NEW YORK (Dow Jones)--Erneute Sorgen vor einer Ausweitung der Bankenkrise in den USA haben der Wall Street am Donnerstag Abgaben beschert. So suchen zwei weitere Regionalbanken nach Alternativen für ihr Geschäft. Dies befeuerte die Bedenken, dass die Bankenkrise noch nicht ausgestanden ist, hieß es von einem Marktbeobachter. Der Banken-Index im S&P-500 war mit einem Minus von 2,7 Prozent Tagesverlierer. Aber auch die am Vorabend bekannt gegebene Zinsentscheidung der US-Notenbank stand weiter im Blickpunkt.

Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 0,9 Prozent auf 32.128 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 0,7 Prozent nach unten. Der Nasdaq-Composite verzeichnete ein Minus von 0,5 Prozent. Dabei gab es 869 (Mittwoch: 1.130) Kursgewinner und 2.108 (1.841) -verlierer. Unverändert schlossen 88 (124) Titel.

Die Fed hatte ihren Leitzins am Mittwoch wie erwartet um weitere 25 Basispunkte nach oben genommen und zudem signalisiert, dass sie eine Pause im Zinserhöhungskurs einlegen könnte, um die Wirkungen der bisherigen Straffung der Geldpolitik zu beobachten. Eine Entscheidung über eine Zinspause soll allerdings erst auf der Sitzung im Juni fallen. In Europa ist die Europäische Zentralbank (EZB) der US-Notenbank am Donnerstag gefolgt und hat ihren Leitzins ebenfalls um 25 Basispunkte angehoben. Zudem hat sie weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Auch dies war am Markt weithin erwartet worden.

"Die US-Notenbank steckt in der Klemme. Wäre dies vor Covid geschehen und die Inflation kein Problem, würde die Fed über Zinssenkungen oder eine Verlangsamung des Quantitative Tightening (QT) oder dessen Beendigung sprechen. Aber jetzt haben sie ein Inflationsproblem, mit dem sie umgehen müssen", sagte Michael Lebowitz, Portfolio-Manager bei RIA Advisors.

Konjunkturseitig ist die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe etwas stärker als von Ökonomen erwartet gestiegen. Das US-Handelsbilanzdefizit ist im März derweil deutlich gesunken. Und die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft ist im ersten Quartal etwas stärker als prognostiziert gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Wie das US-Arbeitsministerium zudem mitteilte, stiegen die Lohnstückkosten im Berichtszeitraum um 6,3 Prozent. Volkswirte hatten einen Anstieg um 5,5 Prozent erwartet.


   PacWest Bancorp und Western Alliance Bancorp unter Druck 

Deutlich unter Abgabedruck standen die Papiere der beiden US-Regionalbanken PacWest Bancorp (-50,6%) und Western Alliance Bancorp (-23,6%). Die Aktien der PacWest Bancorp wurden belastet von Sorgen über eine mögliche Schieflage. Berichten zufolge prüft die Geschäftsleitung Alternativen und denkt über einen möglichen Verkauf nach. PacWest, die wie andere Regionalbanken seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank unter Druck steht, teilte indessen mit, dass die Einlagen der Bank zuletzt gestiegen seien. Zudem würden Gespräche mit Partnern und Investoren geführt.

Ähnliches gilt für die Western Alliance Bancorp. Die Financial Times berichtete, dass die Bank strategische Alternativen für ihr Geschäft in Betracht zieht. Der Kursrückgang erfolgte trotz einer Mitteilung der Bank über das Wachstum der Einlagen und die Erhöhung des Anteils versicherter Einlagen. Die Aktien von JP Morgan fielen um 1,4 Prozent und Bank of America reduzierten sich um 3,1 Prozent.


   Qualcomm nach Zahlen schwach 

Qualcomm fielen um 5,5 Prozent. Der Chiphersteller hat mit den Ergebnissen für das zweite Geschäftsquartal die Markterwartungen erfüllt, beim Ausblick auf das laufende dritte Quartal allerdings enttäuscht.

Gesucht waren die Papiere von AMD (+6,1%) und Microsoft (+0,3%). Laut einem Bloomberg-Bericht arbeitet AMD mit Microsoft bei der Entwicklung von Prozessoren für künstliche Intelligenz zusammen.

Der Ölkonzern Conocophillips (+1,3%) hat im ersten Quartal 2023 aufgrund der rückläufigen Ölpreise zwar weniger verdient als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, die Analystenerwartungen aber dennoch übertroffen.

Arconic machten einen Kurssprung um 28,3 Prozent auf 28,93 Dollar. Die Private-Equity-Gesellschaft Apollo Global Management soll kurz vor der Übernahme des Luft- und Raumfahrtunternehmens stehen. Wie mit der Sache vertraute Personen sagten, werde Arconic in der Transaktion mit 30 Dollar je Aktie oder etwa 3 Milliarden Dollar bewerten.


   Dollar wenig verändert - Renditen leicht erholt 

Der Dollar stabilisierte sich nach den jüngsten Abgaben. Der Euro fiel nach der EZB-Zinserhöhung um 0,4 Prozent auf 1,1014 Dollar. Die US-Währungshüter hätten das gemacht, was allgemein als wahrscheinlichstes Szenario angenommen worden sei; sie hätten zwar den Leitzins noch einmal angehoben, aber jeglichen Hinweis auf eine weitere Zinserhöhung gestrichen, so Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Die wichtigere Frage sei, ob der Leitzins lange erhöht bleiben oder bald wieder fallen werde. Dazu habe Fed-Chef Jerome Powell nicht viel Neues erzählt, weshalb die unmittelbare Reaktion der Dollarkurse ziemlich verhalten gewesen sei.

Am US-Anleihemarkt erholten sich die Renditen leicht von den jüngsten Verlusten. Lediglich am kurzen Ende des Marktes ging es mit den Renditen weiter nach unten. Am Vortag waren sie mit der Aussicht auf eine Zinserhöhungspause der Fed deutlich zurückgekommen.

Die Ölpreise zeigten sich nach den zuletzt deutlichen Abgaben wenig verändert. Zuletzt waren die Preise aufgrund anhaltender Rezessions- und Nachfragsorgen gefallen und auf das niedrigste Niveau seit Ende 2021 abgerutscht.

Der Goldpreis legte mit der Aussicht auf eine Zinspause der US-Notenbank weiter zu. Das Edelmetall entfernte sich dabei weiter von der Marke von 2.000 Dollar je Feinunze.


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INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          33.127,74  -0,9%  -286,50      -0,1% 
S&P-500        4.061,22  -0,7%   -29,53      +5,8% 
Nasdaq-Comp.  11.966,40  -0,5%   -58,93     +14,3% 
Nasdaq-100    12.982,48  -0,4%   -47,73     +18,7% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  3,78         -5,0        3,83      -63,6 
5 Jahre                  3,31         +0,7        3,30      -69,0 
7 Jahre                  3,33         +0,6        3,32      -64,3 
10 Jahre                 3,37         +2,6        3,34      -51,3 
30 Jahre                 3,73         +4,7        3,68      -23,8 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %    Do, 8:48  Mi, 17:28   % YTD 
EUR/USD                1,1014        -0,4%      1,1076     1,1058   +2,9% 
EUR/JPY                147,76        -0,8%      148,75     149,40   +5,3% 
EUR/CHF                0,9757        -0,2%      0,9781     0,9803   -1,4% 
EUR/GBP                0,8760        -0,5%      0,8809     0,8812   -1,0% 
USD/JPY                134,15        -0,3%      134,29     135,10   +2,3% 
GBP/USD                1,2574        +0,1%      1,2574     1,2548   +4,0% 
USD/CNH (Offshore)     6,9180        -0,0%      6,9097     6,9129   -0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             28.894,08        -0,2%   29.171,78  28.250,37  +74,1% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               68,58        68,60       -0,0%      -0,02  -14,5% 
Brent/ICE               72,40        72,33       +0,1%      +0,07  -14,1% 
GAS                            VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF               35,78        36,78       -2,7%      -1,00  -52,5% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          2.049,23     2.038,92       +0,5%     +10,31  +12,4% 
Silber (Spot)           26,04        25,63       +1,6%      +0,42   +8,7% 
Platin (Spot)        1.047,80     1.054,50       -0,6%      -6,70   -1,9% 
Kupfer-Future            3,86         3,84       +0,4%      +0,02   +1,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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May 04, 2023 16:21 ET (20:21 GMT)