Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt kann sich zum Wochenschluss gegen den insgesamt eher schwachen Trend der Börsen in Europa stemmen. Dabei helfen ihm massgeblich die drei defensiven Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis. Generell ist die Stimmung der Investoren allerdings nach dieser zweiten Notenbank-Woche eher verhalten. "Nach einer weiteren Woche mit Notenbankentscheidungen und dabei einigen Überraschungen nach oben auf der Zinsseite ist nun der Blick zum Wochenausklang auf die Konjunktur gerichtet", sagt ein Händler.

Rund um den Globus werden die neuesten Einkaufsmanagerindizes publiziert. In Deutschland und der Eurozone sind sie schwächer als erwartet ausgefallen. Auch ist der Index für das verarbeitende Gewerbe in beiden Fällen erneut klar unter der Wachstumsgrenze von 50 Punkten geblieben. Aber auch der Dienstleistungssektor kommt jetzt ins Straucheln, kommentiert ein Ökonom: "Derzeit ist er noch die Stütze der Konjunktur. Doch dieser wichtige Pfeiler scheint mit Blick auf das zweite Halbjahr wegzufallen." Unter dem Strich seien die Märkte derzeit hin- und hergerissen: "Mit schwachen Konjunkturdaten kann man ja gleichzeitig begründen, dass das Zins-Top erreicht ist und wir eher in Richtung Zinssenkungen marschieren", heisst es in einem Kommentar.

Der SMI gewinnt gegen 10.50 Uhr 0,49 Prozent hinzu auf 11'238,42 Punkte und bewegt sich damit auf Tageshoch. Auf Wochensicht bleibt seine Bilanz mit aktuell knapp -1,5 Prozent dennoch negativ.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,44 Prozent auf 1748,21 und der breite SPI 0,41 Prozent auf 14'774,17 Zählern. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 21 hinzu und neun geben.

Ein Blick auf das Gewinnerfeld zeigt, dass in diesem von Unsicherheiten geprägten Umfeld defensive Werte Trumpf sind. Mit Givaudan (+2,0%), Nestlé, Roche und Novartis (alle drei +0,8%) sind vor allem wenig konjunktursensible Titel gefragt. Vor allem die drei Schwergewichte sorgen denn auch dafür, dass sich der Schweizer Markt im Plus bewegt, während Dax & Co. allesamt negative Vorzeichen aufweisen.

Beim Pharmakonzern Roche ist der amerikanische Lizenzpartner Sarepta für die gute Laune verantwortlich. Dieser hat in den USA die Zulassung für seine Gentherapie Elevidys zur Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) erhalten. Der Schweizer Pharmakonzern Roche hält die Vermarktungsrechte für Elevidys ausserhalb der USA. Vontobel stuft die Zulassung denn auch als gute Nachricht für die Basler ein.

Aber auch andere Vertreter der Gesundheitsbranche sind gesucht. So verteuern sich Alcon, Sonova und Straumann um bis zu 1,5 Prozent. Europaweit werden Gesundheitswerte zum Wochenausklang verstärkt gesucht.

Gleichzeitig greifen Investoren bei jenen Werten zu, die im bisherigen Wochenverlauf etwas deutlicher zurückgefallen sind. Hierzu zählen etwa Sika (+1,2%), denen negative Nachrichten aus der Chemiebranche deutliche Kurseinbussen beschert haben.

Für Gesprächsstoff sorgt auch einmal mehr der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler (+0,5%). Dort sind den dritten Tag in Folge hohe Käufe von eigenen Wertpapieren durch Geschäftsleitungsmitglieder bekannt geworden.

Das Ende der Kurstafel wird von Vertretern der Finanz- und der Technologiebranche okkupiert. Neben AMS Osram (-2,2%) fallen noch VAT (-0,8%) und Temenos (-0,6%) auf. Aber auch Swiss Life, UBS, Partners Group, Julius Bär und die Swiss Re sind mit Abgaben von bis zu 0,6 Prozent im Verliererfeld zu finden. Abgesehen davon, dass Technologiewerte ohnehin sensitiv auf Zinsveränderungen reagieren, dämmen Investoren generell vor dem Wochenende gerne Risiken ein.

Darüber hinaus fallen noch Richemont (-1,2%) zurück und Swatch (+0,1%) hinken dem Markt hinterher. Die jüngsten Konjunkturdaten aus Japan werden als enttäuschend eingestuft. Asien ist eine wichtige Absatzregion für die Uhrenhersteller.

In den hinteren Reihen sorgen vor allem Analystenkommentare für Bewegung. U-Blox (-6,7%), Bossard (-3,7%) und Schweiter (-2,4%) geben nach negativen Kommentaren hach. Besser sieht es für Carlo Gavazzi, SoftwareOne und Klingelnberg aus, die nach positiven Experteneinschätzungen allesamt mehr als 1 Prozent hinzugewinnen.

hr/tv