Tokio (Reuters) - EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat sich zurückhaltend über mögliche Zinssenkungen nach Juni geäußert.

Je nach Daten könnte eine Zinssenkung im Juni angemessen sein, sagte sie in einem am Freitag veröffentlichten Interview der japanischen Zeitung "Nikkei". Danach sei der Weg aber deutlich unsicherer und eine Herabsetzung der Zinsen im Juli sei nicht gerechtfertigt. "Jüngste Daten haben bestätigt, dass die letzte Meile des Inflationsrückgangs die schwierigste ist." Nach vielen Jahren mit sehr hoher Teuerung bestehe das Risiko, die Geldpolitik voreilig zu lockern. "Wir sollten sehr vorsichtig vorgehen", sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB).

Weitere Fortschritte bei der Inflation seien erforderlich, um die Zuversicht zu stärken, dass die Inflation spätestens im Jahr 2025 nachhaltig zum EZB-Ziel von zwei Prozent zurückkehren wird, führte Schnabel aus. Geopolitische Entwicklungen wie etwa die Eskalation der Spannungen in Nahost könnten Aufwärtsrisiken für den Inflationsausblick bedeuten.

Eine Zinssenkung auf der kommenden EZB-Sitzung am 6. Juni gilt bei vielen Währungshütern bereits als so gut wie ausgemacht, weshalb sich die Diskussion inzwischen vor allem um den weiteren Zinspfad dreht. Am Finanzmarkt wird aktuell mit drei Zinssenkungen der EZB in diesem Jahr gerechnet. Die EZB strebt 2,0 Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft der 20-Ländergemeinschaft an. Mit 2,4 Prozent im April lag die Rate zuletzt nicht mehr weit von diesem Ziel entfernt.

(Bericht von Leika Kihara, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)