Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einem behaupteten Wochenstart rechnen Marktteilnehmer an den europäischen Aktienmärkten. "Der DAX dürfte die Rally-Gewinne zunächst mehr oder weniger verteidigen", so ein Händler mit Blick auf das Plus von nun schon über 2.000 Punkten in den vergangenen Wochen und die damit erzielten Rekordstände. Über die Eröffnung hinaus überwiegt sogar noch vorsichtiger Optimismus: "Die 17.000er-Marke könnten wir vor dem Verfall noch anreißen", so ein Optionshändler. Am Freitag ist der letzte Große Verfalltag an den internationalen Terminbörsen in diesem Jahr. Zuvor stehen die Zinsentscheidungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank im Fokus. Danach gehen Händler de facto von einem Ende der Börsenaktivitäten von Großanlegern aus, da die Bücher fürs Jahr dann voraussichtlich geschlossen werden.

Positiv ist auch, dass von gefährlicher Euphorie an den Börsen keine Rede sein kann: Beim DAX-Future hat das Volumen der ausstehenden Put-Optionen ein neues 6-Monats-Hoch erreicht, wie Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partner sagt. "Damit wird jetzt eine Art Sicherheitsnetz aufgespannt", so der Vermögensverwalter. Diese zunehmende Skepsis mache zumindest einen schnellen und steilen Absturz beim deutschen Leitindex unwahrscheinlicher.

Etwas Sorgen macht man sich bei den Vorschusslorbeeren für die Notenbanksitzungen. So warnt Stratege Klaus Baader von der Societe Generale, dass Fed, EZB und Bank of England die Zinsen unverändert lassen und dabei signalisieren werden, dass Senkungen erst einmal nicht auf der Agenda stehen. Die EZB könnte dazu ein früheres Ende ihres Anleihekaufprogramms PEPP ankündigen und damit das Quantitative Tightening beschleunigen.

Wasser in den Wein gießen die Vorlagen aus China. Besonders in Hongkong setzt die Börse ihre Talfahrt fort. In China sind die Preise zuletzt weiter gefallen, die Verbraucherpreise das zweite Mal in Folge. Die Produzentenpreise gingen im Jahresvergleich sogar deutlich um 3,0 Prozent zurück und deuten damit nicht auf den erhofften Anstieg der Güternachfrage hin. Besonders bei den Rohstoffwerten und anderen von China abhängigen Branchen rechnen Händler nun mit Abgabedruck.


   Morphosys mit positiven Studiendaten fester erwartet 

Mit leichten Kursgewinnen bei Morphosys rechnen Händler am Montag. Das Biotech-Unternehmen steht im Fokus mit seiner Investorenkonferenz zu zukünftigen Aussichten von Pelabresib. Hier wurden positive Studiendaten aus einer Phase-3-Manifest-2-Studie vermeldet. Das Medikament wirke wie erhofft auf allen vier Einsatzgebieten. Damit könnten möglicherweise die Sorgen von Ende November ausgeräumt werden, die für einen massiven Kurseinbruch gesorgt hatten. Morphosys hat die Daten nach eigenen Angaben bereits auf der laufenden ASH-Konferenz in San Diego präsentiert.


   Sorgen um Zulieferer - Stellenstreichungen bei Bosch 

Mit Sorge blicken Händler auf die Entwicklung in der deutschen Zulieferindustrie. Anlass sind Berichte, Bosch wolle über 1.500 Stellen abbauen. "Das ist sowas wie das Herz und die Kernkompetenz der deutschen Autoindustrie", sagt ein Händler: "Es führt konkret vor Augen, dass die E-Mobilität schädlich für die Branche ist". Bosch begründe die Streichungen sogar mit dem verringerten Beschäftigungsbedarf bei E-Mobilität. Für die Börse stelle sich damit die Frage, ob ihre Vorstellungen vom möglichen Umsatzwachstum durch E-Mobilität überhaupt gerechtfertigt seien. Auch Continental, Schaeffler und andere Zulieferer dürften nun noch kritischer mit Blick auf ihre Zukunftsfähigkeit gesehen werden.

Druck wird auch auf die Aktien der Nahrungsmittelhersteller erwartet. Auslöser könnte eine negative Studie von Jefferies sein, in der unter anderem die Schwergewichte Nestle und Unilever abgestuft werden. "Damit könnte das Umdenken gegenüber der Branche beschleunigt werden", sagt ein Händler. Denn vor allem ihre Pläne zum Margen- und Umsatzwachstum erschienen immer unglaubwürdiger: "Das Volumen ging ja schon in den letzten Quartalen zurück und nur der Margenanstieg konnte das ausgleichen". Dieser scheine aber nun nach oben gekappt. Jefferies senkt Nestle und Unilever auf "Underperform", die Briten sogar gleich doppelt von einem vorherigen "Buy" aus.


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DEVISEN          zuletzt        +/- %       0:00  Fr, 17:14    % YTD 
EUR/USD           1,0767        +0,1%     1,0762     1,0759    +0,6% 
EUR/JPY           156,67        +0,4%     156,10     155,52   +11,6% 
EUR/CHF           0,9469        -0,1%     0,9474     0,9467    -4,3% 
EUR/GBP           0,8586        +0,1%     0,8577     0,8583    -3,0% 
USD/JPY           145,50        +0,3%     145,05     144,52   +11,0% 
GBP/USD           1,2540        -0,0%     1,2545     1,2536    +3,7% 
USD/CNH           7,1910        +0,1%     7,1833     7,1836    +3,8% 
Bitcoin 
BTC/USD        42.226,91        -3,6%  43.793,40  43.877,46  +154,4% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex          71,76        71,23      +0,7%      +0,53    -6,6% 
Brent/ICE          76,47        75,84      +0,8%      +0,63    -5,8% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)     1.998,15     2.004,62      -0,3%      -6,48    +9,6% 
Silber (Spot)      23,03        23,01      +0,1%      +0,02    -3,9% 
Platin (Spot)     920,78       921,05      -0,0%      -0,28   -13,8% 
Kupfer-Future       0,00         3,82         0%          0    +0,3% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
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Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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December 11, 2023 02:12 ET (07:12 GMT)