Kairo (Reuters) - Im bereits einmal von Israel eingenommenen und wieder geräumten Norden des Gazastreifens sind am Freitag die heftigen Kämpfe mit den Milizionären der radikal-islamischen Hamas fortgesetzt worden.

Anwohner berichteten, israelische Panzer seien bis in den Kern von Dschabalia vorgedrungen. In den engen Gassen des seit Jahrzehnten bestehenden Flüchtlingslagers lieferten sich beide Seiten die heftigsten Gefechte seit der Rückkehr der Hamas in den Bezirk vor einer Woche. Bulldozer hätten eine Schneise geschlagen und mehrere Gebäude zerstört. Die israelische Armee begründete die Einsätze in dem bereits vor Monaten geräumten Gebiet mit der Rückkehr der Hamas-Kämpfer.

Im Süden dauerten die Kämpfe um Rafah an. Israelische Panzer und Kampfflugzeuge beschossen Teile der Grenzstadt zu Ägypten. Kämpfer von Hamas und des Islamischen Dschihad griffen israelische Truppen nach eigenen Angaben mit Panzerabwehrraketen und Mörsern an. Erklärtes Ziel von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist die Vernichtung der Hamas. Dafür ist aus israelischer Sicht die Einnahme von Rafah nötig, wo sich mehrere Hamas-Bataillone verschanzt haben sollen. Rund die Hälfte der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifen sind vor den Kämpfen in die Grenzstadt geflohen.

Nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde sind bislang mindestens 35.303 Palästinenser durch die Kämpfe getötet worden. Hilfsorganisationen warnen vor Hunger und Krankheiten. Ausgelöst wurde der Krieg durch einen Hamas-Angriff im Grenzgebiet, bei dem am 7. Oktober rund 1200 Menschen getötet wurden. Über 250 Menschen als Geiseln genommen. Von ihnen sollen noch 128 in der Hand der Extremisten sein.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)