Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag nach einem phasenweise etwas volatilen Handel knapp im Minus beendet. Nach einem freundlichen Start, getragen vom Wahlsieg der Tories in Grossbritannien, gerieten die Kurse am Nachmittag etwas unter Druck und der SMI wechselte ein paar Mal das Vorzeichen. Vor allem die - trotz positiver News zum Handelsstreit zwischen den USA und Chin - mässige Performance an der Wall Street lastete am Nachmittag auf den Börsen.

Allerdings war der hiesige Markt den ganzen Tag hinter den anderen europäischen Märkten zurückgeblieben. Händler verwiesen dabei auf die defensive Ausrichtung des Schweizer Aktienmarktes, welche in solchen Phasen mit allgemein guter Stimmung ein Bremsklotz seien. "Wenn die Märkte wie heute im Risk-on-Modus sind, dann sind vor allem konjunktursensitive Titel oder Technologie- und Finanzaktien gefragt", sagte ein Händler. Die gebe es zwar in der Schweiz auch, allerdings in geringerem Ausmass als in anderen Märkten. Die Aktienbörsen in Grossbritannien, Deutschland und Frankreich legten denn auch zum Handelsschluss noch klar zu.

Der SMI verlor am Freitag 0,21 Prozent auf 10'429,27 Punkte zu, im Wochenvergleich ergab sich damit ein Minus von 0,3 Prozent. Der 30 Titel umfassende SLI büsste 0,09 Prozent auf 1'608,62 Zähler ein und der breit gefasste SPI um 0,04 Prozent auf 12'624,20 Punkte. Von den 30 SLI-Werten schlossen 16 im Minus und 14 im Plus.

Technologieaktien gehörten mit zu den grössten Profiteuren der Annäherung zwischen den USA und China, die laut einem Tweet von Präsident Trump am Freitagnachmittag mit einem ersten Abkommen besiegelt wurde. Entsprechend griffen Anleger bei den Papieren des Bankensoftwarehauses Temenos (+3,5%), des Software-Herstellers AMS (+2,0%) und des Computerzubehör-Produzenten Logitech (+1,5%) besonders deutlich zu.

Klare Gewinner gab es auch bei zyklischen Werten wie dem Transportlogistiker Kühne+Nagel (+0,7%), dem Bauchchemie-Titel Sika (+0,7%), oder dem Personaldienstleister Adecco (+0,6%). Mit der positiven Nachrichtenlage zu den Zollverhandlungen rückten auch die beiden Uhrenhersteller Swatch (+0,1%) und Richemont (+0,2%) ins Visier der Investoren, wobei die anfänglichen Gewinne zum Schluss zum grössten Teil wegschmolzen. Beide sind stark vom asiatischen Markt abhängig - eine Annäherung zwischen China und den USA hilft auch ihnen.

Überdurchschnittlich gesucht waren auch Julius Bär (+1,4%). Der Privatbank wurde in einem Medienbericht erneut ein Interesse am kleineren Konkurrenten EFG nachgesagt. Das Finanznewsportal "Inside Paradeplatz" berichtete über Gespräche auf oberster Ebene. EFG-Aktien sprangen darauf deutlich an und schlossen 6,6 Prozent höher. Die Gespräche wurden allerdings nachbörslich von EFG in einem Statement dementiert. Es hätten keine Diskussionen zwischen EFG und Bär stattgefunden, hiess es. Bei den Grossbanken gehörten UBS (+0,7%) zu den Gewinnern, während Credit Suisse (-0,3%) am Nachmittag ins Minus fielen.

Ein Bremsklotz für den Gesamtindex waren derweil die drei SMI-Schwergewichte Nestlé (-0,1%), Novartis (-0,1%) und Roche (-0,6%). News gab es dabei für Novartis. Der Pharmakonzern hat für sein Augenmittel Beovu eine positive Empfehlung vom Ausschuss für Humanmedizin (CHMP) der europäischen Zulassungsbehörde EMA erhalten. Dabei geht es um die Behandlung von Patienten mit feuchter altersbedingter Makuladegeneration (AMD).

Im breiten Markt gehörten neben EFG auch Highlight Event (+5,1%), Ascom (+3,4%) oder Burckhardt (+3,3%) zu den Top-Werten, während etwa The Native (-21%), Schmolz+Bickenbach (-5,3%) oder Arundel (-4,7%) am stärksten verkauft wurden.

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