Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt dominiert am Donnerstag zwar wegen Virussorgen die Risikoaversion, der hiesige Börsenplatz profitiert aber von seinen defensiven Schwergewichten. Die Ausbreitung des Corona-Virus aus China schüre bei Anlegern die Angst vor wirtschaftlichen Folgeschäden, erklärten Händler. China hat alle Flüge und Züge aus der Millionenstadt Wuhan, wo das Coronavirus erstmals aufgetreten ist, gestoppt.

Zudem harren die Investoren der EZB-Zinssitzung. Analysten gehen davon aus, dass die Notenbank am frühen Nachmittag ihre Geldpolitik unverändert weiterführen wird. Die EZB wird jedoch auf dieser Sitzung mit der Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie beginnen. Vertreter der Notenbank machten zuletzt immer wieder deutlich, dass man die negativen Wirkungen der Zinspolitik beobachten wolle.

Der SMI notiert gegen 11.05 Uhr 0,03 Prozent höher bei 10'898,73 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, verliert 0,14 Prozent auf 1'675,29 und der breite SPI 0,07 Prozent auf 13'201,84 Punkte. Im SLI kommen auf 11 Gewinner 19 Verlierer.

Es sind einmal mehr Swatch (-1,7%) und Richemont (-1,5%), die im Lichte der Ereignisse in Asien verkauft werden. In Fernost generieren die Luxusgüterhersteller einen guten Teil ihres Geschäftes. Und der Ausbruch der Lungenkrankheit könnte die Reise- und Tourismusbranche empfindlich treffen, warnen Experten von Moody's. Entsprechend büssen auch die Papiere des Duty-Free-Retailers Dufry 0,7 Prozent ein.

Aus den Depots gekippt werden auch verschiedene Zykliker wie Sika (-1,3%), Temenos (-1,2%), ABB (-0,8%) oder Kühne+Nagel (-0,7%). Auf der anderen Seit profitieren Werte wie Sonova (+1,6%), Novartis (+0,7%), Roche (+0,2%) und Alcon (+0,2%) von ihrem defensiven Charakter. Die zuletzt sehr gut gelaufenen Nestlé-Papiere (-0,4%) werden hingegen verkauft.

Das grösste Kursplus erreichen mit 1,9 Prozent die volatilen Valoren von Ams. Am Vortag Ergebnispublikation notieren Givaudan 0,4 Prozent tiefer. Der Branchenprimus für Aromen und Riechstoffe dürfte 2019 einmal mehr deutlich gewachsen sein. Analysten sind allerdings auf die Dynamik im Schlussquartal gespannt.

Beim Assetmanager Partners Group (-3,8% auf 905 Fr.) sorgt ein Analystenvotum für Abgabedruck. Berenberg nimmt die Abdeckung mit der Einstufung "Sell" und einem Kursziel von 607 Franken auf. Das Ziel liegt damit mehr als ein Drittel unter dem gestrigen Schlusskurs. Mit ihrem Votum befindet sich die deutsche Privatbank alleine auf weiter Flur: Gemäss AWP-Analyser empfehlen 8 Analysten den Titel zum Kauf, vier raten zu einem "Halten" und nur bei Berenberg stehen die Papiere auf dem Verkaufszettel.

Andere Finanzwerte sind im Vorfeld der EZB-Sitzung besser unterwegs. Allen voran die Versicherer Swiss Life (+1,0%), Zurich (+0,7%) und Swiss Re (+0,6%) sind als solide Dividendenzahler gefragt. Die Grossbankenaktien Credit Suisse (+0,6%) und UBS (+0,1) folgen mit etwas Rückstand. "Ich war zufrieden mit den Q4-Ergebnissen", sagte zuletzt Konzernchef Tidjane Thiam am Weltwirtschaftsforum in Davos in einem Interview mit Bloomberg TV. Die genauen Zahlen werden aber erst am 13. Februar bekannt gegeben.

Zu Bewegung kommt es in verschiedenen Papieren des breiten Marktes. Autoneum etwa ziehen nach ersten Zahlen zu 2019 um 4,8 Prozent an. Der Autozulieferer hat 2019 in einem schrumpfenden Markt den Umsatz gesteigert und damit die Prognosen der Analysten übertroffen. Diese waren von rückläufigen Verkäufen ausgegangen.

Ebenfalls mit ersten Zahlen überzeugen konnte Belimo (+0,3%), während Huber+Suhner (-2,0%), und vor allem Schlatter (-6,9%) für ebendiese abgestraft werden.

Über SIG (-4,0%) hat Goldman Sachs den Daumen gesenkt, respektive das Rating reduziert. Verkauft werden auch verschiedene kleine Gesundheitswerte wie Evolva (-3,5%), Obseva (-2,6%) und Siegfried (-1,7%).

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