Luzern (awp) - Martin Haefner hat noch einmal Geld in die Hand genommen und schafft klare Verhältnisse in der Besitzstruktur des angeschlagenen Stahlherstellers Schmolz + Bickenbach (S+B). Seine Beteiligungsgesellschaft BigPoint Holding hat alle S+B-Aktien von der Schmolz+Bickenbach Beteiligungs GmbH übernommen, in der die Nachkommen der Gründerfamilien ihre Anteile gebündelt hatten. Das teilten der Konzern und BigPoint am Dienstag mit.

Mit dem per 3. Januar vollzogenen Schritt ebnet der S+B-Grossaktionär den Weg für die Rekapitalisierung und Sanierung des Stahlkonzerns. Denn mit dem Verkauf der Aktien hat die Beteiligungs GmbH ihre Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht gegen die von der Finanzmarktaufsicht Finma gewährte Ausnahmebewilligung an Martin Haefner für ein Pflichtangebot zurückgezogen.

Vergangenen Monat hatte die Finma Haefner eine Ausnahme von der Angebotspflicht beim Überschreiten der Ein-Drittels-Marke gewährt. Damit wurde eine zuvor ablehnender Entscheid der Übernahmekommission UEK revidiert. In einem Sanierungsfall sei es möglich, eine solche Ausnahme zu erteilen und die Voraussetzungen dazu seien erfüllt, begründete die Finma ihren Entscheid. Die Finma machte allerdings eine Auflage: Haefner und seine BigPoint müssen den Aktionären ein Pflichtangebot unterbreiten, wenn die Beteiligung Ende 2024 immer noch über dem Drittel-Grenzwert liegt.

Hoher Preis

Die Nachkommen der Gründerfamilie haben sich den Rückzug der Beschwerde offenbar teuer bezahlen lassen. Der Kaufpreis betrug 0,45 Franken pro Aktie, wie BigPoint weiter schreibt. Am Montag gingen die Title noch zu einem Kurs von 0,267 Franken aus dem Handel. Rein rechnerisch betrug der Wert des an Haefner verkauften Aktienpakets damit gut 46 Millionen Franken.

Mit dem jetzigen Kauf und nach Vollzug der Kapitalerhöhung wird Martin Haefner 49,6 Prozent am Konzern halten, verglichen mit 44,9 Prozent ohne den Kauf der Anteile der Gründerfamilie. Diese hielt vor der Kapitalerhöhung einen Anteil von gut 10 Prozent an S+B.

Haefner zeigte sich in der Mitteilung über die Einigung erfreut. Diese strategische Lösung liege "im Interesse aller Aktionäre und der weiteren Stakeholder des Unternehmens". Sie sichere die Finanzierung, die Arbeitsplätze, das Know How und damit die Substanz des Unternehmens als Grundlage für den zukünftigen Erfolg.

Steiniger Weg

S+B war durch die anhaltende Krise in der Stahlindustrie und wegen der schwachen Nachfrage der Autohersteller in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Amag-Besitzer Haefner hatte sich im Herbst bereit erklärt, im Rahmen einer Kapitalerhöhung um insgesamt 325 Millionen Franken Geld einzuschiessen, wenn er damit seinen Anteil auf 37,5 Prozent von zuvor 17,5 Prozent ausbauen könnte. Als Bedingung wurde zudem gestellt, dass er eine Ausnahme von einem Pflichtangebot für die übrigen Anteile erhält.

Bis zur erfolgreichen Kapitalerhöhung war es ein steiniger Weg. Zunächst hatte die Übernahmekommission (UEK) im November den Antrag einer Ausnahme von einem Pflichtangebot abgelehnt. Dann wurde an der ausserordentlichen Generalversammlung Anfang Dezember eine Einigung mit dem zweiten S+B Grossaktionär Liwet-Holding um den russischen Investor Viktor Vekselberg erzielt. Liwet akzeptierte, dass deren Anteil auf 25 Prozent von zuvor 26,9 Prozent sinkt. Schliesslich machte die Finanzmarktaufsicht Finma den Weg für Haefner frei und erteilte die Ausnahmegenehmigung vom Pflichtangebot.

Doch noch sind nicht alle Hürden für die Sanierung von S+B ausgeräumt. Bis Ende Januar muss das Unternehmen eine Einigung mit den kreditgebenden Banken erzielen. Zudem bleibt noch das Problem der Unternehmensanleihe im Volumen von 350 Millionen Euro bestehen. Diese ist zwar erst im Jahr 2022 fällig, sieht aber im Fall eines Kontrollwechsels ein Rückgaberecht zum Nennwert vor.

An der Börse reagierten die Aktionäre allerdings mit Blick auf neusten Entwicklungen erleichtert. Die S+B-Aktien notieren um 10.45 Uhr um knapp ein Viertel höher bei 0,3345 Franken.

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