Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt gibt am Dienstagvormittag leicht nach, wobei der Grossteil der Verluste auf das Konto der schwachen Nestlé geht. Ansonsten stünde der Gesamtmarkt in etwa auf dem Vortagesschlussniveau. Die positive Wirkung der Annäherung zwischen den USA und China sowie des Ausgangs der Wahl in Grossbritannien sei mittlerweile etwas verpufft, heisst es in Marktkreisen. Vorerst sei deshalb eine Konsolidierungsphase angezeigt, zumal der SMI erst am Vortag ein neues Allzeithoch markiert hatte.

Die Stimmung bleibe aber grundsätzlich freundlich geprägt, sagte ein Händler. Ein Wermutstropfen seien allenfalls die Berichte über die Pläne Boris Johnsons, eine Verlängerung der Übergangsphase nach dem Brexit per Gesetz ausschliessen. So blieben der EU und Grossbritannien lediglich ein knappes Jahr, um einen komplexen Handelsdeal auszumachen. Das Gespenst eines "No-Deal-Brexit" würde damit Ende 2020 bereits wieder winken.

Der SMI steht um 11.00 Uhr 0,19 Prozent tiefer bei 10'521,87 Punkten. Der 30 Werte umfassende SLI fällt um 0,08 Prozent auf 1'625,7 Punkte zurück und der breit gefasste SPI um 0,26 Prozent auf 12'711,06 Punkte. Bei den 30 wichtigsten Titeln halten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage.

Grösster Verlierer bei den Blue Chips sind nach wie vor AMS (-3,0%). Barclays hat den Titel direkt auf "Underweight" von "Overweight" zurückgenommen und das Kursziel auf 34 von 58 Franken massiv reduziert. Der zuständige Analyst beurteilt die Übernahme von Osram sehr skeptisch.

Nach unten gezogen wird der Gesamtmarkt indes vor allem von den schwachen Nestlé (-1,1%). Die Titel des weltgrössten Nahrungsmittel-Herstellers werden für den unerwartet schwachen Geschäftsgang bei Unilever in Sippenhaft genommen. Das niederländisch-britische Unternehmen hatte am Morgen angekündigt, dass das Wachstum aus eigener Kraft 2019 leicht unterhalb der vorherigen Prognose liegen werde. Deutlichere Einbussen verzeichnen darüber hinaus Temenos und Swatch (je -0,9%) sowie Schindler (-0,7%).

Von den Grossbanken geben CS (-0,6%) etwas mehr nach als UBS (-0,3%). Im Zusammenhang mit der Credit Suisse und dem Wechsel von Iqbal Khan zur UBS sorgt am Berichtstag ein Bericht der "NZZ" über die Beschattung mindestens einer weiteren Person durch die CS für etwas Aufregung.

Die Pharmaschwergewichten Novartis (+0,2%) und Roche (-0,4%) notieren mittlerweile uneinheitlich. Jefferies hat sowohl für Roche als auch für Novartis die Empfehlung "Buy" bestätigt und die Kursziele etwas nach oben angepasst, was den Titeln unmittelbar aber kaum hilft. Roche konnte immerhin melden, dass mittlerweile alle ausstehenden behördlichen Genehmigungen für die Übernahme des US-Genspezialisten Spark eingegangen sind und die Transaktion noch am (heutigen) Dienstag abgeschlossen werden soll.

Auf der Gegenseite belegen Sonova (+1,2%), Lonza (+1,1%) und Givaudan (+1,1% auf 2'968 Fr.) die Podestplätze. Letztere profitieren von einer Hochstufung durch die UBS auf "Buy", verbunden mit einer deutlichen Kurszielerhöhung auf 3'300 Franken. Die Bank attestiert dem Aromen- und Riechstoffhersteller gute Aussichten auf höhere Gewinne.

Die über die vergangenen zwei Monate gut gelaufenen ABB (+0,2%) liegen knapp im Plus. Die Titel wurden allerdings von der DZ Bank aus Bewertungsgründen auf "Halten" zurückgestuft.

Im breiten Markt büssen Inficon nach einer Gewinnwarnung 2,3 Prozent ein. Das Messtechnik-Unternehmen hat vorbörslich wegen Verzögerungen bei der Auslieferung von Aufträgen seine Prognosen für das laufende Jahr gekappt. Für Analysten kommt die Gewinnwarnung allerdings nicht völlig überraschend.

Noch etwas mehr gehen Georg Fischer (-2,8%) zurück. Belastet werden die Titel von einer Abstufung durch die Zürcher Kantonalbank. Diese beurteilt die Aussichten des Unternehmens nach einem persönlichen Kontakt mit dem Management vorsichtiger.

Sunrise (+0,3%) zeigen sich dagegen unauffällig. Eine Fusion von Sunrise und UPC Schweiz ist für die UPC-Muttergesellschaft Liberty Global nun ganz vom Tisch. Entsprechende Gespräche seien beendet worden, teilte Liberty in der Nacht auf Dienstag mit.

cf/uh