Zürich (awp) - Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé publiziert am Donnerstag, 17. Oktober die Zahlen zu den ersten neun Monaten 2019. Insgesamt haben elf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

9Mte 2019E
(in Mio Fr./%)         AWP-Konsens     9Mte 2018A   

Umsatz                    68'747          66'424         
Organisches Wachstum        3,7              2,8           
Mengenwachstum (RIG)        2,8              2,3           


Q3 2019E                                Q2 2019A
Organisches Wachstum        3,9              3,9          
Mengenwachstum (RIG)        3,2              3,0           

FOKUS: Da bei den ungeraden Quartalen keine Gewinnzahlen bekannt gegeben werden, liegt der Fokus ganz klar auf den Umsatzzahlen. Dabei steht das organische Wachstum (OG), das sich aus dem Mengenwachstum (RIG) sowie den Preisveränderungen zusammensetzt, im Fokus. Weniger von Interesse sind die Umsatzzahlen in Franken, die vor allem auch von Wechselkursverschiebungen bzw. Akquisitionen und Devestitionen beeinflusst werden.

Nestlé hat nach ein paar schwächeren Jahren zuletzt bekanntlich wieder deutlich an Schwung gewonnen. Nach einem organischen Wachstum von 3 Prozent im letzten Jahr waren es im Halbjahr bereits 3,6 Prozent. Das zweite Quartal erreichte dabei mit 3,9 Prozent den stärksten Wert seit über drei Jahren. Allerdings hat Nestlé beim Halbjahresabschluss darauf hingewiesen, dass die Vergleichsbasis für das zweite Halbjahr schwieriger würde und damit ein Wachstum im Gesamtjahr um die 3,5 Prozent zu erwarten sei.

Analysten sind weiterhin relativ optimistisch. Der AWP-Konsens geht für das dritte Quartal (wie im Q2) von 3,9 Prozent aus, wobei die Schätzungen in einer Bandbreite von 3,5 bis 4,2 Prozent liegen. Die ZKB etwa geht von rund 4,0 Prozent aus im dritten Quartal, da das Quartal einen Handelstag mehr aufweist als im Vorjahr. Danach dürfte sich das Wachstum wieder etwas verlangsamen, heisst es in einem Kommentar.

Auch die Lancierung der Starbucks-Produkte dürfte zu einem guten Quartalsergebnis beitragen, meint man bei Baader Helvea. Von Interesse werde zudem sein, was Nestlé mit den Einnahmen aus dem Verkauf von "Skin Health" (siehe Rubrik M&A) machen werde. Die Analysten von Kepler Cheuvreux spekulieren diesbezüglich gar auf die Ankündigung eines neuen Aktienrückkauf-Programms (siehe Kapitel AKTIENRÜCKKAUF). Auch bei der Bank Vontobel kann man sich eine solche Ankündigung vorstellen.

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2019 bestätigte Nestlé beim Halbjahr den Ausblick und erwartet ein organisches Umsatzwachstum um die 3,5 Prozent (nach 3,6% im Halbjahr). Die Vergleichszahlen seien für das zweite Halbjahr (vor allem für Q4) anspruchsvoller, zudem gebe es mehr Gegenwind von den Rohstoffpreisen, hiess es.

Gemäss den vor zwei Jahren aufgestellten Zielen soll Nestlé bis 2020 eine bereinigte EBIT-Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent erzielen. Gegenüber dem Wert 2018 (17,0%) entspricht das einer Verbesserung um rund 100 Basispunkte. Beim Umsatz will Nestlé bis 2020 ein mittleres einstelliges organisches Wachstum erreichen.

PRO MEMORIA:

M&A: Nestlé hat vor wenigen Tagen den Verkauf seiner Hautpflegesparte abgeschlossen. Die Sparte, die offiziell Nestlé Skin Health (NSH) heisst, ging für 10,2 Milliarden Franken an ein Konsortium um den Finanzinvestor EQT und die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA). Der Nahrungsmittelriese hat sich damit nach fast 40 Jahren vom Geschäft mit Sonnenschutz, Akne- und Antifaltenmitteln, Hautkrebs- und Nagelpilzmedikamenten getrennt. Nestlé Skin Health war ursprünglich 1981 in Lausanne als Gemeinschaftsunternehmen mit L'Oréal unter dem Namen Galderma gegründet worden.

Zum Verkauf steht auch Herta Charcuterie, wie der Konzern im Februar ankündigte. Laut einem Zeitungsbericht von Ende September hat diese bisher aber nur das Interesse eines potenziellen Käufers geweckt, wobei dieses Angebot von Nestlé aber aus Preisgründen abgelehnt werden dürfte, so damals die französische Zeitung "Les Echos". Gemäss dem Bericht will die französische Schlachterei- und Fleischhandelsgruppe Bigard die in mehreren europäischen Ländern für ihre Fleisch- und Wurstwaren bekannte Herta für 300 Millionen Euro übernehmen. Die Vorstellungen von Nestlé lägen dagegen bei einem Preis zwischen 400 und 500 Millionen Euro, so das Blatt.

Nestlé dürfte die Mittel, die sie aus den Veräusserungen erhält, auch wieder einsetzen. Der Portfolioumbau sei "on track" und laufe weiterhin, hiess es vor einiger Zeit. Der Konzern will angesichts der hohen Preise bei möglichen Zukäufen aber Vorsicht walten lassen. "Wir müssen sorgsam sein, denn die Preise sind sehr hoch", sagte Finanzchef Francois-Xavier Roger Ende August auf einer Konferenz.

Nestlé will das Geschäft bekanntlich vor allem in Wachstumsbereichen vorantreiben. Die wichtigste Transaktion in Bezug auf das Portfolio letztes Jahr war sicher der Erwerb der Lizenz zur Vermarktung von Starbucks-Kaffeeprodukten ausserhalb der Cafés dieser Kette. Der Start mit neuen Produkten ist offenbar geglückt. Alle anfänglichen Zeichen deuteten auf einen "überwältigenden Erfolg" hin, sagte jedenfalls CEO Mark Schneider bei den Halbjahreszahlen. Seit kurzem werden die neuen Produkte auch in der Schweiz verkauft (bei Coop).

TRENDS: Nestlé will von der wachsenden Nachfrage nach veganen Lebensmitteln profitieren und setzt verstärkt auf Alternativen für klassische Fleischwaren. Mit pflanzlichen Burgern, Würstchen und Schnitzeln zielt der Lebensmittelkonzern vor allem auf junge Kunden ab, die ihren Fleischkonsum zwar reduzieren, aber nicht gänzlich darauf verzichten wollen. Der Konzern hat bereits vegane Burger auf dem Markt, in der Schweiz wurden sie vor kurzem ebenfalls lanciert. Nun will Nestlé diese auch mit selbst entwickelten Ersatzprodukten für Käse und Speck ergänzen, wie es letzte Woche hiess. Umsatzzahlen für die wachsende Kategorie gibt Nestlé nicht bekannt.

AKTIENRÜCKKAUF: Bei Nestlé läuft bekanntlich ein grösseres Aktienrückkauf-Programm: bis Ende 2019 sollen Aktien im Wert von 20 Milliarden Franken zurückgekauft werden. Aktuell (per 08.10.19) sind Aktien im Gesamtwert von rund 17,6 Milliarden bzw. 88 Prozent des Programms abgewickelt. Nestlé hatte das Programm Anfang Jahr beschleunigt, ursprünglich war das Ende für Mitte 2020 vorgesehen.

L'ORÉAL: Immer wieder wird über das 23%-Paket von Nestlé am französischen Kosmetikkonzern spekuliert. Im März 2018 lief ein Abkommen mit der französischen Familie Bettencourt aus bzw. wurde von Nestlé nicht verlängert. Dieses sah vor, dass sowohl der Schweizer Konzern als auch die Familie ihren Anteil bis zu sechs Monate nach dem Tod der L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt - sie ist im September 2017 gestorben - nicht erhöhen können. Nestlé betonte vor einem Jahr, dass man nicht beabsichtige, den Anteil zu erhöhen. Allerdings fordern Investoren eher den Verkauf des Anteils, insofern hat die Äusserung von Nestlé diesbezüglich für keine Klarheit gesorgt.

AKTIENKURS: Die Nestlé-Aktie ist im bisherigen Jahresverlauf trotz mässiger Performance in den letzten Wochen der beste SMI-Wert. Aktuell (Dienstag 13.15 Uhr) notiert das Papier mit 106,02 Franken knapp 33 Prozent höher als Ende 2018 (SMI +18%). Das Jahreshoch (und Allzeit-Hoch) stammt vom 6. September und liegt bei 113,20 Franken.

jl/uh