Industrie, Bau und Energieversorger fuhren ihre Herstellung im November zusammen um 1,1 Prozent hoch und damit so stark wie seit anderthalb Jahren nicht mehr, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. "Die Konjunkturschwäche in der Industrie ist noch nicht überwunden", betonte das Ministerium allerdings. Wie schwer sich viele Betriebe vor allem mit dem Auslandsgeschäft tun, zeigen Daten zum Export. Die Ausfuhren sanken im November um 2,3 Prozent zum Vormonat und damit so kräftig wie seit April 2019 nicht mehr.

"Der Jahresausklang im Außenhandel spiegelt die anhaltende Unruhe in der Weltwirtschaft", sagte der Präsident des Exportverbandes BGA, Holger Bingmann. Die Risiken für die Weltwirtschaft hätten sich in den vergangenen Tagen noch verschärft. "Neben den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, die Ungewissheit im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Brexit und der nachlassenden Weltkonjunktur ist nun noch das Pulverfass Naher Osten hinzugekommen", sagte Bingmann. "Die Eskalation in der Region bedeutet einen weiteren Unsicherheitsfaktor für die Unternehmen."

Im Vergleich zum November 2018 fielen die Ausfuhren um 2,9 Prozent auf 112,9 Milliarden Euro. Nach den ersten elf Monaten des Jahres steht bei den Exporteuren ein vergleichsweise mageres Plus von 0,7 Prozent zu Buche - vor allem Drittländer wie die USA und China sorgten für Impulse. Das Geschäft mit Euro-Partnern oder anderen EU-Staaten hingegen stagnierte weitgehend. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet für 2020 sogar mit einem leichten Schrumpfen der Exporte. "2020 bleiben globale Unsicherheiten durch Handelskonflikte, Sanktionen oder dem Brexit bestehen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

"ABSTURZ IN REZESSION SCHEINT ABGEWENDET"

Die deutsche Industrie dürfte ihre Produktion im Januar, Februar und März drosseln, wie aus einer Ifo-Umfrage hervorgeht. Der Index des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts für die Produktionserwartungen der Industrie stieg im Dezember leicht, bleibt aber unter der Nulllinie. Die Entwicklung in einzelnen Branchen sei sehr unterschiedlich. "Den hellsten Lichtblick lieferte die Chemische Industrie." Dagegen verschlechterten sich die Produktionserwartungen in der Autobranche, im Maschinenbau und in der Metallerzeugung. "Das wird ein schwieriges Jahr für die Autobauer", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe zu Reuters.

Auch die Maschinenbauer kommen nicht in Schwung. Im November verbuchten die Hersteller 15 Prozent weniger Aufträge als im Vorjahresmonat, wie der Branchenverband VDMA mitteilte. Die Inlandsbestellungen seien um 15 Prozent geschrumpft, die Order aus dem Ausland um 14 Prozent.

Das Bruttoinlandsprodukt wird nach Prognose der NordLB in diesem Jahr mit 1,1 Prozent etwa doppelt so schnell wachsen wie 2019 - nicht zuletzt, weil es diesmal etliche Arbeitstage mehr gibt. "Ein Absturz in die Rezession scheint somit abgewendet", sagte NordLB-Chefvolkswirt Christian Lips. "Ein Aufschwung zeichnet sich allerdings auch noch nicht ab, zu groß sind derzeit die politischen Risikofaktoren und zu schwach die globale Dynamik."