ausschüttungen an ihre Aktionäre strichen. Nach zuletzt der Societe Generale und Barclays hat inzwischen auch die HSBC ihre Dividendenzahlungen ausgesetzt.

Zudem verwiesen Börsianer auf eine Studie von BCA Research. Diese bezieht sich zwar auf die USA, Ähnliches dürfte aber auch für Europa gelten, hieß es. Wie die Analysten von BCA schrieben, haben Unternehmen in den USA noch nie zuvor so viele Kreditlinien gezogen und Anleihen begeben wie in den vergangenen Wochen, um liquide zu bleiben. Für die Banken stiegen damit zugleich die Ausfallrisiken erheblich.

Analyst Hugo Cruz von Keefe, Bruyette & Woods senkte wegen der negativen Einflüsse durch die Corona-Krise außerdem in einer Branchenstudie für einige Banken sein Kursziel. Das für die Commerzbank-Aktie etwa kappte er von 5,80 auf 3,60 Euro und bekräftigte sein "Underperform"-Urteil.

"Die Verwerfungen durch die Virus-Krise machen den wirtschaftlichen Ausblick höchst unsicher", schrieb Cruz. Für das zweite und dritte Quartal rechnet Cruz nun allgemein mit einer tiefen Rezession. Ab dem Schlussviertel des laufenden Jahres sollte dann eine, wenn auch zunächst verhaltene, Erholung im Quartalsvergleich einsetzen. Eine neue Staatsschuldenkrise erwartet er allerdings nicht./ck/ag/jha/