Die Gewerkschaft schlage ein "Moratorium für einen fairen Wandel" vor, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann bei der Jahrespressekonferenz der Gewerkschaft am Freitag in Frankfurt. Angesichts der Umbrüche in der Metall- und Elektroindustrie strebe die Arbeitnehmervertretung Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung und zur Fortbildung vor dem Ablauf der Friedenspflicht Ende April an.

"Wir würden ohne bezifferte Forderung in die Tarifgespräche gehen, wenn die Arbeitgeber sich auf das Moratorium einlassen", sagte Hofmann. Er erwarte eine Antwort der Arbeitgeberverbände vor der nächsten Vorstandssitzung der IG Metall am 3. Februar. Die IG Metall werde allerdings auf die Forderung nach höheren Entgelten nicht ganz verzichten. Sie strebe eine Stärkung der Kaufkraft der Beschäftigten an. Die Erhöhung solle oberhalb der Inflationsrate liegen.

Die IG Metall schlage den Arbeitgebern ein "Zukunftspaket" vor. Demnach sollen diese auf einseitige Maßnahmen zum Personalabbau, zur Verlagerung von Produkten mit Zukunftsperspektive und zur Schließung von Standorten verzichten. Betriebsbedingte Kündigungen müssten ausgeschlossen werden. Im Gegenzug sei die IG Metall dazu bereit, neben einem Verzicht auf eine konkrete Tarifforderung sofort in Verhandlungen einzusteigen mit dem Ziel, vor Ende April zu einem Ergebnis zu kommen. Hofmann sagte, die IG Metall sei für eine kurze Vertragslaufzeit und sehe sich dabei im Einklang mit Erwartungen auf Arbeitgeberseite.

Zugleich zeigte sich die Gewerkschaft kämpferisch. "Keine politische Aktion und kein Streik wird an den Finanzen scheitern", sagte Hauptkassierer Jürgen Kerner. Trotz leicht rückläufiger Mitgliederzahl seien die Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr um 13 Millionen Euro auf 598 Millionen Euro gestiegen. Ende 2019 zählte die Gewerkschaft 2,26 Millionen Mitglieder, 8000 weniger als ein Jahr zuvor. Das sei auch eine Folge der Abmeldung Zehntausender Leiharbeiter in der Autoindustrie, sagte Hofmann.

Die Wende zu klimaschonenden Autos, die Energiewende und die Digitalisierung setzen die größte deutsche Industrie mit ihren gut vier Millionen Beschäftigten unter Druck. Der Umbruch kostet Milliarden und gefährdet Zigtausende Arbeitsplätze, während zugleich der globale Konjunkturabschwung in den letzten beiden Jahren die stark exportabhängige Branche schwächte. Viele Firmen stellen nach fast zehn Jahren Boom auf Sparen um, bauen Arbeitsplätze ab oder führen Kurzarbeit ein. So streichen Daimler, Audi_ und der Zulieferer Continental im großen Umfang Stellen.

Die Laufzeit der geltenden Tarifverträge endet am 31. März. Warnstreiks sind nach dem Ende der Friedenspflicht ab 29. April möglich.