FRANKFURT (dpa-AFX) - Angesichts des bereits stark gelaufenen deutschen Aktienmarktes könnten die Anleger in dieser Woche etwas vorsichtiger werden. Die allgemein positive Stimmung sollte sich aber fortsetzen. Allerdings hängt sie nach wie vor von Aussagen aus China und den USA rund um den Stand des Teilabkommens im Handelsstreit ab. Einfluss dürfte hierzulande zudem auch die auslaufende Berichtssaison sowie einige zentrale Wirtschaftsdaten haben.

Dank der weiter lockeren Geldpolitik und Aussagen aus den USA und China über Etappenerfolge im Handelsstreit hatte der Dax am Donnerstag erstmals wieder seit Februar 2018 die 13 300-Punkte-Marke getestet. Bis zum Rekordhoch fehlten ihm keine 300 Punkte mehr. Im bisherigen Jahresverlauf hat der deutsche Leitindex bereits um rund ein Viertel zugelegt. Laut Analyst Frank Klumpp von der LBBW zeigt "die Stimmung gegenüber Aktieninvestments dennoch keine bedenkliche Euphorie und die Positionierung der Anleger dürfte eher von Vorsicht geprägt sein".

Dabei bleiben "alle Augen weiterhin auf die Handelsgespräche gerichtet. Aber auch die Haltung der US-Regierung gegenüber Europa rückt ins Blickfeld", sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Dekabank. Schließlich steht in dieser Woche in Washington die Entscheidung darüber an, ob die von den USA seit Monaten angedrohten Strafzölle auf EU-Autoimporte tatsächlich erhoben werden. Das würde den Handelskonflikt mit der Europäischen Union (EU) deutlich eskalieren und vor allem deutsche Autohersteller schwer treffen. Einen solchen Schritt hält Kater allerdings für unwahrscheinlich, zumal sich der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gelassen gibt. Er nannte sich einen "vollinformierten Mann", als er sagte: "Er (der US-Präsident) wird es nicht machen."

Weiter geht es am deutschen Aktienmarkt außerdem mit der Vorlage von Quartalsberichten. Von den letzten sieben verbliebenen Dax-Konzernen, die ihre Zahlen bekannt geben, werden dies sechs in dieser Woche tun: Am Dienstag die Deutsche Post, Infineon und Linde, am Donnerstag folgen Henkel, Merck und RWE. Conti legt nur noch sein vollständiges Zahlenwerk vor, nachdem der Autozulieferer bereits Ende Oktober Eckdaten veröffentlicht hatte.

Zudem laden SAP und Daimler in New York zum Kapitalmarkttag ein, wobei kurstreibende Nachrichten dieses Mal eher Mangelware sein dürften. SAP hat bereits ein Aktienrückkaufprogramm bekannt gegeben und mit Blick auf Daimler sieht HSBC-Analyst Henning Cosman wegen Arbeitsplatzgarantien in Deutschland allenfalls begrenztes Sparpotenzial.

Zur Quartalsbilanz von Infineon erwartet UBS-Analyst David Mulholland vor allem eine Refokussierung der Anleger auf das Kerngeschäft des Chipherstellers. Denn seit Juni, als die Übernahme des US-Branchenkollegen Cypress angekündigt wurde, habe vor allem letzteres die Investoren beschäftigt. Der Gasehersteller und Anlagenbauer Linde dürfte nach Ansicht von Baader-Analyst Markus Meyer sein Jahresergebnisziel je Aktie anheben.

Abgesehen von zahlreichen weiteren Geschäftsberichten, die auch von Unternehmen aus MDax und SDax veröffentlicht werden, stehen in dieser Woche noch einige wegweisende Wirtschaftsdaten an. Hierzulande dürfte vor allem das Bruttoinlandsprodukt am Donnerstag beachtet werden, denn es wird für das abgelaufene dritte Quartal mit einem zweite Rückgang in Folge gerechnet. Per Definition bedeutet dies eine technische Rezession. Dennoch sieht LBBW-Analyst Klumpp kein negatives Überraschungspotenzial für die Börse. Das haben die Investoren ihm zufolge bereits auf dem Schirm. Außerdem schienen die Analysten wieder zuversichtlicher, was sich im ZEW-Index für November widerspiegeln sollte, hieß es seitens der Commerzbank.

Dagegen könnten aber laut Klumpp die am selben Tag anstehenden Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion in China Kursreaktionen auslösen. Auch den Einzelhandelsumsätzen aus den USA am Freitag komme besondere Bedeutung zu. Von der Rede des US-Notenbankpräsidenten Jerome Powell vor dem Wirtschaftsausschuss des Kongresses am Mittwoch erwartet der LBBW-Experte indes nur wenig Neues rund um die Geldpolitik der USA./ck/jsl/he/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---