FRANKFURT (awp international) - Ein erneuter Hoffnungsschimmer im Zollstreit hat dem Dax am Mittwoch einen Schub nach oben gebracht. Am Nachmittag erholte sich der Leitindex um 0,91 Prozent von seinem zuletzt erreichten tiefsten Niveau seit Anfang November. Mit 13 107,55 Punkten überwand er nicht nur die Marke von 13 000 Punkten, sondern auch gleich noch die nächste Hunderterschwelle.

Die Erholungsbewegung wurde am Morgen befeuert von erneuten Spekulationen rund um den Handelsstreit zwischen den USA und China. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in Berufung auf Kreise berichtete, soll es nun doch wieder eine Annäherung zwischen den Streitparteien geben. "Anleger legten daraufhin den Schalter abrupt wieder um auf etwas mehr Risiko", kommentierte ein Händler.

Zuletzt hatte es im Zuge der weltweiten Handelskonflikte eher nach verschärften Spannungen ausgesehen, weshalb der Dax in dieser Woche ins Taumeln geraten war. Anleger reagieren derzeit besonders sensibel auf jede Wasserstandsmeldung zum Zollstreit, weil die USA ab dem 15. Dezember neue Strafzölle auf chinesische Waren geplant haben. "Die Zeit tickt, um dies noch zu verhindern", sagte ein Börsianer.

Der MDax brachte es am Mittwoch vor diesem Hintergrund mit 27 161,05 Punkten auf ein Plus von gut einem Prozent. Der EuroStoxx als Leitindex der Eurozone stieg in ähnlichem Rahmen. In New York zeichnete sich für den Dow Jones Industrial ebenfalls eine Erholung vom Tief seit einem Monat ab. Das Kursbarometer der USA wird von Brokern 0,4 Prozent höher taxiert.

Wirtschaftsdaten, darunter europäische Einkaufsmanagerdaten zum Dienstleistungssektor und ein enttäuschender ADP-Jobbericht aus den USA, galten vor dem Hintergrund der Zollstreit-Debatte nicht als Kurstreiber. Später könnten noch Stimmungsdaten aus dem US-Dienstleistungssektor Impulse bringen. Sollte der ISM-Index enttäuschen, wäre dies in den Augen der österreichischen Raiffeisenbank bedenklich. Befürchtungen vor einer Ansteckung der noch gesunden Teile der US-Wirtschaft könnten dann zunehmen.

Auf Unternehmensseite erhöhte der IT-Dienstleister Cancom das Kapital. Ungeachtet der daraus resultierenden Gewinnverwässerung rückte die Aktie um fast 1 Prozent vor. Bei Anlegern kam es gut an, dass die Mittel in Zukäufe im Wachstumsfeld mit Cloudlösungen fliessen sollen. Die Papiere des Konkurrenten Bechtle kletterten mit und erreichten jenseits der 125 Euro einen zwischenzeitlichen Rekord.

Ansonsten waren vor allem Branchentendenzen erkennbar. Im Dax waren Infineon mit 1,8 Prozent der Spitzenreiter. Am Markt hiess es, die Aktie profitiere von positiv aufgenommenen Prognosen des US-Chipherstellers Microchip. Siltronic zogen im MDax sogar um 8 Prozent an. Laut Händlern schwanken die Papiere des Waferherstellers meist besonders stark mit der Nachrichtenlage im Chipsektor.

Nächster im Bunde mit vorteilhaften Branchensignalen war der Softwarekonzern SAP , dessen Aktien sich mit einem Plus von 1,5 Prozent von ihrem jüngsten Rückschlag erholten. Am Markt wurde auf gute Quartalszahlen des US-Rivalen Salesforce verwiesen, wenngleich dieser einen konservativen Ausblick abgegeben habe.

Auch Autowerte mischten sich nach US-Absatzzahlen im Dax unter die Gewinner, allen voran BMW mit plus 0,8 Prozent. Laut Analyst Patrick Hummel von der UBS war die Entwicklung in den USA für deutsche Hersteller im Oktober positiv ausgefallen. Autowerte gelten derweil auch als abhängig vom Hoffen und Bangen im Handelsstreit.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,30 Prozent am Vortag auf minus 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,23 Prozent auf 144,50 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,1 Prozent auf 170,91 Punkte nach. Der Euro wurde zuletzt mit 1,1103 US-Dollar etwas höher gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1071 Dollar festgesetzt./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---