Zürich (awp) - Die Aussicht auf ein Handelsabkommen zwischen China und den USA versetzt die Anleger an der Schweizer Börse in Kauflaune. Gesucht sind vor allem zyklische Werte, die von der Hoffnung, dass das Abkommen die Weltwirtschaft wieder beleben könnte, profitieren. Dagegen sind defensive Werte wenig gefragt. Ob die Gewinne noch ausgebaut werden, müssen sich weisen. "Die Hoffnung auf ein Abkommen mit Hand und Fuss sind mehr als einmal enttäuscht worden", sagt ein Händler. Daher seien die Leute etwas vorsichtig und das Motto laute daher auch: Risk on - aber mit leicht angezogener Handbremse".

Die USA und China haben sich gemäss Angaben der Regierung in Peking auf eine schrittweise Reduzierung der gegenseitig erhobenen Strafzölle geeinigt. Diese Einigung werde Bestandteil eines ersten Teilabkommens sein, sagte der Regierungssprecher Gao Feng am Donnerstag in Peking. Das Abkommen solle innerhalb der nächsten Wochen unterzeichnet werden. Das Ausmass der Zollreduzierung hänge vom konkreten Inhalt des Abkommens ab, sagte Gao. Händler hoffen, dass diese Einigung nun auch umgesetzt wird. Bis zu einem definitiven Abkommen werde wohl ein Rest Unsicherheit übrigbleiben.

Der SMI, der im frühen Handel bei 10'356,04 Punkten ein Rekordhoch markiert hat, steht um 11.15 Uhr um 0,12 Prozent höher bei 10'330,474 Punkten. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte limitiert ist, steigt um 0,35 Prozent auf 1'593,87 Punkte, während der breite SPI um 0,21 Prozent auf 12'475,88 zulegt. Bei den 30 grössten Werten stehen 25 Gewinnern 5 Verlierer gegenüber.

An der Spitze der Gewinner stehen AMS (+2,7%). Der Aufwärtstrend der Technologiewerte sorge wie auch bei Logitech (+1,4%) und Temenos (+1,2%) für steigende Kurse. Bei AMS kommt zudem die Erleichterung dazu, dass AMS das Angebot für die Aktien des Lichtkonzerns Osram, den die Österreicher nach wie vor kaufen wollen, nicht erhöht hat. Der Spezialchiphersteller hat offiziell die zweite Übernahmeofferte für Osram vorgelegt und bietet weiterhin 41 Euro je Aktie. Aber die Annahmeschwelle liegt nun mit 55 Prozent tiefer als beim ersten Angriff mit 62,5 Prozent.

Bei Temenos stützt laut einem Händler ausserdem eine Trading-Kaufempfehlung der Credit Suisse.

Gefragt sind ausserdem die Profiteure schlechthin des Zoll-Abkommens: Richemont (+0,7%) und Swatch (+1,1%). Im Aufwind sind zudem der Elektrokonzern ABB (+1,1%), der zudem von dem guten Abschneiden des Rivalen Siemens profitieren. Ebenfalls gefragt sind die Banken Credit Suisse (+0,8%) und UBS (+0,8%). Julius Bär ziehen um 1,0 Prozent an. Der Personalvermittler Adecco gewinnt 0,9 Prozent.

Gesucht werden auch Zurich (+1,0%). Der Versicherer hat im laufenden Jahr nach neun Monaten in der Schadenversicherung mehr an Prämien eingenommen. Dagegen gingen die Einnahmen im Neugeschäft der Lebensversicherung zurück. Die Gruppe sieht sich aber auf Kurs, um die bis 2019 angestrebten Ziele zu übertreffen.

Dagegen machen die Anleger um defensive Sektoren wie den Gesundheitsbereich mit Lonza (-0,6%) und Novartis (-0,4%) sowie den Lebensmittelriesen Nestle (-0,4%) einen Bogen. Roche (+0,1%) hielten sich dank einer Kurszielerhöhung von UBS im Plus, heisst es am Markt.

SGS (-1,9%) büsst an Wert ein. Gemäss Aussagen an einem Investorentreffen in Fernost spürt der Inspektionskonzern das schwieriger gewordene Marktumfeld. Gepaart mit der Einstellung bestimmter Verträge werde der Umsatz der zweiten Jahreshälfte 2019 organisch wohl im tiefen einstelligen Prozentbereich zulegen, hiess es.

Am breiten Markt stechen Obseva negativ hervor. Sie brechen um 32 Prozent ein. Das Biopharmaunternehmen hat mit seinem wichtigsten Produkt Nolasiban in der zulassungsrelevanten Studie "Implant 4" den primären Endpunkt nicht erreicht. Das aktuelle Nolasiban IVF-Programm werde eingestellt. Das Unternehmen prüfe nun eine Neupositionierung des Produktkandidaten.

In ihrem Fahrwasser trennen sich die Anleger auch von den Biotechnologiewerten Kuros (-0,9%), Addex (-1,7%) und Evolva (-0,6%).

Dagegen sind die Industriewerte Burckhardt (+4,0%), Autoneum (+3,1%), Oerlikon (+3,0%), Meyer Burger, Bobst (+3,2%) und Tornos (+2,8%) gesucht.

Ascom (+6,4%) gewinnen deutlich. Der Auslöser sind Wechsel in der Führungsetage des Technologieunternehmens. Unterstützung dafür gibt es von der Aktionärsgruppe um Veraison.

pre/ra