Die Allianz-Tochter zollt den niedrigen Zinsen Tribut und senkt die laufende Verzinsung auf klassische Lebens- und Renten-Policen mit lebenslangen Garantien um 0,3 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent. "Experten gehen jetzt davon aus, dass das niedrige Zinsniveau für lange Zeit anhalten wird", rechtfertigte der für Produkte und Privatkunden zuständige Vorstand Volker Priebe am Montag den Schritt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Inklusive des Schlussüberschusses und der Beteiligung an den Bewertungsreserven sinkt die Gesamtverzinsung der im Bestand der zwölf Millionen Verträge dominierenden klassischen Policen auf 3,1 (3,4) Prozent.

Experten hatten bereits mit einem Rückgang der Verzinsung von Lebensversicherungen gerechnet, nachdem sie sich in diesem Jahr branchenweit stabilisiert hatte. Doch nun kann sich sogar der unangefochtene Marktführer dem Abwärtstrend nicht entziehen. "Der Abstand unserer Überschussbeteiligung zu anderen sicheren Anlagen ist so groß wie nie", sagte Priebe. Der Chefvolkswirt des Branchenverbandes GDV, Klaus Wiener, hatte vergangene Woche eine trübe Prognose für die Lebensversicherer gegeben: "Die Zinsen bleiben auf absehbare Zeit extrem niedrig. Das schmälert die Erträge aus den Kapitalanlagen."

Die laufende Verzinsung bei der Allianz Leben dürfte aber auch 2020 deutlich über dem Durchschnitt am Markt liegen, der 2019 nach Daten der Ratingagentur Assekurata bei 2,46 Prozent lag. Viele Versicherer orientieren sich an der Nummer eins, die inzwischen auf einen Marktanteil von 25 Prozent kommt und bei der mehr als jeder dritte Vertrag in Deutschland abgeschlossen wird.

MEHR AKTIEN, WENIGER STAATSANLEIHEN

Mehr als 90 Prozent der neuen Abschlüsse entfallen auf die jüngeren Produktlinien wie "Perspektive" und "KomfortDynamik", die keine feste Verzinsung über die ganze Laufzeit mehr bieten und damit weniger konservativ anlegen müssen. Für "Perspektive" zahlt Allianz Leben im neuen Jahr eine laufende Verzinsung von 2,6 (2,9) Prozent, die Gesamtverzinsung liegt dann bei 3,4 (3,7) Prozent. "Das bringt uns und allen Kunden die Freiräume in der Kapitalanlage, die wir brauchen", sagte Priebe.

Der Versicherer versucht mit alternativen Anlageklassen wie Immobilien, Beteiligungen an Unternehmen und Infrastruktur-Investments die Renditen zu erwirtschaften, die die ehemals dominierenden Staatsanleihen längst nicht mehr abwerfen. "Unser Sicherungsvermögen besteht nur noch zu weniger als der Hälfte aus klassischen Zinstiteln", sagte Priebe. Mit neun Prozent liege die Aktienquote dreimal so hoch wie im Branchenschnitt.

Bisher hatten nur wenige deutsche Lebensversicherer ihre Überschussbeteiligung für das nächste Jahr deklariert. Bei der AXA Leben bleibt die laufende Verzinsung mit 2,9 Prozent stabil, die Alte Leipziger und die Nürnberger Leben senken sie dagegen auf jeweils 2,25 (2,50) Prozent.