Zürich (awp) - Die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Handelsstreits der USA mit China hat am Donnerstag die Kurse gestützt, während der Blick auf die Konjunktur weitere Rekordstände verhinderte. Der Leitindex SMI startete mit einem neuen Rekordhoch in den Tag, verlor im weiteren Handelsverlauf aber klar an Schwung und ging am Ende nur mit einem kleinen Plus aus dem Handel. Gesucht waren zyklische Titel sowie Finanzwerte. Abgaben bei den defensiven Schwergewichten bremsten allerdings den Index.

Die USA und China haben sich gemäss Angaben der Regierung in Peking auf eine schrittweise Reduzierung der gegenseitig erhobenen Strafzölle geeinigt. Dies werde Bestandteil eines ersten Teilabkommens sein, und solle innerhalb der nächsten Wochen unterzeichnet werden. Die Anleger hoffen, dass sich mit einer Einigung der Wirtschafts-Grossmächte die Konjunktur wieder belebt. Da die Marktteilnehmer diesbezüglich schon mehrfach enttäuscht wurden seien sie etwas vorsichtig und das Motto laute daher auch: "Risk on - aber mit leicht angezogener Handbremse". Unterdessen hat die EU-Kommission ihre Konjunkturerwartungen gesenkt und in den USA fielen die wöchentlichen Zahlen zu den Anträgen auf Arbeitslosenhilfe positiv aus.

Der SMI schloss nach einem Rekordhoch (10'356 Punkte) im frühen Handel auf 10'326,78 Zählern und damit 0,08 Prozent höher. Der 30 Bluechips umfassende SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte limitiert ist, stieg dagegen um 0,40 Prozent auf 1'594,62 Punkte, während der breite SPI um 0,14 Prozent auf 12'466,71 zulegte. Vor den 30 grössten Werten schlossen nur sechs im Minus und einer (Roche) unverändert, der Rest legte zu.

Die Technologiewerte AMS (+2,1%) und Temenos (+2,4%) führtn die Gewinnerliste im SMI/SLI an. Bei AMS hätten die Investoren mit Erleichterung darauf reagiert, dass das Angebot für die Aktien des Lichtkonzerns Osram bei 41 Euro je Aktie belassen wurde. Bei Temenos stützte eine Trading-Kaufempfehlung der Credit Suisse.

Klar gefragt waren auch die Banken Julius Bär (+2,1%), Credit Suisse (1,8%) und UBS (+1,6%). Höhere Renditen würden ein Engagement im Finanzsektor attraktiver machen, hiess es.

Dank eines erfreulichen Zwischenberichts waren zudem Zurich (+1,4%) gesucht. Der Versicherer profitierte weiter von anziehenden Prämien im Schaden- und Unfallbereich. Auch Swiss Re (+1,5%) oder Partners Group (+1,2%) gehörten zu den Gewinnern.

Die Titel des Elektrokonzerns ABB (+0,4%) wurden zeitweise durch ein gutes Abschneiden des Rivalen Siemens gestützt nachdem bereits am Vortag Meldungen vom Investorentag für Antrieb gesorgt hatten. Und die Titel des Personalvermittlers Adecco (+0,9%) erreichten ein neues Jahreshoch. Die Luxusgüterhersteller Swatch (+0,7%) und Richemont (+0,4%) profitierten von einer leichten "China-Hoffnung".

Dagegen wurden defensive Sektoren verschmäht: Novartis (-0,6%) und Nestle (-0,7%) gaben deutlicher nach, Roche schlossen unverändert. Hier stützte eine Kurszielerhöhung von UBS.

SGS sackten um 2,1 Prozent ab. Gemäss Aussagen an einem Investorentreffen in Fernost spürt der Inspektionskonzern das schwieriger gewordene Marktumfeld und dämpft daher die Erwartungen für 2020. Ebenfalls mit Abgaben gingen Lonza (-0,9%), Sika (-0,7%) oder Swisscom (-0,7%) aus dem Handel.

Am breiten Markt brachen die Aktien von Obseva mit einem Minus von 48 Prozent regelrecht ein. Das Biopharmaunternehmen stellt nach einem Studienmisserfolg mit seinem wichtigsten Produkt Nolasiban das aktuelle IVF-Forschungsprogramm ein.

Die Aktien des Energieunternehmens BKW (-3,2%) schlossen tiefer, nachdem der Bundesrat am Mittwoch eine Revision der Stilllegungs- und Entsorgungsfondsverordnung (SEFV) beschlossen hatte. Den KKW-Betreibern werden dadurch Zusatzkosten entstehen. Alpiq waren bei Handelsschluss unverändert.

Auffällig waren zudem die deutlichen Abgaben bei Schmolz+Bickenbach (-7,3%) oder Perrot Duval (-6,8%). Auf der Gewinnerseite stachen Aryzta (+8,2%), Ascom (+8,0%), Burckhard Compression (+7,6%) und Arbonia (+6,5%) heraus.

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