Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag von neuen Hoffnungen im Handelskonflikt mit China profitiert und fester geschlossen. Am Morgen waren die Indizes allerdings nur wenig verändert in einen Handelstag gestartet, der zunächst klar von den Sitzungen der Notenbanken der Schweiz und Europas geprägt war. Noch am frühen Nachmittag lag der Markt gar noch leicht im Minus.

Für klaren Auftrieb sorgte ein Tweet von US-Präsident Donald Trump kurz nach der Eröffnung der US-Börsen, gemäss dem die USA einem "grossen Deal" mit China sehr nahe seien. Nun könnte ein Handelsdeal gar noch vor Weihnachten Wirklichkeit werden, freute sich ein Analyst: "Die Anleger feiern schon einmal Bescherung." Aber auch Äusserungen der neuen EZB-Präsidentin Christine Lagarde kamen am Markt gut an, wonach die Wachstumsrisiken für die EU-Wirtschaft "weniger akzentuiert" nach unten gerichtet seien.

Der SMI legte am Donnerstag um 0,44 Prozent auf 10'451,36 Punkte zu. Der die 30 grössten Werte umfassende SLI rückte um 0,68 Prozent auf 1'610,07 Zähler vor während der breit gefasste SPI um 0,61 Prozent auf 12'659,50 Punkte stieg. Von den 30 SLI-Werten schlossen 24 im Plus, 5 im Minus und einer (Nestlé) unverändert.

Zu den stärksten Gewinnern gehörten die Bankenwerte CS (+2,9%), Julius Bär (+2,3%) und UBS (+2,0%), die im Einklang mit dem gesamten europäischen Bankensektor anzogen. Am Markt wurde auf Hoffnungen nach den Äusserungen von EZB-Chefin Lagarde zur EU-Konjunktur verwiesen, dass ein allmählicher Abschied von der Tiefzinspolitik näher rücken könnte. SNB-Direktor Fritz Zurbrügg lobte zudem die Fortschritte der beiden Schweizer Grossbanken bezüglich der "Too big to fail"-Regulierung.

Deutliche Gewinne entfielen auch auf ABB (+2,5%) oder Temenos (+1,7%). Der Industriekonzern hatte einen grösseren Auftrag für die Ausrüstung des italienischen Übertragungsnetzes vermeldet. Auch Clariant (+2,1%) schlossen deutlich fester. Gleich zwei Analystenhäuser äusserten sich positiv zu den Aktien des Muttenzer Chemiekonzerns.

Zulegen konnten des weiteren die im chinesischen Markt stark exponierten Luxusgüterhersteller Richemont (+0,9%) und Swatch (+1,0%). Fester zeigten sich aber auch Versicherungswerte Zurich (+0,9%), Swiss Life (+0,6%) und Swiss Re (+0,8%).

Das defensive SMI-Schwergewicht Nestlé schloss dagegen unverändert. Der Nahrungsmittelkonzern hatte am Vorabend den Verkauf seines US-Glacégeschäfts für 4 Milliarden Dollar an ein Gemeinschaftsunternehmen bekanntgegeben. Analysten sprachen von einer Transaktion mit einer "klaren Logik" im Hinsicht auf die Portfoliooptimierungs-Strategie von Nestlé.

Auch die beiden Pharma-Schwergewichte waren keine Stütze für den Markt: Sowohl Novartis (-0,1%) als auch Roche (-0,3%) gingen mit leichten Abgaben aus dem Handelstag. Eine positive Analystenstudie der Deutschen Bank, die Roche bei etwas höherem Kursziel zum Kauf empfahl, lieferte keine Unterstützung.

Weitere Abgaben entfielen auch auf die im Jahresverlauf sehr gut gelaufenen defensiven Titel Vifor Pharma (-0,8%) und Sonova (-0,9%). Nach einem positiven Start in den Handelstakt gehörten auch die volatilen Aktien des Chipherstellers AMS (-2,0%) einmal mehr zu den Tagesverlierern. Der Chef des deutschen Lichtkonzerns Osram warnte in den Medien, dass die Integration des von AMS übernommenen Unternehmens nicht gelingen könnte.

Im breiten Markt verzeichneten Schmolz+Bickenbach (-3,8%) ein deutliches Minus. Am Donnerstag begann die Bezugsfrist für die geplante Kapitalerhöhung, die Aktien wurden deshalb ex-Bezugsrecht gehandelt.

Kursgewinne gab es für die Titel des Biotech-Unternehmens Molecular Partners (+4,6%), das einen Investorentag abhielt. Vetropack (+2,9%) konnten von einer Kaufempfehlung durch die Analysten von Baader Helvea profitieren. VAT (+1,7%) erhielten Unterstützung von einer Kurszielerhöhung durch das UBS-Research, das bezüglich der Aktien aber "neutral" bleibt.

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