PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Montag von Aussagen des US-Präsidenten zum Stand der Handelsgespräch mit China profitiert. Die Anleger fassten neuen Mut und zeigten sich wieder risikobereiter. Die am Morgen noch schwächelnden Indizes schlossen mit moderaten Gewinnen. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , beendete den Handel 0,03 Prozent höher auf 3625,69 Punkten. Damit stieg er bereits den fünften Handelstag in Folge wenn auch in kleinen Schritten.

Donald Trump hatte vor Reportern gesagt, er gehe davon aus, dass ein "Phase-Eins-Teilabkommen" mit China während der Zusammenkunft der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft in Chile Mitte November unterzeichnet werde. Dazu sagte Marktexperte Neil Wilson von Markets.com: Die Messlatte für ein US-chinesisches Handelsabkommen sei inzwischen so tief gelegt worden, dass der Markt schon zufrieden zu sein scheine, sollte es erst einmal zu solch einer "ziemlich kümmerlichen" Einigung kommen. "Zumindest ist die Richtung positiv", ergänzte er.

In Paris legte der Cac 40 um 0,15 Prozent auf 5730,57 Punkte zu. Der FTSE 100 stieg in London um 0,09 Prozent auf 7331,28 Zähler. Dass sich die EU-Staaten auf einen flexiblen Aufschub für den Austritt Grossbritanniens aus der Staatengemeinschaft bis Ende Januar 2020 einigten, gab zudem dem Pfund Rückenwind.

Die europaweit schwächsten Branchen waren die Lebensmittel- und Getränkebranche mit minus 0,5 Prozent und die Bankenbranche mit minus 0,4 Prozent. Auf Seiten der Finanzinstitute belastete vor allem die HSBC , deren Aktien 3,8 Prozent einbüssten. Die britische Grossbank kappte nach einem schwachen Quartal und wegen des schwierigen Umfelds das Renditeziel für das kommende Jahr.

Der Becks-Brauer AB Inbev , der am Freitag sein Jahresgewinnziel zusammengestrichen hatte, litt nun unter weiteren negativen Analystenkommentaren. Nach einem Kurseinbruch von etwas mehr als 11 Prozent zum Wochenschluss ging es nun um weitere 0,8 Prozent runter. Unilever büssten in Amsterdam 3,4 Prozent, Ahold Delhaize 1,5 Prozent und Diageo in London 0,8 Prozent.

Die Favoriten der Anleger in Europa waren indes die Autowerte. Der Sektor gewann 1,8 Prozent. Besonders deutlich stiegen die Anteile der Zulieferer. Michelin gewannen als Spitzenwert im Cac-40-Index 4,8 Prozent und Valeo an zweiter Stelle 3,8 Prozent.

Im EuroStoxx rutschten die Philips -Aktien nach detaillierten Zahlen zum dritten Quartal um 1,3 Prozent ab. Analyst David Adlington von JPMorgan sieht nun etwas skeptischer in die Zukunft des Medizintechnikkonzerns. Um die selbst gesteckten Unternehmensziele zu erreichen, sei ein robustes Schlussquartal nötig.

Die Anteile des Luxusgüterunternehmens LVMH gaben um 0,5 Prozent nach. LVMH hat mit dem US-Juwelier Tiffany Vorgespräche zwecks einer Übernahme geführt. Sie wäre die bisher grösste für den Konzern. Analysten sprachen in einer ersten Reaktion von einem strategisch sinnvollen Schritt. Es werden aber auch Risiken gesehen./ck/zb