1. DIE USA WEISEN DEN WEG

Rutscht die größte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession, werden andere wahrscheinlich folgen. Bislang zeichnet sich das aber nicht ab. Der viel beachtete Index der Frühindikatoren, den das renommierte Institut Conference Board monatlich zusammenstellt, erreichte im Januar sogar ein Rekordhoch. Dies deute darauf hin, dass "die derzeitige wirtschaftliche Expansion - mit etwa zwei Prozent - bis Anfang 2020 anhalten wird", so der Conference Board. Allerdings lehnt sich das Barometer stark an Indikatoren an, die an die Industrie gekoppelt sind. Diese macht inzwischen aber weniger als ein Fünftel des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes aus. Zudem spiegeln sich im Anstieg die höheren Aktienkurse wider.

2. RENDITEKURVE

Als zuverlässiger Rezessionsvorbote erwies sich in der Vergangenheit eine umgekehrte Renditekurve - wenn also die Kosten für einen Kredit mit kurzer Laufzeit höher sind als die für langfristige Darlehen. Damit wurde fast jede US-Rezession in den vergangenen fünf Jahrzehnten vorhergesagt. Der Coronavirus-Ausbruch hat die Kosten für einen dreimonatigen Kredit über die für einen Darlehen mit zehn Jahren Laufzeit gehievt. Die Zinsen für zweijährige Anleihen liegen allerdings noch unter denen für zehnjährige. "Der Markt für Staatsanleihen preist ein, dass die Weltwirtschaft mit einem Wachstum von weniger als zwei Prozent liebäugelt", sagt Portfoliomanager Justin Onuekwusi vom Finanzhaus Legal & General Investment Management (LGIM).

3. BLICK NACH CHINA

Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang schaut vor allem auf drei Indikatoren, um die Entwicklung der Konjunktur zu verfolgen: Frachtvolumen, Stromverbrauch und Bankkredite. Diese sind im China Momentum Index gebündelt, den die Beratungsfirma Fathom Consulting herausgibt. Dieser war 2008 wegen der globalen Finanzkrise eingebrochen und in den Jahren 2015/16 noch tiefer unter die Marke von zwei gefallen. Im Dezember 2019 lag der Index bei 5,1 Punkten, nachdem er Mitte vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt des Handelskrieges zwischen den USA und China auf ein Drei-Jahres-Tief gefallen war. Aber die Erholung dürfte sich in diesem Jahr nicht fortsetzen, da die Virus-Epidemie die wirtschaftliche Aktivität dämpft.

4. HANDELSALARM

Um die Entwicklung des weltweiten Warenaustauschs zu verfolgen, blicken Fachleute gebannt auf den Baltic Dry Index (BDI), der sich an den Frachtraten in der Schifffahrt orientiert. In allen bisherigen Rezessionen ist er bislang nach unten gegangen. Er rutschte in diesem Monat auf ein Drei-Jahres-Tief ab. Seit vergangenem September ist der BDI um 80 Prozent auf rund 506 Punkte gefallen. Seinen Tiefpunkt hatte er 2016 mit rund 300 Punkten erreicht.

5. WAS DENKEN DIE MANAGER?

Die Einkaufsmanagerindizes haben sich bei der Vorhersage von Trends in Industrie und bei Dienstleistern als zuverlässig erwiesen. Der Rückgang für den US-Dienstleistungssektor im Februar auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2013 war deshalb für viele Beobachter ein Schreck: Das Barometer signalisiert, dass sich dieser Sektor - der zwei Drittel der größten Volkswirtschaft der Welt ausmacht - schrumpft. "Das macht deutlich, wie nahe wir wegen des Coronavirus an einer Rezession sein könnten", schrieb die in London ansässige Capital Group an ihre Kunden. Global zusammengesetzte Einkaufsmanagerindizes von JPMorgan zeigten im Januar zwar noch immer eine steigende Produktion und höhere Aufträge an. Aber der Februar dürfte bereits ganz anders aussehen.

6. INFLATION UND ANLEIHEN

Die Renditen von Anleihen und die Inflation steigen in der Regel bei einem starkem Wachstum - und umgekehrt. Daher gibt der jüngste Einbruch der marktbasierten Inflationsindikatoren - sogenannter forward swaps - in der Euro-Zone und in den Vereinigten Staaten Anlass zur Sorge. Die globalen Renditen für Anleihen mit Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren - zusammengefasst im Bloomberg/Barclays-Index - liegen auf dem niedrigsten Niveau seit einem halben Jahr und nähern sich ihren 2016 erreichten Tiefstständen.

7. BLICK AUF KUPFER

Kupfer hat sich in der Vergangenheit ebenfalls als Indikator für Boom- und Rezessionsphasen erwiesen. Wenn die Wirtschaft ins Trudeln gerät, wird von Investoren Kupfer meist abgestoßen und stattdessen Gold gekauft. Der derzeitige Preisabstand zwischen den beiden Metallen nähert sich den Höchstständen von 2009. Allerdings hat in der modernen Wirtschaft - mit einem Trend hin zum Digitalen und zu Dienstleistungen - die Prognosekraft von Kupfer nachgelassen. Auch bei einer Panik am Markt "neigt die Stimmung dazu, Goldkäufe anzukurbeln und Kupfer zu belasten. Das kann die Preisspanne öffnen und zu einem falschen Signal führen", sagt Julius Bär-Analyst Carsten Menke.

8. ZYKLISCH ODER DEFENSIV

Es gibt Aktien, die sich gut entwickeln, wenn die Wirtschaft robust ist. Und es gibt solche, die sich in schwierigen Zeiten bewähren. Die erste Kategorie umfasst sogenannte "zyklische Werte" wie Autohersteller und Einzelhändler, während "defensive Werte" Versorger und Hersteller lebensnotwendiger Konsumgüter umfassen. Das Verhältnis zwischen zyklischen und defensiven Aktien ist allerdings durch die Technologiebranche verzerrt. Diese gelten zwar als zyklische Aktien, doch Unternehmen wie Apple und Amazon werden von Investoren zunehmend wie sichere defensive Anlagen eingestuft.

9. GÜRTEL ENGER SCHNALLEN

Investoren schauen sich auch den Index für finanzielle Konditionen (FCI) an. Dieser enthält Elemente wie langfristige Kreditkosten, Wechselkurse und Eigenkapitalbewegungen. Werden die Finanzierungsbedingungen verschärft, gilt das im Allgemeinen als negativ für das Wachstum. Ein Goldman-Sachs-Index zeigt, dass die Bedingungen seit Anfang Januar gelockert wurden - möglicherweise, weil China seine Kreditvergabe erleichtert hat, um etwa kleinen Unternehmen unter die Arme zu greifen. Der massive Ausverkauf von Aktien in dieser Woche ist in dem Barometer noch nicht berücksichtigt.

10. KOREAS EXPORTE

Südkoreas veröffentlicht als erste große Handelsnation mit Weltkonzernen wie Samsung und Hyundai seine Exportdaten. Die Finanzmärkte blicken deshalb gebannt nach Seoul. Das Bild ist nicht schön: Die koreanischen Exporte fielen im Januar bereits den 14. Monat in Folge. Für Februar wird nun ein weiterer Rückgang erwartet - insbesondere bei Halbleitern, die in der Elektronik verwendet werden und ein Fünftel der südkoreanischen Exporte ausmachen.