Die Commerzbank, die niederländischen Institute ABN Amro, ING, Rabobank, die italienische UniCredit sowie zahlreiche kleinere Geldhäuser im Euro-Raum kündigten am Montag an, vorerst kein Geld an Aktionäre aus. Die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse halten dagegen an ihren Dividendenplänen fest.

Die EZB hatte die Banken vergangene Woche aufgefordert, wegen der Virus-Pandemie bis mindestens zum 1. Oktober keine Dividenden für die Jahre 2019 und 2020 zu zahlen. Die Institute sollten das Geld vielmehr nutzen, um in der Virus-Krise Haushalte und Unternehmen mit Krediten zu unterstützen und ihre eigene Stabilität zu gewährleisten. Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Kontrolle der großen Geldhäuser im Euro-Raum zuständig. Bei den kleineren Institute teilen die EZB und die nationalen Aufseher diese Aufgabe.

Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin drängt die Banken zu einer Aussetzung der Dividenden. "Wir erwarten, dass auch die Institute, die unter unserer direkten Aufsicht stehen, bis mindestens Oktober 2020 keine Dividenden zahlen oder Gewinne ausschütten", sagte BaFin-Exekutivdirektor Raimund Röseler. Banken hätten eine zentrale Aufgabe bei der Bewältigung der Corona-Krise, erläutert Röseler. Dieser Aufgabe könnten sie nur nachkommen, wenn sie gut kapitalisiert seien.

Von den Schweizer Behörden kam eine ähnliche Aufforderung. Sie rieten den Banken zu einer "sorgfältigen Abwägung" darüber, wie hoch die Dividenden im aktuellen Umfeld ausfallen sollten. Die EZB hat keine Aufsichtsbefugnis über die Schweizer Banken.

Commerzbank-Chef Martin Zielke betonte, die Bank verfüge über starke Kapitalpuffer und eine komfortable Liquidität. "Dennoch ist es angesichts der Unsicherheiten wegen der Coronavirus-Pandemie sinnvoll, der Empfehlung der EZB zu folgen und vorerst auf Dividendenzahlungen zu verzichten." Eigentlich hatte das Institut den Aktionären für 2019 eine Dividende von 15 Cent je Aktie in Aussicht gestellt und auch für 2020 Hoffnung auf eine Ausschüttung gemacht. Solange die Unsicherheiten durch die Corona-Krise anhalten, will die Commerzbank aber kein Geld für eine Gewinnausschüttung für 2020 zurücklegen.

Ähnlich äußerte sich ING-Chef Ralph Hamers, der im Jahresverlauf Vorstandschef der UBS werden soll. "Obwohl wir gut kapitalisiert und finanziert sind, halten wir es für klug, die Empfehlungen der EZB zu befolgen", sagte er. Die Bank habe dadurch mehr Flexibilität, um Kunden und die Gesellschaft bei der Bekämpfung der Corona-Krise zu unterstützen. Bei ABN Amro hieß es, die Folgen der Virus-Krise für Kunden, die Qualität des Kreditportfolios und die gesamte Wirtschaft seien noch nicht abschätzbar. Im ersten Quartal erwarte die Bank einen Verlust, auch weil sich ein Kunde in den USA mit riskanten Wertpapieren verzockt hatte. Daher werde ABN Amro die Dividendenpläne zunächst auf Eis legen. Die österreichische RBI will in den nächsten Tagen beraten, wie man mit der EZB-Empfehlung umgehe, wie eine Sprecherin sagte. Zuletzt hatte die Bank ihre Dividendenpläne bestätigt.

ZÄHES RINGEN UM DIVIDENDEN

Wochenlang hatte die Banken sich gesträubt, ihre Dividendenzahlungen von sich aus auszusetzen - weil sie fürchteten, dass dies Spekulationen über ihre eigene Finanzstärke befeuern könnte und sie Ärger mit den Aktionären scheuten. Der deutsche Bankenverband BdB hatte am Freitag betont, dass es sich bei der Vorgabe der EZB-Bankenaufsicht um eine Ausnahme handeln müsse, die nur die durch die außergewöhnliche Krise gerechtfertigt sei. Ansonsten werde es für Banken schwierig, langfristig Investoren zu finden.

Die UBS hält im Gegensatz zu vielen Konkurrenten unbeirrt an ihren Ausschüttungsplänen fest. Die größte Schweizer Bank will nach wie vor 0,73 Dollar je Aktie an Aktionäre auszahlen. Das Institut verfüge über eine starke Kapitalbasis und sei strategisch gut positioniert, sagte eine Sprecherin des Geldhauses, das während der globalen Finanzkrise 2008/09 vom Staat gestützt werden musste. "UBS ist als größte Schweizer Bank in der Lage, die Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig eine angemessene Dividendenpolitik zu verfolgen." Auch die Credit Suisse erklärte, sie verfolge eine nachhaltige Dividendenpolitik und werde dies auch weiterhin tun. "Es ist nicht geplant, die bestehende Politik zu ändern."

UniCredit kündigte am Wochenende an, keine Gewinne auszuschütten und die Aktienrückkäufe auszusetzen. Die Münchner HypoVereinsbank, die zur UniCredit gehört, darf dagegen wie geplant eine Dividende von knapp 3,3 Milliarden Euro an den italienischen Mutterkonzern überweisen, wie Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling dem "Handelsblatt" sagte. "Wir wollen mit der Empfehlung verhindern, dass in der aktuell unsicheren Lage durch Ausschüttungen womöglich später dringend benötigtes Kapital aus dem Bankensystem abfließt. Bei Zahlungen zwischen Mutter- und Tochterunternehmen innerhalb von Bankkonzernen ist das aber nicht der Fall."

Die Deutsche Bank trifft der Dividenden-Rat der EZB nicht, da sie wegen ihres Konzernumbaus bereits angekündigt hatte, auf Gewinnausschüttungen für 2019 und 2020 zu verzichten. Die Aareal Bank und die Deutsche Pfandbriefbank machten ein Fragezeichen hinter ihre Dividendenpläne, trafen aber noch keine endgültige Entscheidung.