HAMBURG (dpa-AFX) - Die aktuelle Virus-Pandemie bringt auch den Hamburger Wirkstoffforscher Evotec ins Grübeln. Die aktuelle Situation sei derzeit noch schwer vorhersagbar, teilte das Management um Firmenchef Werner Lanthaler am Donnerstag mit. Dennoch traut sich der MDax-Konzern auch im neuen Jahr Umsatzsteigerungen zu und bleibt bei der Prognose für das operative Ergebnis im besten Fall in Reichweite des Vorjahres. 2019 hatte Evotec mehrfach die eigenen Finanzziele angehoben und am Ende sogar noch deutlich übertroffen.

An der in den vergangenen Wochen wegen der Corona-Sorgen schwer gebeutelten Börse wurden die Kennzahlen und der Ausblick nicht mit Wohlwollen aufgenommen: Die Evotec-Aktie fiel am Vormittag um mehr als zwei Prozent, womit sie einen Teil ihrer jüngsten Erholung wieder abgab.

Die Corona-Krise habe Evotec veranlasst, die internen Ziele für 2020 noch einmal kritisch zu überprüfen, sagte eine Sprecherin. Anders als in der Konzernmitteilung nahegelegt, seien diese vorab nicht kommuniziert worden. Evotec werde die weitere Entwicklung in dieser Ausnahmesituation weiterhin sehr genau beobachten und die Prognose aktualisieren, falls sich die Situation ändere.

Nach derzeitigem Stand peilt das Unternehmen für 2020 einen Umsatz zwischen 440 und 480 Millionen Euro an. Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird zwischen 100 und 120 Millionen Euro erwartet. Wegen der Unsicherheit rund um Corona seien die Spannen breiter als üblich gehalten worden.

Im vergangenen Jahr hatten die Hanseaten unter anderem dank Meilensteinzahlungen und der Übernahme des US-Biologika-Experten Just Biotherapeutics die Erlöse um 19 Prozent auf 446 Millionen Euro gesteigert. Das bereinigte Ebitda stieg um 29 Prozent auf 123 Millionen Euro. Unter dem Strich ging das Ergebnis jedoch um mehr als die Hälfte auf rund 37,2 Millionen Euro zurück. 2018 hatten - allerdings auch wegen eines positiven Einmaleffekts - noch 84 Millionen Euro zu Buche gestanden. Ein Händler sagte, die Zahlen seien besser ausgefallen als gedacht. Beim Nettogewinn sei allerdings mehr erwartet worden, sagte ein anderer Börsianer.

Evotec arbeitet als Auftragsforscher etwa für andere Unternehmen und akademische Einrichtungen. Zudem baut der Konzern rasant sein zweites Standbein aus, in dem gemeinsam mit Partnern geforscht wird. In das neue Jahr 2020 war Evotec bereits mit einigen Erfolgsmeldungen gestartet: So hatte das Unternehmen unter anderem millionenschwere Meilensteine von seinem Forschungspartner Bayer erhalten, mit dem die strategische Partnerschaft im Bereich Frauengesundheit weiter ausgedehnt wurde. Mit der Corona-Krise eröffnen sich indes auch Evotec neue Geschäftsmöglichkeiten. "Wir haben bereits mehrfach Anfragen erhalten", sagte die Sprecherin./tav/kro/mis