Zürich (awp) - Die Schweizer Börse gewinnt am Montag nach einer verhaltenen Eröffnung angeführt von Finanzwerten zunehmend an Fahrt. Der Markt profitiere nach der schwarzen Vorwoche nun von einer technischen Erholung, sagen Händler. Der Markt sei technisch total überverkauft und daher eigentlich reif für eine Erholung gewesen. Ob die Gewinne gehalten oder gar noch ausgebaut werden könnten, werde sich erst weisen müssen. Denn nach wie vor stehe die US-Präsidentschaftswahl bevor. Daher könnten die Anleger auch wieder einen Gang zurückschalten.

Neben den US-Wahlen beschäftigt die Anleger weiterhin die Covid-Pandemie und deren Folgen für die Wirtschaft. Mehrere Länder haben wieder Lockdowns beschlossen. Zudem beraten die Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Fed über die Geldpolitik in der weltgrössten Volkswirtschaft. Die Ergebnisse der Beratungen werden am Donnerstag veröffentlicht. Bis dahin werden ausserdem zahlreiche Unternehmensergebnisse und Konjunkturzahlen veröffentlicht. Höhepunkt der Daten ist am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 1,01 Prozent höher auf 9'683,69 Punkten. Der die 30 wichtigsten Aktien umfassende SLI steigt um 0,97 Prozent auf 1'492,18 und der umfassende SPI 0,87 Prozent auf 12'098,83 Zähler. 23 der 30 SLI Werte legen zu und sechs geben nach. Logitech sind unverändert. In der Vorwoche hat der Leitindex 4,4 Prozent verloren.

Zur Erholung beigetragen haben laut Händlern neben Erholungskäufen auch besser als erwartet ausgefallene Konjunkturzahlen aus China, aus der Schweiz und der EU. Dies sorgte für Hoffnung und Zuversicht bei den Anlegern, wie es heisst. An die Spitze der Gewinner setzten sich LafargeHolcim (+3,4%). Europaweit steigen grosse Bauaktien wegen der Aussicht auf ein grosses Infrastrukturprogramm der USA. Zudem profitieren sie davon, dass Morgan Stanley und JPMorgan das Kursziel für die Anteile des Zementkonzerns erhöht und die Kaufempfehlung nach der Veröffentlichung des Quartalsberichts am vergangenen Freitag bestätigt haben.

Dies hilft auch anderen Industriewerten. Die Anteile des Robotikkonzerns ABB (+1,1%), des Bauchemiespezialisten Sika (+1,05) und des Liftherstellers Schindler (+1,1%) zählen ebenfalls zu den grössten Gewinnern.

Zu den Spitzenwerten zählen ausserdem die im bisherigen Jahresverlauf geprügelten Finanzwerte. So gewinnen Swiss Re (+3,0%) und knüpfen damit an den Erholungstrend an, den sie am vergangenen Freitag nach Bilanzvorlage eingeschlagen haben. Auch der Assetmanager Partners Group (+2,9%), die Grossbank UBS (+1,7%) und Julius Bär (+1,6%) sowie die Versicherer Swiss Life (+2,1%) und Zurich (+1,2%) ziehen kräftig an.

Stützen den Marktes sind auch die Marktschwergewichte Nestlé (+0,8%), Novartis (+1,0%) und Roche (+0,8%). Während die beiden Pharmatitel von positiven Produktmeldungen unterstützt werden, sorgt die Übernahme von Freshly für positive Kommentare über den Nahrungsmittelriesen.

Dagegen stehen die Aktien von Richemont (-1,0%) auf der Verliererliste. Swatch (+0,2%) hinken dem Markt ebenfalls hinterher. Sie litten unter den Pandemiebedingten Reisebeschränkungen und den Lockdowns, die in vielen Ländern wieder eingeführt werden, heisst es am Markt.

Schwächer sind Sonova (-0,9%) und Straumann (-0,3%). Möglichweise befürchten manche Marktteilnehmer, dass sich ein Lockdown ähnlich wie im Frühling erneut negativ auf die Medizintechnikwerte auswirken könnte, sagt ein Händler.

Am breiten Markt steigen Addex um 12 Prozent. Das Biotechunternehmen hat von seinem Projektpartner Indivior eine weitere Finanzierungszusage erhalten und die seit 2018 laufende Kooperation bis Juni 2021 verlängert.

Dagegen büssen Santhera 5,7 Prozent ein. Das Biopharmaunternehmen entlässt etwa die Hälfte der Mitarbeitenden, da es sich wie angekündigt auf Vamorolone fokussiert, nachdem der zweite Hoffnungsträger Puldysa nicht die erhoffte Wirksamkeit gezeigt hatte.

pre/tt