FRANKFURT (dpa-AFX) - Gut zwei Wochen vor der voraussichtlich ersten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) seit Jahren haben Europas Aktien noch Aufwärtspotenzial - zumindest aus technischer Sicht. "Die Bullen haben die Sache in der Hand", heißt es in einer charttechnischen Analyse des Brokers Lynx.

Marktexperte Ronald Gehrt begründet das Potenzial des EuroStoxx 50 mit einem im Oktober 2023 begonnenen Aufwärtstrend. Mit einem zwischenzeitlichen Rücksetzer habe der Leitindex für die Eurozone Anfang Mai diese Aufwärtslinie getestet - und diesen Test bestanden. Das sei die "ideale Steilvorlage" gewesen, um das Hoch von Anfang April bei 5122 Punkten erneut in Angriff zu nehmen.

Anschließend und angesichts der winkenden Zinssenkung habe "so mancher im Vorfeld schon mal kräftig vorgekauft", so der Chartexperte. Vom bestandenen Test des Aufwärtstrends ging es um gut vier Prozent nach oben auf gut 5100 Zähler. "Aber genau da klemmt es jetzt: Der europäische Leitindex traf dort offenbar auf Abgabedruck".

Möglicherweise hätten bereits so viele Anleger und Trader Aktien gekauft, dass dem EuroStoxx 50 schlicht die Käufer ausgingen. In diesem Fall könnte eine erste Zinssenkung der EZB sogar zum Bumerang werden, wenn nämlich die Anleger ihre Gewinne realisieren wollen. "So könnte die Sache in der Tat ausgehen, es wäre nicht das erste Mal", schreibt Gehrt.

Damit die zurückliegende Hausse nicht zum Rohrkrepierer werde, müssten die Käufer nun "ihre letzte Reserve mobilisieren", um das jüngste Hoch bei 5122 Punkten doch noch zu überwinden. Und das idealerweise mehrere Handelstage vor der EZB-Sitzung. Das entgegengesetzte Szenario wäre ein Rückfall unter den Aufwärtstrend bei aktuell 4960 Zählern. Nun heiße es also "Sekt oder Selters"./bek/ajx/tih