Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steht am Donnerstagvormittag deutlich im Plus. Die SNB hat mit der dicken Überraschung einer Zinssenkung den zuvor schon höheren Kursen zusätzlichen Schwung verliehen. Allerdings ist die erste Euphorie über den von der EZB unabhängigen Schritt der SNB bereits wieder etwas verflogen. Die Zinssenkung um 25 Basispunkte wird zwar von einer Mehrheit der Kommentatoren als angesichts der wieder klar innerhalb des Zielbandes liegenden Inflation als nachvollziehbar betrachtet. Es gibt aber auch Stimmen, die sich wegen der Unsicherheiten über Zweitrundeneffekte bei der Teuerung und angesichts des Zuwartens von EZB und Fed eine abwartendere Haltung der SNB gewünscht hätten.

Den Teppich für die freundliche Stimmung am Berichtstag wurde allerdings bereits am Vorabend von der US-Notenbank gelegt. Die Zinsen wurden vom Fed zwar wie erwartet noch nicht gesenkt. Die Aussicht auf einen baldigen Beginn des Zinssenkungspfads in den USA bleibt indes intakt. Die Sorgen seien verflogen, dass der jüngste Anstieg der Inflation das Fed von seinem Kurs abbringen könnte, wie erwartet Mitte Juni die Zinsen zu senken, heisst es in Börsenkreisen. So rechnet etwa auch die UBS in ihrem Basisszenario für das laufende Jahr nun weiterhin mit drei Zinsschritten der US-Notenbank.

Der Leitindex SMI notiert gegen 11.00 Uhr 0,73 Prozent höher bei 11'707,52 Punkten. In einer ersten Reaktion auf den Schritt der SNB ist der SMI bis auf einen Tageshöchststand von 11'779 hochgeschossen, womit zu einem neuen Jahreshoch nur noch rund 20 Punkte gefehlt haben. Rasch blätterten diese Gewinne aber wieder etwas ab.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht um 1,09 Prozent auf 1925,66 Punkte an und der breite SPI um 0,84 Prozent auf 15'376,68 Punkte. Abgeschwächt hat sich hingegen der Schweizer Franken. Der US-Dollar verteuerte sich deutlich auf 0,8937 Franken und der Euro auf 0,9752 Franken.

Die grössten Gewinne verzeichnen nach wie vor VAT (+4,8%), gestützt von den Aussichten auf bald sinkende Zinsen in den USA und entsprechend positive Vorgaben von der US-Börse Nasdaq. Technologietitel profitieren besonders von günstigen Zinsen, damit sie wachsen können. "Die SNB hat nun quasi noch den Turbo gezündet", sagt ein Händler. Im breiten Markt werden dadurch weitere Technologie-Aktien wie AMS Osram (+4,8%), Comet (+5,3%), Inficon (+2,3%) oder U-Blox (+3,6%) gestützt.

Deutlich höher notieren bei den grosskapitalisierten Werten auch SIG (+4,0%), Julius Bär oder Straumann (je +3,3%).

Swatch (+2,8%) sind ebenfalls klar gesucht. Der Luxusgüterkonzern hat am Morgen im Vorfeld der Bilanzmedienkonferenz die bisherige Strategie bestätigt. Demnach bleibt unter anderem die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Schweiz ein Anliegen.

Für Partners Group (+2,9%) haben die Banken Vontobel und JP Morgan im Nachgang zu den Jahreszahlen von Anfang Woche die Kursziele deutlich erhöht. Vontobel bekräftigt zudem die Kaufempfehlung für die Aktie.

Dass der Gesamtmarkt nicht noch stärker nach oben zieht, ist den schwachen GS von Roche (-1,2%) geschuldet. Die japanisch Tochtergesellschaft Chugai hat eine klinische Studie zum Produkt Enspryng veröffentlicht, welche die Analystengemeinde nicht restlos überzeugt hat. Die ZKB etwa bezeichnet die Resultate als "nicht robust".

Schindler (-0,7%) werden ex-Dividende gehandelt. Diese ist allerdings mit 4,00 Franken klar höher als der aktuelle absolute Verlust von 1,60 Franken.

Im breiten Markt geben gegen den Trend DocMorris (-8,2%) nach Zahlen markant nach. Unter anderem wird die Guidance zum Umsatz für das laufende Jahr am Markt als sehr konservativ erachtet.

Bei Cosmo (-6,0%) kommt es nach den positiv aufgenommenen Jahreszahlen vom Vortag und dem bisherigen Jahresplus von rund 30 Prozent zu Gewinnmitnahmen.

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