(neu: Entwicklung des Neugeschäfts und neue Ziele, Aussagen aus Pressekonferenz zu Coronavirus und Übernahmen für Aareon, Aktienkurs)

WIESBADEN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank rechnet nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr auch 2020 nicht mit einer Erholung. Die Niedrigzinsen drücken noch stärker auf die Erträge, und die Ausbreitung des Coronavirus schürt Sorgen um die weltweite Wirtschaftsentwicklung. Dennoch will Bankchef Hermann Merkens Gewinn und Neugeschäft 2020 in etwa stabil halten. Für die IT-Tochter Aareon peilt er reihenweise Übernahmen an, wie er am Mittwoch in Frankfurt sagte.

Die überraschend guten Zahlen von 2019 und die unerwartet hohe Dividende konnten die Aareal-Aktie am Mittwoch nicht vor einem weiteren Kursrutsch bewahren. Am frühen Nachmittag lag die Aktie mit 2,48 Prozent im Minus bei 27,55 Euro und gehörte damit zu den schwächeren Werten in dem von Virusängsten gebeutelten MDax. Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie damit schon fast zehn Prozent verloren. Ebenfalls mit in den Abwärtssog gerieten am Mittwoch die Papiere der Münchner Konkurrentin Deutsche Pfandbriefbank.

Auf 2020 blickt die Aareal-Führung mit gemischten Gefühlen. "Es ist nicht absehbar, dass sich das Zinsumfeld ändert", sagte Merkens. Schon im vergangenen Jahr konnte die Bank ihren Zinsüberschuss nicht steigern. Mit der Virusepidemie kommen nun weitere Unsicherheiten hinzu.

Wie sich die Epidemie auf die Wirtschaft und speziell das Geschäft mit Immobilienkrediten auswirke, sei "logischerweise schwierig" zu prognostizieren, sagte der Manager. Allerdings finanziere die Aareal Bank vor allem Bestandsimmobilien und kaum Neubauprojekte, bei denen die Arbeiten infolge der Epidemie zum Stillstand kommen könnten.

Glücklich kann sich der Vorstand schätzen, dass sich die Bank in Italien, wo das Virus gerade Teile der Wirtschaft lahmlegt, schon 2019 reihenweise von faulen Krediten getrennt hat. Das drückte zwar auf den Gewinn, dafür ist das Institut die Risiken los. In der Regel verkauft die Bank die Forderung in solchen Fällen an einen Abwickler. Dieser übernimmt das Kreditrisiko, überweist der Bank dafür aber nur einen Teil der noch ausstehenden Darlehenssumme.

Trotz der Belastung verdiente die Aareal Bank 2019 im laufenden Geschäft fast so viel wie ein Jahr zuvor. Das Betriebsergebnis sank zwar um 22 Prozent auf 248 Millionen Euro. Allerdings hatte das Institut im Vorjahr auch einen Sondergewinn verbucht, ausgelöst durch die Übernahme der Düsseldorfer Hypothekenbank (DHB). Ohne diesen Posten belief sich der Rückgang 2019 nur auf fünf Prozent. Zudem übertraf die Bank nun ihre im Sommer gedämpfte Gewinnprognose von rund 240 Millionen Euro und schnitt auch besser ab als von Analysten erwartet.

Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn sank um 30 Prozent auf 145 Millionen Euro. Die Dividende soll um 10 Cent auf zwei Euro sinken. Analysten hatten jedoch mit einem noch stärkeren Abschlag gerechnet.

Nur für das neue Jahr hatten sich Experten bei der Gewinnprognose im Schnitt etwas mehr erwartet. Das gilt umso mehr, als der Vorstand bei seinem Ziel, den Betriebsgewinn 2020 stabil zu halten, die möglichen Folgen einer Trennung von weiteren faulen Darlehen ausklammert. Beim Nettogewinn soll das auch einschließlich dieser Belastungen gelingen.

Dazu sollen Zins- und Provisionsüberschuss insgesamt stabil bleiben, nachdem die Bank schon 2019 nur bei den Provisionen zulegen konnte. Der Vorstand begründete seine Prognose mit einem harten Wettbewerb und den weltweiten politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Das Neugeschäft mit strukturierten Immobilienkrediten soll mit 7 bis 8 Milliarden Euro zwar in etwa den Wert von 7,7 Milliarden Euro von 2019 erreichen. Im Jahr 2018 war das Institut allerdings auf 9,5 Milliarden Euro gekommen.

Unterdessen versucht das Management die Gewinne der IT-Tochter Aareon in die Höhe zu treiben. Die Sparte soll ihr Wachstumstempo deutlich erhöhen und "als eigenständig am Markt positioniertes Software-Unternehmen eine starke, von der Mutter unabhängige Wert-Perspektive entwickeln". Der Betriebsgewinn soll sich mittelfristig auf rund 70 Millionen Euro verdoppeln. 2019 stieg er leicht auf 37 Millionen Euro.

Stärken will Merkens die IT-Sparte mit einer ganzen Reihe von Übernahmen. Er gehe von fünf oder mehr Zukäufen pro Jahr aus. Dafür habe das Unternehmen einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag zur Verfügung. In der Vergangenheit habe Aareon pro Übernahmeziel etwa 15 bis 20 Millionen Euro bezahlt. Dieses Volumen dürfte eher steigen. Als Übernahmeziele hält Merkens generell Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette der Wohnungswirtschaft für interessant.

Aareon bietet Dienstleistungen für Unternehmen aus der Immobilienbranche an, die durch die Unterstützung des Datendienstleisters etwa ihre Gebäude und technischen Anlagen einfacher verwalten können. Einen Verkauf von Aareon, wie von Aareal-Aktionären teilweise gefordert, erteilte der Manager erneut eine Absage. Er hält es aber für denkbar, bei der Tochter einen Minderheitsaktionär zu beteiligen, wenn dieser dem Unternehmen strategische Vorteile bringt./stw/fba