Zürich (awp) - Die Beteiligungsgesellschaft Veraison ist beim Uhrenkonzern Swatch eingestiegen. Dies sagte der Chef des aktivistischen Investors, Gregor Greber, in einem vorab veröffentlichten Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Ausgabe 7.3.).

"Der Konzern ist massiv unterbewertet, und die Aktie handelt mittlerweile sogar unter dem Buchwert", sagte er. Wie gross das Engagement ist, wollte er nicht sagen. "Unser Investment ist nicht offenlegungspflichtig und liegt damit unter 3 Prozent", sagte Greber lediglich auf eine entsprechende Frage.

Man stehe mit dem Unternehmen im Dialog und habe die eigenen Ansichten präsentiert, sagte er auf die Frage, was Veraison denn bewirken wolle. "Wir sind mit dem Management und mit ihm (CEO Nick Hayek, Red.) im Dialog und haben positives Feedback erhalten, dass die Meinung der massiven Unterbewertung der Swatch Group mit uns geteilt wird."

Die Swatch-Inhaberaktie ist am Freitag bis auf 200,50 Franken gefallen (-2,5%) und notiert damit auf dem tiefsten Stand seit 2009.

Aktienrückkauf attraktiv

Zudem habe man die Thematik der Leerverkäufer angesprochen, sagte Veraison-CEO Andreas Weigelt im gleichen Interview: "Zur aktuellen Bewertung und aufgrund der wieder anziehenden Short-Spekulationen ist ein Aktienrückkauf wie das 2016 angekündigte und dann durchgeführte Programm attraktiv. Swatch Group hat eine sehr starke und saubere Bilanz mit viel Cash. Einem Rückkauf steht also nichts im Wege."

Ob die Swatch Group das eine gute Idee finde, wollte Greber nicht sagen: "Darüber möchten wir uns nicht detailliert äussern. Dass der Verwaltungsrat der Swatch Group unsere Meinung der Unterbewertung teilt, ist eine gute Voraussetzung."

Der Uhrenkonzern müsse wieder profitabler werden, forderte Weigelt: "Die Ebit-Margen müssen und werden wieder steigen. Swatch Group hat kaum beachtet damit angefangen, das Portfolio an Läden zu überprüfen und sie teilweise zu schliessen. Auch die Personalkosten werden optimiert. Wir vernehmen, dass sie auf der Kostenseite mehr macht. Die aktuelle Krise wegen Hongkong und auch wegen Covid-19 erhöht den Handlungsdruck."

"Wir bringen Ideen und zeigen Thesen für einen konstruktiven Austausch auf", sagte Greber. "Gerade im Schmucksegment, im Service oder auch im E-Commerce ist da noch viel zu holen. Die Glaubwürdigkeit der Swatch Group und ihrer Marken ist enorm hoch. Das ist eine ausgezeichnete Basis."

Weigelt sagte, dass Veraison die Anliegen "nicht einfach mit der Brechstange" durchsetzen wolle. Greber fügte hinzu: "Etwas provokativ gesagt: Vielleicht ist der Pirat Hayek etwas müde geworden. Wir wollen ihn aufmuntern. Swatch Group ist nicht mehr im Angriffsmodus, obschon die Technologien da sind. Das möchten wir wieder wecken."

Engagement bei Ascom ausgebaut

Zum angeschlagenen Technologiekonzern Ascom sagte Greber, das Unternehmen werde sich langfristig einem grossen Partner anschliessen müssen, um weiterhin global zu agieren. Doch zunächst müsse Ascom die Hausaufgaben machen, aus eigener Kraft Wert schaffen. "Die Börse reflektiert den Unternehmenswert in keiner Weise. Wir haben unser Engagement ausgebaut."

Ascom habe zwei Jahre Zeit für den Umbau. "Schon dieses Jahr wird und muss sie Zeichen setzen und Fortschritte zeigen. Wir sind optimistisch", sagte Greber.

Bei der Zehnder Gruppe prüfe man für die Beteiligung alle Optionen. "Der Rücktritt von Daniel Frutig ist ein Zeichen dafür, auch haben wir unser Engagement leicht reduziert. Wir müssen die Zehnder-Titel nicht weitere drei Jahre halten, doch die Analystenberichte bestätigen, dass der Aktienkurs nicht ausgereizt ist", sagte Greber.

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