Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt sind die Kurstafeln am Donnerstag überwiegend tiefrot gefärbt. Gewinner gibt es nur vereinzelt. Anleger dächten gerade zweimal darüber nach, wie die jüngste Rally angesichts der unsicheren Gemengelage zu bewerten sei. Viele nutzen den zuletzt guten Lauf, um ihre Gewinne zu versilbern, heisst es von Händlerseite.

Die Gemengelage sei derzeit auch eher herausfordernd. Die Coronavirus-Varianten träfen auf eine insgesamt eher holprige Impf-Logistik und schürten so die Verunsicherung der Anleger weiter. Darüber hinaus reagieren Investoren verschnupft auf die US-Notenbank Fed vom Vorabend, die mit ihrem "weiter wie bisher" die Anleger nicht für sich gewinnen konnte. Hinzu kommen die Zahlen von US-Techgiganten wie Apple und Facebook, die zwar besser waren, die Ausblicke waren den Investoren aber zu vorsichtig formuliert. Auch der koreanische Grosskonzern Samsung wurde den Markterwartungen nicht gerecht.

Der SMI verliert gegen 11 Uhr 1,56 Prozent auf 10'733,74 Punkte. Im Verlauf des Vormittags war der Leitindex bis auf 11'014 Punkte nach unten durchgereicht worden. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 1,59 Prozent auf 1'688,87 und der breite SPI um 1,37 Prozent auf 13'350,85 Zähler. Von den 30 SLI-Werte geben alle bis auf SGS und Logitech nach.

Dass die Nervosität der Investoren zuletzt deutlich gestiegen ist, zeigt auch der Volatilitätsindex VSMI, der mittlerweile um knapp 12 Prozent nach oben schnellt. Erst am Vortag war der VSMI auf dem höchsten Schlusskurs-Niveau der vergangenen 4 Wochen geschlossen.

Die Verliererliste wird von Adecco (-4,5%) angeführt. Eine Abstufung durch Jefferies sowie ein entsprechend vorsichtiger Kommentar lasten schwer auf den Titeln.

Gesprächsstoff liefern dagegen Swatch (-3,8%) und SGS (+0,2%), die beide am Morgen Zahlen für 2020 vorgelegt haben. Bei Swatch verweisen Händler auf den schlechter als erwartet ausgefallenen Jahresabschluss des Uhrenkonzerns, der im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht ist und die Dividende kürzen will.

Darüber hinaus zeigen die aktuellen Konjunkturdaten, dass die Exporte von Schweizer Uhren weiter rückläufig waren. Allerdings ist das Minus zum Jahresende hin immer kleiner geworden. Vor allem die Ausfuhren nach China legten im Dezember erneut deutlich zu. Swatch-Konkurrent Richemont hält sich denn auch mit einem Minus von 0,9 Prozent klar besser.

Gewinnmitnahmen machen derweil den Aktien von Lonza (-3,6%), Alcon (-3,3%) oder auch Julius Bär (-1,9%) zu schaffen, die allesamt seit Jahresbeginn klar positive Kursbilanzen aufweisen. Lonza hatten bereits am Vortag nach der Zahlenvorlag und Aussagen zum weiteren Geschäftsverlauf unter Abgaben gelitten.

Neben Julius Bär geben auch die übrigen Finanzwerte nach. Swiss Life, die CS, die UBS aber auch Zurich und die Swiss Re verbilligen sich zwischen 2,4 und 1,5 Prozent. Europaweit geben Finanzwerte verstärkt nach. Händler verweisen auf Warnungen der EZB-Bankenaufsicht. Diese mahnt die Branche zur Vorsorge für eine mögliche Welle an Kreditausfällen als Folge der Corona-Krise.

Dass der Markt nicht noch weiter fällt, verdankt er nicht zuletzt Nestlé (-0,8%) und Novartis (-1,4%), die sich besser, bzw. in etwa mit dem Markt halten und ihn so nach unten abfedern.

Auch andere eher defensive Werte wie Swisscom oder Givaudan halten sich mit Abgaben von weniger als einem Prozent besser als der Gesamtmarkt.

Gegen den Trend im Plus notieren nach Zahlen die Aktien vom Warenprüfkonzern SGS (+0,2%). Die Genfer haben im Coronajahr wie erwartet einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen müssen, konnten aber dank Sparmassnahmen die operative Marge verteidigen. Letzteres wird von Analysten gut aufgenommen.

Gegen den Trend fest sind auch Logitech, die um 1,2 Prozent zulegen.

Aus den hinteren Reihen hatten sich am Morgen Bucher (-4,6%), Coltene und Emmi (beide -1,7%) mit Angaben zum Geschäftsverlauf 2020 zu Wort gemeldet.

Dem stehen Aufschläge von 2,5 Prozent der Versandapotheke Zur Rose und 2,1 Prozent beim Reisedetailhändler Dufry gegenüber. Beide profitieren von Analystenkommentaren.

hr/ra