Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Deutschlands Industrie hat in den vergangenen Monaten immer weniger produziert, aber immerhin bleibt die größte Volkswirtschaft des Euroraums ein verlässlicher Lieferant schwacher Konjunkturdaten. Aber vielleicht ändert sich das in der anstehenden Woche ja? Für den datenmäßigen Auftakt des vierten Quartals erwarten Volkswirte leichte Anstiege bei Auftragseingängen und der Produktion. Neben zwei geldpolitischen Entscheidungen bietet die Woche außerdem den US-Arbeitsmarktbericht und einige interessante Veröffentlichungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im dritten Quartal um 0,1 Prozent gesunken, und Volkswirte sind sich ziemlich einig in der Einschätzung, dass das BIP auch im vierten Jahresviertel sinken wird. Das liegt zum einen an der nun schon länger anhaltenden Schwäche des verarbeitenden Gewerbes, das mit zyklischen und strukturellen Problemen zu kämpfen hat. Die Produktion im produzierenden Sektor, zu dem auch noch der Bau und die Energiewirtschaft gehören, ist seit April nicht mehr gestiegen.


   Deutsche Produktion steigt im Oktober leicht 

Die Prognose der von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte (plus 0,5 Prozent) sagt, dass sich das im Oktober geändert hat, wobei Vorlaufindikatoren nicht zwingend in diese Richtung deuten: So hat die Autoproduktion laut Saisonbereinigung der Commerzbank nur stagniert, die Auftragseingänge sind schwach und der Maut-Indikator sank um 1,9 Prozent. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Donnerstag (8.00 Uhr). Beeinflusst werden die Erwartungen für die Produktion aber wohl noch von denen zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe, die am Mittwoch (8.00 Uhr) veröffentlicht werden.

Für die zeitgleich anstehenden Auftragseingänge wird ein leichter Rückgang (minus 0,5 Prozent) erwartet. Volkswirte erwarten außerdem, dass die deutschen Ausfuhren im Oktober um 1,5 Prozent gestiegen sind. Einen Nachläufer aus dem dritten Quartal stellen die Zahlen zu den Umsätzen im Dienstleistungssektor dar, die Destatis am Freitag (8.00 Uhr) veröffentlicht.

Weitere wichtige Konjunkturdaten sind die dritte Veröffentlichung des Euroraum-BIP für das dritte Quartal (Donnerstag, 11.00 Uhr), der chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) des Dienstleistungssektors (Dienstag (2.45 Uhr).


   US-Beschäftigungswachstum ändert sich im November kaum 

Am Freitag (14.30 Uhr) kommt der US-Arbeitsmarktbericht für November. Nachdem der Inflationsdruck weitgehend wie erwartet weiter zurückgegangen ist, warten Analysten und Marktteilnehmer auf Hinweise darauf, ob sich auch der Arbeitsmarkt ausreichend abkühlt. Ökonomen prognostizieren nach dem Factset-Konsens ein Stellenwachstum von 163.000 (Vormonat: 150.000) und eine stabile Arbeitslosenquote von 3,9 Prozent. Für die Stundenlöhne wird ein Zuwachs um 0,3 (0,2) Prozent gegenüber dem Vormonat vorhergesagt und auf Jahressicht eine Steigerung um 4,0 (4,1) Prozent.

Im aktuellen Beige Book der Fed hieß es, dass sich die Nachfrage nach Arbeitskräften in den Wochen bis Mitte November "weiter entspannt" habe, wobei die meisten Bezirke einen "flachen bis bescheidenen Anstieg der Gesamtbeschäftigung" gemeldet hätten. Zudem habe die Mehrheit der Bezirke berichtet, dass mehr Bewerber zur Verfügung stünden.


   EZB informiert über Konsumentenumfrage und TLTRO-Rückzahlungen 

Vier interessante EZB-Termine sind der Woche zu erwarten: Am Dienstag (15.00 Uhr) wird der Monatsbericht zur Entwicklung der APP-Anleihebestände und der Zweimonatsbericht zum PEPP-Programm veröffentlicht, und EZB-Präsidentin Christine Lagarde spricht. Am Dienstag (10.00 Uhr) kommen die Ergebnisse die EZB-Konsumentenumfrage für Oktober, die wegen der Entwicklung der Inflationserwartungen wichtig sind. Am Freitag schließlich informiert die EZB über das Volumen vorfristiger TLTRO-Rückzahlungen.

Die Reserve Bank of Australia (Dienstag, 6.30 Uhr) und die Bank of Canada (Mittwoch, 16.30 Uhr) informieren über ihre geldpolitischen Entscheidungen.

(Mitarbeit: Andreas Plecko)

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

December 01, 2023 08:58 ET (13:58 GMT)