Zürch (awp) - Neue Hoffnung auf ein Abkommen der USA mit China im Handelsstreit und Firmenübernahmen sorgen zu Wochenbeginn für eine gute Stimmung am Schweizer Aktienmarkt. Der SMI erklimmt dabei kurzzeitig einen neuen Höchstwert und pendelt sich danach leicht darunter ein. Der mit Spannung erwartete deutsche Ifo-Index ist im November wie erwartet leicht gestiegen.

US-Präsident Donald Trump hatte gesagt, dass ein Phase-eins-Handelsdeal zwischen den beiden Ländern "sehr nahe" sei. Diesmal scheine es etwas mehr zu sein als üblich, heisst es am Markt. China mache einen Schritt auf die USA zu, indem das Reich der Mitte härtere Strafen für Verletzungen der Rechte an geistigem Eigentum angekündigt habe. Das komme in einer Woche, in der die USA 'Thanksgiving' feierten, gut an der Börse an.

Der SMI notiert um 11.00 Uhr um 0,67 Prozent höher bei 10'438,83 Punkten, dies nach einem zwschenzeitlichen neuen Rekordhoch bei 10'455,37. Der 30 Werte zählende SLI steigt 0,64 Prozent auf 1'604,12 Punkte und der umfassende SPI um 0,60 Prozent auf 12'591,01 Zähler. 27 der 30 SLI-Titel legen zu, zwei geben nach und einer (Kühne+Nagel) ist stabil.

Gefragt sind die Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont (+1,9%) und Swatch (+2,0%). Händler verweisen auf die Entwicklung im Handelsstreit und hoffen, dass sich nach dem Sieg der Demokratiebewegung bei den Wahlen die Lage in Hongkong nun wieder etwas beruhigt.

Für Auftrieb sorgt laut Händlern zudem die 16,2 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Juwelierhauses Tiffany durch LVMH. Dadurch gerate der Sektor verstärkt in den Fokus der Anleger und erfahre ein Repricing. "Das weckt jede Menge Übernahmefantasie", sagte ein Händler. "Man sieht, dass Geld nach wie vor fast gratis zu haben ist."

Sika gewinnt 1,4 Prozent. Der Bauchemiehersteller setzt sein Expansionsprogramm mit einer weiteren Übernahme fort, die am Markt als strategisch sinnvoll beurteilt wird.

Gefragt sind die auch Aktien von AMS (+1,1%). Der Halbleiterhersteller ist stark in Asien vertreten und würde von einer Lösung im US-chinesischen Handelsstreit wie viele Technologiefirmen profitieren. Zudem hat sich mit Temasek ein grosser Aktionär positiv über die geplante Übernahme des Lichtkonzerns Osram geäussert.

Nur unterdurchschnittliches Interesse zeigen die Anleger für Novartis (+0,2%). Der Pharmakonzern will die US-Biotechfirma The Medicines Company für 9,7 Milliarden Dollar übernehmen, deren wichtigstes Medikament das cholesterinsenkende "Inclisiran" für Herzpatienten ist. Damit könnte Novartis das wachsende Geschäft seines Herzinsuffizienz-Medikaments "Entresto" ergänzen. Nach Ansicht der ZKB passt die Übernahme in die Therapieplattform von Novartis und sie sei auch nicht überzahlt.

Stärker gesucht sind die Scheine von Roche (+0,7%). Der Novartis-Rivale hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zusage für eine beschleunigte Überprüfung seines Zulassungsantrages für Risdiplam zur Behandlung der erblichen Muskelkrankheit spinale Muskelatrophie (SMA) erhalten. Nun sei schon Ende Mai mit einem Urteil der Behörde zu rechnen, teilte Roche mit. "Beim Risdiplam sehen wir bei der überragenden Datenlage kein Zulassungsrisiko", schreibt Michael Nawrath von der ZKB.

Die Grossbanken erfreuen sich mehrheitlich ebenfalls höherer Kurse. "Wie immer wenn zyklische Werte gefragt sind, legen auch Banken zu", sagt ein Händler. Credit Suisse steigen um 0,6 und UBS um 0,8 Prozent.

Swiss Re gewinnen 0,2 Prozent. Der Rückversicherer sieht sich gemäss Angaben zu einem Investorentreffen in London mit seinen mittelfristigen Zielen auf Kurs und hält an der Strategie fest.

Am breiten Markt stehen Schmolz + Bickenbach (-8,7%) unter Druck. Die Sanierungspläne des finanziell angeschlagenen Stahlherstellers stossen nach einem Entscheid der Übernahmekommission (UEK) auf neue Hürden. Den Aktionären Bigpoint und Liwet wird bei der geplanten Kapitalerhöhung keine Ausnahme von einem Pflichtangebot bei Überschreiten der "Ein-Drittel-Regel" gewährt. S+B will den Entscheid anfechten.

Die Akten von Comet (+4,8%) setzen den Höhenflug fort, der in der Vorwoche nach dem Investorentag eingesetzt hatte. Ausserdem wurde die Comet-Aktie von einem viel beachteten Anlageberater in der Wochenendpresse zum Kauf empfohlen.

pre/uh