ESSEN (dpa-AFX) - Die schwache Weltwirtschaft belastet den Chemikalienhändler Brenntag weiter. "Das Marktumfeld hat sich seit Jahresbeginn kontinuierlich eingetrübt", sagte Unternehmenschef Steven Holland laut Mitteilung am Mittwoch. Dieser Abwärtstrend habe im dritten Quartal vor allem das operative Geschäft in den Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) sowie Nordamerika belastet. Momentan erwartet Holland keine Verbesserung des Umfelds, die zu einer höheren Nachfrage für den Rest des Jahres führen könnte. Deshalb erwartet der MDax-Konzern nun den bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) am unteren Ende der Mitte Juli gesenkten Spanne von Stagnation bis zu einem Wachstum von 4 Prozent.

Am Aktienmarkt kam die Quartalsbilanz dennoch gut an. Die vorsichtigere Einschätzung für das Gesamtjahr hatten die Analysten bereits auf dem Zettel. Die Aktie legte im Vormittagshandel um rund 6 Prozent auf 47,95 Euro zu. Der Chemikalienhändler habe die Erwartungen mit dem operativen Ergebnis leicht übertroffen, schrieb Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan. Richtig stark sei der Barmittelzufluss gewesen. Der Experte sieht etwas Spielraum für die Markterwartungen an das Schlussquartal und das Jahresergebnis. Zudem sehen Händler wieder günstige Einstiegsmöglichkeiten, um die Aktie zu kaufen.

Im dritten Quartal legte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 262,8 Millionen Euro zu. Das waren zwar 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, allerdings profitiert Brenntag von der erstmaligen Anwendung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 16, da ein Großteil der Leasingaufwendungen nicht mehr im Ergebnis enthalten ist. Bereinigt um diesen Bilanzierungseffekt wäre der Gewinn um knapp vier Prozent gewachsen.

Der Umsatz legte nur dank positiver Währungseffekte um ein Prozent auf 3,25 Milliarden Euro zu. Die Wechselkurseffekte ausgeklammert fielen die Erlöse um 1,4 Prozent. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 128,4 Millionen Euro, knapp 18 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor.

Zum Jahreswechsel wird der Chemikalienhändler einen neuen Chef bekommen. Christian Kohlpaintner soll dann den Vorstandsvorsitz von Steven Holland übernehmen. Kohlpaintner war zuletzt Manager beim Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant und dort unter anderem für die Region Asien zuständig. Brenntag hatte bereits im März angekündigt, dass Noch-Chef Holland von Bord gehen würde. Im Februar 2020 wäre sein Vertrag ausgelaufen, er ist seit acht Jahren an der Unternehmensspitze.

Brenntag ist ein international tätiger Händler von Industrie- und Spezialchemikalien sowie Inhaltsstoffen, der seine mehr als 10 000 Produkte bei den Chemiekonzernen in größeren Mengen einkauft, diese lagert und sie dann in kleineren Mengen verkauft. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen, das mehr als 17 000 Mitarbeiter beschäftigt, über kleinere Übernahmen gewachsen. 2018 setzte es knapp 12,6 Milliarden Euro um und machte nach Steuern einen Gewinn von gut 460 Millionen Euro. Größter Konkurrent ist die US-Firma Univar./mne/kro/mis