Zürich (awp) - Die erneut gestiegene Unsicherheit im US-chinesischen Zollstreit sorgt auch an der Schweizer Börse am Mittwoch für Kursverluste. Nachdem der Leitindex SMI bereits etwas tiefer gestartet war, hat er die Abgaben im weiteren Verlauf noch etwas ausgebaut. Dass er nicht noch tiefer im roten Bereich steht, ist vor allem den Kursgewinnen beim Schwergewicht Nestlé zu verdanken.

Wie es einstimmig im Handel heisst, hat US-Präsident Donald Trump am Vorabend mit seinen Aussagen zum Stand der Zollverhandlungen wieder für Verunsicherung gesorgt. Zwar bestätigt Trump, dass eine Unterzeichnung eines ersten Abkommens mit China kurz bevor stehe, gleichzeitig betonte er aber, ein solches Abkommen müsse gut für die USA sein. Andernfalls würde er weitere massive Zölle verhängen. Gleichzeitig setzte Trump seine Kritik an der US-Notenbank Fed fort. Diese wird im Tagesverlauf weiter in den Fokus rücken, wenn Notenbankchef Jerome Powell sich im Rahmen des halbjährlichen Berichts zur Geldpolitik vor dem Wirtschaftsausschuss äussern wird.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,70 Prozent auf 10'242,29 Punkte, dies bei einem aktuellen Tagestief von 10'232 Punkten. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI gibt um 0,90 Prozent auf 1'571,86 Punkte nach und der breite SPI um 0,61 Prozent auf 12'377,77 Zähler. Bei den 30 grössten Werten stehen 25 Verlieren fünf Gewinner gegenüber.

Unter Investoren mache sich eine Tendenz in Richtung sicherer Anlagen bemerkbar, heisst es im Handel. Vor diesem Hintergrund greifen sie denn auch bei Anleihen und dem Schweizer Franken wieder etwas beherzter zu. Allerdings ist noch nicht von einer Flucht in sichere Häfen zu sprechen.

Die Präferenz für etwas weniger konjunkturabhängige Anlagen ist auch auf der Kurstafel zu sehen. Die wenigen Gewinner stammen allesamt aus den eher defensiven Branchen Gesundheit und Nahrung. Neben Lonza (+0,6%) greifen Anleger auch bei Vifor (+0,5%), Nestlé (+0,5%) und Sonova (+0,4%) zu. Lonza waren am Dienstag noch als die grössten Verlierer aus dem Handel gegangen, da der erst seit März amtierende CEO schon wieder seinen Hut nimmt. Das werfe kurzfristig Fragen über den geschäftlichen Kurs auf, so Analysten.

Am Ende der Kurstafel sind die Aktien der drei Banken Julius Bär (-3,3%), CS und UBS (beide -2,6%) zu finden. Sie bewegen sich im Einklang mit ihren europäischen Branchenkollegen. Laut Händlern sorgt ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren für die schlechte Entwicklung. Die Unruhen in Hongkong stellten noch nicht abschätzbare Risiken für die Weltwirtschaft dar. Dazu kommen schwache Zahlen von ABM Amro und eine insgesamt schwache Entwicklung spanischer Banken.

Neben den Banken haben auch die Versicherer Swiss Life (-1,8%) und Zurich Insurance (-1,7%) im Handelsverlauf ihre Kursabgaben ausgeweitet.

AMS (-2,4%) setzen ihre Schwäche vom Dienstag fort. Die geplante Übernahme des deutschen Lichtspezialisten Osram überzeugt nach wie vor nicht alle Anleger.

Die Unruhen in Hongkong lasten auch weiterhin auf den Aktien der beiden Uhrenhersteller. Allerdings trifft es dieses Mal Swatch mit -1,4 Prozent etwas stärker als Richemont, die nach den stärkeren Abgaben am Dienstag nun um 0,5 Prozent fallen.

Grössere Kursbewegungen sind sonst noch in den hinteren Reihen zu sehen. Dort folgen Gam (-5,3%), Bâloise (-3,7%) und EFG (-2,9%) den schwächeren Branchenkollegen aus der ersten Reihe. Gegen den Trend fester präsentieren sich Aryzta (+2,9%) nach Aussagen des Präsidenten.

hr/uh